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Hanibal

Hanibal

Titel: Hanibal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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besser gewoben, schöner gestriemt, erhebender geflochten, erhabener gekritzelt? Mit klirrenden Ansprachen, Herr der großen Bibliothek; mit befeuernden Schwertern, trompetenden Paukeneseln, auskeilenden Elefanten, äpfelnden Kataphrakten? Mit einem strahlenden Helden, der zwölf Jahre nach seiner Flucht aus Qart Hadasht die gläserne Geliebte umarmt, im löwenschwangeren Abend oder unter den Rosenfingern der Eos geflügelte Worte der wallenden Brust entsteigen lasset? Umschäumt von schnöden Königen, blökenden Römern, ödem Getöse?
    Aber ich will nicht geifern oder hadern. Als ich achtzig Jahre alt wurde, vor langer Zeit, machte ich meinen Frieden mit den Göttern, die es nie gab. Memnons schartiges Schwert, in drei Teile zerbrochen, sandte ich zum Tempel des uralten Amun in die Oase. Nun kein Hader mehr mit dem besseren Teil des Kosmos, dem wirklichen; auch mit den Menschen will ich Frieden machen, den es nie geben wird. Das andere Schwert…
    Die Sonne sinkt; der Vollmond kriecht bereits auf den Himmel wie ein schlechter Vergleich. Wir werden sie foppen, Bomilkar und die Schwinge des Westwinds und die Mannschaft und ich; alle werden wir foppen. Der Bote des Aristophanes von Byzantion wartet auf die letzte Rolle; er sagt, morgen werde es ein Fest in der Bibliothek geben, ein Abschiedsfest für Antigonos den Karchedonier. Die Söhne, Enkelinnen und Enkel von Memnon und der zu früh verstorbenen Qalaby wollen meiner harren am Hafen des Mareotis-Sees. Ah, Qalaby, wenn du noch dabei wärst.
    Korinna wird die Lampen löschen und mit dem Boten der Bibliothek das Haus verlassen. Die Gefilde von Eleusis. Ihre hundert Talente, dreihundertsechzigtausend Drachmen nach ptolemaischer Rechnung, warten in der königlichen Bank; das Leben in Alexandreia ist teurer geworden, hörte ich. Man braucht nun eineinhalb Drachmen am Tag, um erträglich zu leben. Korinna, du wirst erträglich leben, aber weine nicht, sondern schreib.
    Sie wird die Lampen löschen, wenn das letzte Wort geschrieben ist. Die Genehmigung, die in Ägypten für jeden Atemzug beantragt werden muß, die Erlaubnis, mit der Schwinge durch die Kanäle zum Nil und diesen aufwärts zu segeln bis zu den ersten Katarakten, auch diese ist erteilt. Die Schwinge hegt am Binnenhafen; es wird gutes Segeln sein, mit Nordwestwind, der das Tuch bläht, mit vollem Mond, der Land und Wasser mit milchigem Tränenreif überzieht. Und mit der schäbigen Freude eines alten Händlers, der überflüssigen Ehrungen und quälenden Abschieden entgeht.
    Ylans Schwert, geschmiedet bei den Tanzenden Steinen, in Britannien: Hannibals Schwert, das ich einem geben soll, der es führen kann. Bomilkar und Korinna haben nach längeren Zweifeln zugestimmt und mir geholfen. Die fünf Teile des Schwerts werde ich in den Nil werfen; morgen.

ANHANG
    GLOSSAR
    Zur Schreibweise einiger Namen: Q (Qart, Qarthalo etc.) ist nicht als -kw zu lesen; es ist die lat. Standardumschrift für den in der Kehle gebildeten k- Laut (etwa das arab. qaf): »meist stimmloser uvularer Plosiv«. Da karthagische Selbstbezeichnungen, in vielen Fällen sogar Städtenamen unbekannt sind (das alte sidonische Ityke/Utica ist nur in diesen griech. bzw. lat. Formen verzeichnet), bin ich, wo dies möglich war, auf griech. Fremdbzw. Lehnwörter ausgewichen (z. B. »Agora«) oder habe griech. Namensvarianten benutzt. Direkte Latinismen wie »Organisation« , »Transport«, »Grieche« wären im Mund eines Hellenen oder Puniers grotesk; andere, z. B. »Punier«, »Offizier«, »Truppen« erwiesen sich als kaum zu umgehen, so daß ich Inkonsequenz in Kauf nahm, um klobige Umschreibungen zu vermeiden. Ähnlich inkonsequent ist die Schreibweise bei griech. Namen oder Wörtern. Wo Differenzierungen nötig sind (»Oikumene«, »Oikonomos« sind etwas anderes als Ökumene und Ökonom), habe ich zu differenzieren versucht; durchgängig »Oikoumene« , »Aigypten«, »Phoiniker« oder »Prousias« zu schreiben erschien mir jedoch als allzu pretiös gespreizt.
    Die meisten Spezialisten finden sich, wie Prof. Werner Huß, Verfasser der mit großem Abstand besten, reichsten und fundiertesten Geschichte der Karthager (München 1985), »nur widerwillig« bereit, wenigstens die bekanntesten Namen in vokalisierter Form zu verwenden – Hanno statt Hn’, Hannibal statt Hnb’l. Es hätte jedoch die Wissenschaftlichkeit kaum geschändet, mit Vorbehalt und in sehr eckigen Klammern eine mutmaßliche Aussprache von Namen wie Mlkpls anzugeben; auch bei

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