Hanibal
bei der Plünderung eines Baal-Tempels in Susa erschlagen; fürwahr ein königlicher und angemessener Schluß. Als Hannibal zu ihm nach Ephesos kam, herrschte Antiochos, ohne zu beherrschen, über zahllose Menschen und Länder, vom Hellespont zum Arabischen Meer, vom Land der Juden bis zur Grenze Indiens: Satrapien, deren Treue zum König jederzeit zweifelhaft sein mußte. Der Reichtum des Reichs kam den Menschen weit mehr zugute als im lagidischen Ägypten, wo alles Gold nur dem König nützte; dennoch blieb für Antiochos zu viel zu vergeuden übrig. Seine unermeßlichen Kriegsmannschaften vergeudete er in sinnlosen Kriegen um Palmdörfer und ausgetrocknete Brunnen; sein Gold nutzte er nicht, die Klingen der Schwerter zu schärfen, sondern die Helme seiner Reiter zu verzieren; im einzigen sinnvollen Krieg, den er führte, vergeudete er schließlich den Rat, die Pläne und den Beistand des Mannes, der für ihn alles hätte gewinnen können.
Drei Jahre lang, in Ephesos und anderen Städten und Festungen des riesigen Reichs, riet Hannibal zuerst vom Krieg gegen Rom ab, dann zu bestimmten Formen der Kriegsführung, da der König auf dem Waffengang bestand. Antiochos war kurzsichtig; er wollte das Reich des Alexandros erneuern und Hellas einigen, sah aber nicht, daß dieser Krieg in und gegen Italien geführt werden mußte. Er begriff ebensowenig wie die punischen Ratsherren, daß es mit Rom keinen begrenzten Streit geben konnte.
Zur Vorbereitung des großen Feldzugs schloß Antiochos einen Verständigungsfrieden mit Ägypten und vermählte seine Tochter Kleopatra mit dem fünften Ptolemaios. Ein Jahr nach Hannibals Flucht aus Qart Hadasht setzten die Truppen des großen Königs abermals über den Hellespont und eroberten Thrakien – die Römer hatten sich im vergangenen Herbst aus Hellas zurückgezogen. Gesandte des Seleukiden reisten nach Rom, wo sie dem Senat die Pläne des Antiochos erläuterten: Einigung der Hellenen ohne Bedrohung Roms. Der Senat erklärte, was in Hellas geschehe, sei eine römische Angelegenheit, nicht eine seleukidische.
Etwa zu dieser Zeit sandte Hannibal den Tyrer Harashty, von den Hellenen Ariston genannt, mit Botschaften nach Qart Hadasht; Hasdrubal der Bock erfuhr davon. Harashty entging der Verhaftung und konnte fliehen. Durch ihn erfuhren wir immerhin Näheres über die Lage der Bank und des barkidischen Vermögens. Alles war eingezogen, beschlagnahmt, unter die Verwaltung des Rats gestellt. Sie hatten den Palast in der Megara ebenso niedergebrannt wie das Gut in der Byssatis; die Geschäfte der Bank sollten zugunsten der Stadt zu Ende abgewickelt werden. Danach würde man die Bank auflösen. Den alten Bostar hatten sie gezwungen, ihre schmierige Arbeit zu erledigen; er stand unter scharfer Aufsicht, und es dauerte noch zwei Jahre, bis er erstmals selbst Botschaften an mich schicken konnte.
Aber der Fehlschlag von Harashtys Reise bekümmerte Hannibal nicht besonders; Qart Hadasht würde mit seiner gewaltigen Wirtschaftskraft auf die Seite der Seleukiden treten, wenn Rom erst wirklich taumelte.
Und dies war sein großer, neuer, einleuchtender Plan: Antiochos der Große, Befreier und Einiger aller Hellenen, sollte in Hellas landen und Verteidigungsstellungen gegen einen römischen Angriff beziehen und ausbauen. Hannibal und von ihm beauftragte Botschafter würden das übrige tun. Das Ackerland Süditaliens, verwüstet und entvölkert, lag brach oder wurde mit Sklaven bewirtschaftet; der Sklavenauf stand in Etrurien war noch immer nicht völlig niedergeschlagen, Aufstände in Apulien mußten bald ausbrechen und ließen sich schüren. Die von Hellenen begründeten und bewohnten Städte Italiens und Siziliens stöhnten und murrten über die römischen Unterdrücker. Der Keltenkrieg am Fuß der Alpen dauerte an; die Illyrer träumten vom Wiedergewinn der Freiheit. Kleinere Aufstände in Iberien konnten vom richtigen Mann mit den richtigen Mitteln zum großen Krieg angefacht werden. Rom herrschte nur mit dem Schwert, aber die Legionen waren verhaßte Besatzungstruppen sogar im unmittelbaren Umfeld der Stadt: Die Risse im latinischen Bündnis hatten sich seit dem Ende des Kriegs gegen Hannibal noch vergrößert und vertieft.
Es war nicht nur Hannibals Meinung; alle Kundschafter und Reisenden bestätigten diese Einschätzung: Roms Lage war weit schlechter als zu dem Zeitpunkt, da Qart Hadasht den Strategen zum Schutz der Hauptstadt nach Libyen zurückrief. Kluge Gesandte mit genug Geld
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