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Hannahs Entscheidung

Hannahs Entscheidung

Titel: Hannahs Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Sunday
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uns morgen, Dee«, rief Sam, während er die schwere Eichenholztür aufzog. Mit einem leisen Klicken fiel sie hinter ihm ins Schloss. Die Gipfel der Blue Ridge Mountains hüllten sich in dunkle Wolkengebilde, Donnergrollen rollte in der Ferne. Sam hoffte, dass das Wetter halten würde. Er verspürte wenig Lust, in ein Gewitter zu geraten. Nicht selten brachten sie in den Sommern North Carolinas Überschwemmungen, orkanartige Sturmböen und schweren Hagel mit sich. Sam kletterte hinter das Steuer seines moosgrünen Land Rovers, warf die Aktentasche auf den Beifahrersitz und steckte den Schlüssel ins Zündschloss. Gleichzeitig mit dem Motor sprang die Klimaanlage an. Innerhalb kürzester Zeit würde die stickige Luft im Innenraum des Wagens auf angenehme achtzehn Grad herunterkühlen.
     
    *
     
    Hannah setzte den Blinker und fuhr an den Straßenrand, wo sich das Gras an den Asphalt schmiegte. Nicht dass es in dieser gottverlassenen Gegend erforderlich gewesen wäre, einen Blinker zu setzen. Frustriert stellte sie den Motor ab. Seit über einer halben Stunde folgte sie der einsamen Landstraße, die sich von knorrigen Hickorybäumen gesäumt, durch sanft gewellte Felder zog. Hatte sie den Tankstellenbesitzer falsch verstanden oder die verkehrte Ausfahrt im Kreisel erwischt?
    Sie krampfte ihre Finger ums Lenkrad und ließ erschöpft den Kopf darauf sinken. Dank der defekten Klimaanlage klebte ihr das T-Shirt inzwischen unangenehm am Rücken. Hannah entfuhr ein tiefer Seufzer. Es half alles nichts. Sie musste weiter, wenn sie nicht in dieser Einöde bis in alle Ewigkeit versauern wollte. Sie blies eine Haarsträhne von der erhitzten Stirn und straffte ihren Rücken. Wie hatte ihre Großmutter immer so schön gesagt? Nur Mut, Liebes. Was uns nicht umbringt, macht uns nur härter. Hannah drehte den Zündschlüssel und atmete auf, als der Toyota mit einem verlässlichen Tuckern seinen Motor anwarf. »Na also«, murmelte sie. »Wir lassen uns nicht unterkriegen.«
     
    Eingebettet in liebliches Hügelland, umgeben von Weiden, Pferdekoppeln und Wäldern, schmiegte sich das idyllisch am Ufer eines kleinen Flusses gelegene Städtchen an die Ausläufer der Appalachen. Willow Creek verkündeten verschnörkelte weiße Letter auf dem grünen Ortsschild, das Hannah soeben passierte. Die Irrfahrt hatte ein Ende. Hannah bog in die Main Street ein und hatte sofort das Gefühl, in ein vergangenes Jahrhundert einzutauchen. Mit ihren historisch aussehenden Backsteingebäuden, den überdachten Veranden und farbigen Markisen, zahlreichen kleinen Läden, Boutiquen und Souvenirgeschäften wirkte die Straße, als wäre sie einem Bilderbuch entsprungen. Breite Gehwege, geschmückt mit schmiedeeisernen Sitzbänken, liebevoll bepflanzten Blumenkübeln und immergrünen Bäumchen, luden zum Bummeln ein. Vor nahezu jedem Haus flatterte das Sternenbanner. Zweifellos ein hübscher Ort.
    Hannah wischte sich mit dem Handrücken ein hinabrollendes Schweißtröpfchen von der Stirn. Während sie die Umgebung nach dem ersehnten Café absuchte, tastete sie nach der Box mit den Kleenextüchern auf dem Beifahrersitz. Weil ihre Finger mehrfach ins Leere griffen, warf Hannah einen Blick hinüber. Sie stellte fest, dass die Schachtel in den Fußraum gerutscht war, und bückte sich, um sie hochzuholen. Das Ganze konnte nur den Bruchteil einer Sekunde gedauert haben, doch als sie erneut auf die Straße sah, weiteten sich ihre Augen vor Entsetzen. Sie nahm den Fuß vom Gas, trat auf die Bremse und riss mit aller Kraft das Steuer herum. Mit kreischenden Reifen schlitterte der Wagen über den Asphalt, bevor es hässlich krachte.

4. Kapitel
     
     
     
    S chwungvoll öffnete Sylvia Cooper die Eingangstür vom Cottage Garden . Sie stellte den voll bepackten Weidenkorb auf den Boden, schüttelte den blonden Pagenkopf zurecht und nahm ihre Einkäufe mit der anderen Hand wieder auf.
    Die drückende Schwüle draußen war heute wieder einmal unerträglich, fand sie. Die dunklen Wolken über den Bergen sowie fernes Donnern ließen allerdings vermuten, dass die erhoffte Abkühlung bald in Gestalt eines Gewitters daherkommen würde. Vorsichtshalber hatte sie von zu Hause ihren Schirm mitgeschleppt, den sie jetzt an einen Haken an der Wandgarderobe hängte. Durch einen großzügigen Rundbogen trat sie ins Café. Sonnenlicht fiel durch die großen geteilten Fensterscheiben des quadratischen Raums, wo es sich auf dem beigefarbenen Linoleumboden widerspiegelte. An der Decke drehte

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