Hanni und Nanni. Die besten Freundinnen (18)
Katzenstreu zu kaufen. Mallorquinische Katzen werden nicht so verwöhnt wie deutsche. Wenn sie „müssen“, müssen sie eben in den Garten gehen oder sonst wohin. Die gatitos bekamen ein luxuriöses Katzenklo mit Sägespänen und benutzten es auch. Zumindest manchmal. Manchmal fanden sie auch die Schaufel in der Küche interessanter und geeigneter. Wenn Maria in der Küche aufkehren wollte, schwappten ihr schon mal aus dem Plastikschäufelchen ein paar Kubikzentimeter Katzenbächlein über die nackten Füße. Sie sagte nichts und putzte alles schnell weg. Sie hätte die Kätzchen gerne behalten. Aber das ging nun einmal nicht. Bisher hatte sich auch noch niemand gefunden, der bereit gewesen wäre, sie zu nehmen. Maria redete und redete, aber es nützte nichts.
Katzenhaie zum Abendessen
Als die erste Woche zu Ende ging, waren alle Lindenhofer Mädchen knackig braun. Nur Anne blieb fast weißhäutig. Allerdings hielt sie sich auch lieber im Schatten auf und musste geradezu zum Schwimmen ins Wasser gejagt werden - was die Freundinnen erbarmungslos und mit Vergnügen taten! Frau Martin hatte Sonnenbrand, ihre Schultern pellten sich, Carlotta kannte keine derartigen Probleme. Sie hatte eine dunklere Hautfarbe als die meisten Mallorquins. Sie fühlte sich hier in ihrem Element. Aus ihrer Zirkuszeit sprach sie recht gut Spanisch und sie hatte ein paar Brocken Mallorquin aufgeschnappt, die sie bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit anwendete. Auf jeden Fall hatte sie die Lacher immer auf ihrer Seite.
Eines Abends hockten Hanni und Nanni am Rand des Swimmingpools, als die anderen schon schliefen. Nach dem langen, heißen Sommertag strömten die Pinien einen würzigen Harzduft aus. Auch andere Pflanzen, die die Mädchen nicht kannten, dufteten in der Dunkelheit. Ein paar Fledermäuse flogen lautlos. Auf dem Nachbargrundstück blökte ein Schaf im Traum. Sonst war alles unendlich still.
„Ich bin froh, dass wir die Reise mitgemacht haben“, sagte Hanni. „Und morgen gehe ich nicht mit an den Strand, sondern fahre mit Peter und Maria zum Einkaufen. Ich möchte die Markthalle von - na, wie heißt das Kaff denn? -, also ich möchte die Markthalle sehen.“
„Die Idee ist gar nicht so schlecht“, meinte Nanni und gähnte. „Ich glaube, ich schließe mich an.“
Felanitx, das zehn Kilometer entfernte Provinzstädtchen, machte den Zwillingen so viel Spaß, dass sie es nicht eine Sekunde lang bereuten, auf den Badetag verzichtet zu haben. Zuerst schauten sie sich die üppig verschnörkelte Barockkirche an, die mit ihrer weit geschwungenen Treppe aussah wie eine Bühnendekoration. Maria zündete vor einem kleinen Seitenaltar eine Kerze an.
„Ich bin nicht schrecklich fromm“, sagte sie zu Hanni und Nanni, „nur ein bisschen. Aber ich glaube an die Madonna. Natürlich weiß ich, dass sie wahnsinnig viel zu tun hätte, wenn sie jedem auf der Welt helfen wollte, der sie darum bittet. Da müsste sie ja einen Computer haben. Und so was gibt es im Himmel nicht. Vielleicht bemerkt sie meine Katzen gar nicht. Aber vielleicht doch ...“
In der Markthalle roch es nach Aprikosen, Zwiebeln, Fisch und hundert anderen Dingen. Maria kaufte so gezielt ein, als wäre sie es gewohnt, für fünfzehn Personen zu kochen. Bei den Fischen überlegte sie lange. Natürlich waren Seezungen das Beste, aber sie waren auch sündteuer. Es gab auch Rotbarben und Sardinen. Und dann die schwarzweiß gefleckten Katzenhaie. Plötzlich lachte Maria.
„Die nehmen wir! Die Katzenhaie. Erstens sind sie billig, zweitens schmecken sie gut und drittens heißen sie auf Spanisch gatitos, wie unsere Kätzchen! Grillst du sie uns heute Abend, Peter?“
Peter lachte und nahm die Tüte mit fünfzehn Katzenhaien in Empfang, während Maria bezahlte.
„Natürlich grille ich euch die Fischchen. Ich bin ja bloß froh, dass du nur Katzenhaie kaufst und nicht mit einem richtigen Hai ankommst.“
„Ach, mach dir keine Sorgen“, sagte Maria ganz ernst, nur ihre Augen glitzerten lustig, „einen Hai kaufe ich erst übermorgen. Einen großen! Den bringe ich dann lebendig. Damit ihr alle Angst kriegt!“ Auf der Rückfahrt lachten sie noch immer über die gatitos zum Abendessen und über den angekündigten richtigen Hai. Dann parkten sie den Bus am Anfang des Grundstücks und trugen die Tüten und Körbe zum Haus.
Auf der Terrasse saß die Überraschung.
Ein unerwarteter Besuch
„Bin ich blind, einäugig oder im Delirium?“, keuchte Hanni.
„Ja“,
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