Hanni und Nanni. Die besten Freundinnen (18)
Maria ist ein Glücksfall
„Die Neue finde ich ganz gut“, sagte Nanni und spießte das letzte Stück des Rhabarberkuchens auf ihre Gabel.
„Welche Neue?“, fragte Bobby. „Ilka oder die Praktikantin, die Maria?“
„Ich meinte jetzt die Maria“, mampfte Nanni mit vollem Mund. Die Hausmutter hatte am ersten Abend nach den Osterferien wie immer einen köstlichen Kuchen serviert und jeder durfte so viel essen, wie er wollte oder konnte. Nanni hatte gerade das dritte Stück geschafft. Allerdings nur mit Mühe.
„Ja“, stimmte Hanni zu. „Sie wirkt sehr nett. Ich glaube, Maria ist ein Glücksfall für uns. Die meisten Praktikantinnen, die wir bisher hatten, waren entweder schüchterne Mäuse oder sie haben sich wer weiß wie aufgeplustert. Maria ist nicht so. Ich meine, wir kennen sie ja noch kaum. Aber wir haben schließlich Erfahrung.“
„Außerdem finde ich sie hübsch“, fügte Elli hinzu, für die gutes Aussehen das Wichtigste war, „mit den schwarzen Locken und den blauen Augen. Also, wenn sie nicht diese Augen hätte, könnte man denken, sie wäre eine Italienerin oder eine Spanierin.“
Doris lachte. „Das würde dir gefallen, Elli! Stell dir vor: die neue Praktikantin Maria - jüngste Tochter eines verarmten spanischen Grafen! Da hättest du mal wieder jemanden zum Anhimmeln. Aber gib die Hoffnung auf. Sie spricht genauso normal Deutsch wie wir alle. Vielleicht kommt sie von einem Bauernhof aus dem Bayerischen Wald.“
Die Mädchen kicherten. Elli war über den Spott nur leicht beleidigt. Sie kannte das. Und im Übrigen stimmte es ja, dass sie immer jemanden suchte, den sie bewundern konnte. Ein Mädchen, das sie schön und elegant fand und das etwas Besonderes war. Maria eignete sich dafür sicher nicht. Zwar war sie hübsch, aber keineswegs elegant und auch keine Spanierin.
Die Stimmung war großartig. Wie immer am ersten Abend nach den Ferien. Es war schön, wieder „daheim“ in Lindenhof zu sein. Natürlich gab es eine Menge zu erzählen.
Maria war nicht die einzige Neue. Die andere hieß Ilka und kam in die Klasse der Zwillinge. Sie hatten sich am Nachmittag nur kurz mit ihr unterhalten. Ein Mädchen, mit dem man sich vertragen würde, war die allgemeine Ansicht. Blond, sommersprossig, nicht aufregend, vielleicht sogar ein bisschen langweilig, aber sympathisch. Im Augenblick war sie nicht da. Frau Theobald hatte ihr die Erlaubnis gegeben, mit ihrer Mutter im Hotel zu essen.
„Die Ilka war ja bisher in einem Superinternat“, sagte Elli plötzlich. „Der Berghof ist das Feinste und Teuerste, was es gibt. Warum sie da wohl weggegangen ist? Und ob es ihr bei uns gefällt?“
Jetzt mischte sich Anja ein, die bisher ziemlich still gewesen war.
„Ob es dieser Ilka hier in Lindenhof gefällt, ist doch nicht unsere Sache, sondern ihre. Und vielleicht war ihr das superfeine Internat zu fein? Oder ihren Eltern zu teuer? Lasst uns abwarten, wir kennen sie ja noch gar nicht richtig.“
„Eben“, nickte Hanni und gähnte. Dann schaute sie auf die Uhr. „Wir müssen noch fertig auspacken. Außerdem bin ich müde.“
Doch bevor Frau Theobald oder eine der Lehrerinnen nicht das Zeichen zur Beendigung des Essens gegeben hatte, durften sie nicht aufstehen. Heute kam dieses Zeichen nicht. Dafür erhob sich die Direktorin.
„Ich bitte um Ruhe“, sagte sie. Es wurde still im Speisesaal. „Ich möchte euch unsere neue Praktikantin vorstellen, Maria Hofer. Einige von euch haben sie schon ein bisschen kennen gelernt. Sie hat im letzten Jahr das Abitur gemacht und möchte Sport und Kunsterziehung studieren. Da sie erst im Herbst mit ihrem Studium beginnen kann - ihr wisst, wie schwierig es ist, einen Studienplatz zu finden -, wird sie bis dahin bei uns bleiben. Frau Hofer wird unsere Sport- und Kunsterzieherinnen unterstützen, und ich bin sicher, dass wir alle gut miteinander auskommen werden. Sie ist noch nicht ganz zwanzig, also nur ein paar Jahre älter als die Schülerinnen der Oberklasse. Trotzdem erwarte ich, dass ihr sie respektiert.“
Die Mädchen klatschten. Das war üblich, wenn jemand vorgestellt wurde, egal ob Lehrerin, Praktikantin oder neue Schülerin.
Maria lächelte und bat die Direktorin: „Kann ich selbst auch noch etwas sagen?“
„Natürlich.“
„Also, ihr wisst jetzt schon das Wichtigste über mich. Ich möchte Lehrerin werden, aber ich bin noch keine. Ich will hier eine Menge lernen. Dabei brauche ich eure Hilfe. Und noch etwas: Wenn Frau Theobald nichts
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