Hanni und Nanni - Klassenfahrt nach England
Drum Handys aus und Taschentücher raus, und bitte einen super Startapplaus. “
Ian und seine Band legten los mit den ersten Gitarrenklängen zu ihrer Romeo-und-Julia-Rockoper. Wie bei der ersten Aufführung applaudierten die Zuschauer wie wild. Dann kamen drei Jungs mit einem gekonnten Überschlag und einer Breakdance-Einlage auf die Bühne. Ihnen folgten Hanni, Nanni und Daniela mit dem ersten Song. Lange hielt es auch die englischen Eltern nicht auf den Sitzen. Spätestens beim Refrain standen die letzten auf und klatschten oder tanzten zur Musik.
Die Zwillinge waren allerdings nicht ganz bei der Sache. Immer wieder spähten sie ins Publikum, als suchten sie jemanden.
Was sie nicht wussten, war, dass zumindest einer ihrer sehnlich erwarteten Gäste sie von Weitem längst beobachtete. Völlig unbemerkt war Tom zum Tor hereinspaziert und sah sich das Spektakel auf der Bühne an, aus sicherer Entfernung und gut verborgen im Schatten der Bäume.
Eigentlich hatte er gar nicht kommen wollen. Um ehrlich zu sein, hatte er den kleinen Zwischenfall in Camden Market fast schon wieder vergessen. Als er aber den Brief von Hanni und Nanni erhielt, erinnerte er sich, den Zwillingen versprochen zu haben, sich bei seinen Eltern zu melden. Und dann packte ihn die Sehnsucht, und der Entschluss, nach Tottingham zu fahren, stand fest. Doch im Zug bekam er schreckliche Angst vor dem, was ihn erwarten würde. Deshalb hatte er beschlossen, sich die ganze Sache erst einmal aus der Ferne anzusehen.
Langsam brach die Dämmerung herein. Mademoiselle Bertoux hatte an alle Schüler Kerzen verteilt, und als das Stück sein Ende nahm, flackerte wie auf Kommando ein Meer von Lichtern auf. Zu den letzten Klängen von Ians Gitarre setzte begeisterter Beifall ein. Erfreut drehte sich Mademoiselle um und lachte ins Publikum. Auch Tom klatschte beeindruckt hinter seinem Baum. Als der Jubel langsam abebbte, schnappte sich Lilly ein Mikrofon.
„Dear friends, liebe Leute“, sagte sie. „Vielen Dank. Ich hoffe, euch hat es genauso viel Spaß gemacht wie uns. Wir haben aber auch noch eine kleine Zugabe vorbereitet. Dazu müssen wir uns nur kurz umziehen. Wir sind gleich wieder da!“ Damit klatschte sie in die Hände und die Sänger und Tänzer folgten ihr hinter die Bühne. Gespannt setzten sich die Zuschauer und warteten. Nur eine war gar nicht erfreut.
„Ach du liebe Zeit“, sagte Frau Mägerlein entsetzt. „Ich war so froh, dass es vorbei ist. Und jetzt noch eine Zugabe.“
„Ich dachte, das Stück gefällt Ihnen?“ Mister Gordon sah Frau Mägerlein verwundert an.
„Ja, schon. Aber jedes Mal, wenn Lilly oder ihre Cousinen etwas planen, fürchte ich, es könnte wieder irgendein Unfug dahinterstecken.“
Mister Gordon lachte. „Nun, dieses Mal müssen Sie nichts befürchten. Solange sie auf der Bühne stehen, haben Sie die drei ja im Auge.“
Auf einmal ging ein Raunen durch die Menge. Die Jungs im Publikum reckten den Hals, tuschelten und stießen sich gegenseitig an.
„Moment mal“, sagte Frau Mägerlein skeptisch. „Was ist denn jetzt schon wieder los?“
Sie drehte sich um und stieß mit der Nase fast gegen Greg, Gary und George.
„Na so eine Überraschung!“, rief sie. „Wie kommen Sie denn hierher?“
„Madam“, sagte Greg galant und nahm ihre Hand. „Ich freue mich, Sie wiederzusehen.“
„Wenn ich nicht wüsste, dass Sie schamlos lügen … “, versetzte Frau Mägerlein und wurde rot.
Kein Zweifel: Die 3Gs waren hier. Im Burghof von St. Claire. Die Jungs vom Internat hatten die drei sofort erkannt und trauten ihren Augen nicht. Schließlich waren sie die angesagte Band des Sommers. Aber warum waren sie hier? Im Handumdrehen entstand ein großes Gedränge und Frau Mägerlein, Mister Gordon und die Band waren eingekreist von begeisterten Fans.
„Meine Herren!“, rief Mister Gordon und schüttelte Greg, Gary und George die Hand. „Ich freue mich auch, Sie wiederzusehen. Aber was führt Sie denn zu uns?“
„Wir haben eine Einladung bekommen“, sagte Greg. „Und es hieß, es sei dringend.“
Ein Hit zum Schluss
Hinter der Bühne hatte niemand etwas von der Ankunft der 3Gs bemerkt. Alle zogen sich eilig um. Als sie fertig waren, gab Lilly der Band ein Zeichen. Der Song startete mit einem grollenden Keyboardton, der über den schnell dunkler werdenden Platz waberte. Dann kamen die Jungs und Mädchen heraus. Die 3Gs konnten sie auch jetzt noch nicht sehen, weil so viele Leute um sie herum standen.
Die
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