Hanni und Nanni - Klassenfahrt nach England
dem Schulhof stand … und überhaupt, was eben aus allen geworden war in diesen langen Sommerferien. Während Georg Sullivan die Koffer aus dem Auto hievte, gingen die Zwillinge sofort los, um Erika, Lilly und die anderen zu suchen.
Sie kamen nicht weit. Lillys Mutter hatte nur zwei Wagen weiter weg geparkt. Ihre Cousine stand neben dem Auto und hatte, wie üblich, ihren MP3-Player laufen. Sie hörte erst mal gar nichts, bis Hanni ihr von hinten den Kopfhörer von den Ohren nahm.
„Hallo, Lilly“, flötete sie.
„Oh, hallo, ihr beiden!“ Lilly strahlte, als sie ihre Cousinen sah. „Hört mal, das ist mein neuester Lieblingssong“, quasselte sie drauflos, als hätten sie sich gestern das letzte Mal gesehen und nicht vor sechs langen Wochen. Sie versuchte Hanni den Kopfhörer aufzusetzen.
„Lass mal“, wehrte Hanni entschieden ab.
„Auch schöne Ferien gehabt?“, fragte Nanni geduldig.
„Ach so, ja. Klar. Und ihr?“ Lilly kramte in ihrer großen Umhängetasche herum und fuhr fort, ohne eine Antwort abzuwarten: „Moment mal, ich muss euch was zeigen … “
„Nicht jetzt, Lilly … “, fingen die Zwillinge an, weil sie gerade Erika entdeckt hatten.
„Hey!“, rief die schon von Weitem. „Wie waren die Ferien?“
„Cool. Wie immer“, sagte Hanni und lachte. „Rumhängen, spät ins Bett, Freibad, Filme gucken … Alles, was man so braucht. Und wir haben es dieses Mal sogar geschafft, alle zusammen ein paar Tage wegzufahren.“ Die Zwillinge umarmten ihre beste Freundin.
„Ich hab’s“, rief Lilly dazwischen. „Hier, die Karte.“ Triumphierend zog sie eine Eintrittskarte aus der Tasche und hielt sie wie eine Trophäe in die Luft.
„Und?“ Die anderen waren wenig beeindruckt.
„Na, hey. Ich war auf einem Konzert. Ach, was sage ich, auf dem Konzert! Das war so genial. Also … “
„Oh, seht mal“, unterbrach Nanni. „Da drüben steht die Mägerlein.“ In der Eingangstür zum Schloss war ihre strenge Lehrerin Frau Mägerlein aufgetaucht, trotz der sommerlichen Hitze wie immer korrekt mit hochgeschlossener Bluse und schwarzem Rock bekleidet. Und sie war nicht allein. Bei ihr standen die Eltern der Zwillinge. Die Mädchen beobachteten, wie sie sich begrüßten und alle zusammen im Schloss verschwanden.
„Jetzt wird’s merkwürdig“, sagte Hanni leise.
„Wieso? Was ist denn los?“, fragte Erika.
„Na, habt ihr nicht gesehen? Die Mägerlein ist eben mit unseren Eltern zu Theo gegangen.“
„Dass sie zusammen zu Theo gegangen sind, habe ich nicht gesehen“, sagte Erika spöttisch.
„Ist aber so.“ Hanni nickte bekräftigend. „Wir haben einen Brief bekommen, von Theo an unsere Eltern. Aber sie wollten uns nicht verraten, was drinsteht.“
„Das kann nichts Gutes bedeuten“, sagte Nanni düster. „Ich ahne Böses.“
Die anderen lachten.
„Ach, Quatsch.“ Hanni winkte ab. „Vielleicht werden wir für den Verdienstorden von Schloss Lindenhof vorgeschlagen. Immerhin haben wir letztes Schuljahr das Geheimnis des Schlossgespensts gelüftet und die Shakespeare-Aufführung gerettet.“
„Moment mal“, protestierte Lilly. „Das sehe ich aber ein bisschen anders. Wegen euch wäre die ganze Aufführung beinahe ins Wasser gefallen. Da war ja eher meine Choreografie die Rettung. Also, wenn jemand einen Orden verdient hat, dann wohl ich.“
Hanni und Nanni grinsten, als sie an den Tag vor dem großen Fest dachten. Ins Wasser gefallen war damals nicht die Aufführung, dafür aber sie beide und Daniela.
Jetzt erst fiel ihnen auf, dass sie Daniela noch gar nicht entdeckt hatten. Lilly zuckte mit den Schultern. Ihr war das ziemlich egal, seit sie im letzten Schuljahr herausgefunden hatten, dass Daniela keine Prinzessin, sondern nur die Tochter eines reichen Dessousfabrikanten war. Aber Hanni und Nanni interessierte schon, wo sie steckte. Zwar hatte sich Daniela anfangs alle Mühe gegeben, sich bei den Zwillingen unbeliebt zu machen. Nach einigen Verwirrungen hatten sie aber doch Freundschaft miteinander geschlossen.
Sie sahen sich um und Hanni entdeckte schließlich als Erste eine rosa Insel im Gewirr der Mädchen und Eltern, die sich verabschiedeten. Im hintersten Teil des Schlosshofs stand Daniela ganz allein neben einer schwarzen Limousine, umringt von ihrem rosa Gepäck, mit einem rosa Rock und einer rosa Schleife im goldblonden Haar. Natürlich. Rosa war Danielas absolute Lieblingsfarbe und das hatte sich auch während der Ferien nicht geändert.
„Da drüben ist
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