Hanni und Nanni sind immer zur Stelle
ihrem Zimmer“, bemerkte Elli mit einem Blick zum Fenster.
Vom Tennisplatz hörte her man die Bälle aufschlagen. Dazwischen gut gelauntes Rufen. Über den Büschen tauchten von Zeit zu Zeit Angelas helles Haar mit dem gepunkteten, breiten Haarband und Alinas dunkler Schopf auf.
Elli war wirklich beleidigt, dass sich Angela so häufig mit dieser Neuen auf dem Tennisplatz tummelte.
Carlotta sah sehnsüchtig nach draußen. Während sie hier drinnen saß, nahm sich Alina alle Freiheiten. Neulich hatten sich die beiden zu einem heimlichen Ausflug davongestohlen. Voller Wehmut dachte Carlotta daran zurück.
Auf einer Koppel, nicht weit von Lindenhof, weideten zurzeit Pferde. Als Alina mitbekommen hatte, dass Carlotta zu der Koppel wollte, war sie gleich Feuer und Flamme gewesen. Zu zweit hatten sie einen wunderbaren, lustigen Nachmittag verbracht, auch wenn Alina kaum geritten war. Sie traute sich nur Schritt zu reiten, und das auch nur, wenn Carlotta das Pferd am Halfter führte. Carlotta dagegen war in wildem Galopp über die Wiese geritten. Sie war eben immer noch ein Zirkuskind!
Jenny schaute seufzend hinaus. „Alina scheint jedenfalls fürs Internat wie geboren“, stellte sie fest.
Die anderen nickten. Den Eindruck hatten sie auch.
Nur Alinas Zimmergenossin Petra äußerte sich nicht.
Mit rosigen Wangen tauchte Alina in der Umkleidekabine auf. „Wo wart ihr, Mädels? Bei dem Wetter könnt ihr doch nicht in der Bude hocken! Bleiche Schnecken haben wir schon genug in Lindenhof.“ Alinas Blick streifte Petra, die abseits in einer Ecke auf der Bank saß.
Nanni stutzte. Hatte Alina damit die Klassenjüngste gemeint? Oder war es so, wie Jenny immer sagte: Man durfte nicht gleich jedes Wort auf die Goldwaage legen?
Petra verkroch sich noch weiter in ihre dunkle Ecke. Mit gebeugtem Rücken versuchte sie in ihren Turnschuh zu schlüpfen. Es sah unbeholfen und linkisch aus.
Die anderen Mädchen waren längst fertig mit dem Umziehen.
„Ich freue mich riesig auf Sport“, strahlte Alina. „Ich hoffe nur, wir machen nicht Handball. Das kann ich nämlich überhaupt nicht.“
„Ich schon“, erwiderte Carlotta grinsend. „Ich bin ja auch nicht als Bücherschnecke geboren.“
„Und leider auch nicht als Mathegenie!“, kicherte Bobby und grinste freundschaftlich zu Petra hinüber.
Die Freundinnen hakten sich bei Alina unter. „Komm endlich, Nanni!“, rief Hanni ihrer Schwester zu. Bester Laune stürmten sie in die Turnhalle.
Petra wurstelte immer noch vergeblich an ihrem Schuh herum.
„Kann ich dir helfen?“, fragte Nanni.
Petra wurde rot. „Es geht schon“, wehrte sie ab.
Nanni schnappte sich den Schuh trotzdem. Sie nestelte den Knoten auf und zog die Schnürsenkel auseinander. „So geht’s vielleicht besser“, meinte sie, als sie ihn Petra zurückreichte.
Petra lächelte dankbar. Und endlich: Der Schuh war zugeschnürt an ihrem Fuß!
Als Nanni und Petra endlich in die Halle kamen, standen die anderen bereits in zwei Schlangen vor dem Tor.
Sie spielten doch Handball. Die Mädchen sollten Torwürfe üben: Ball fangen, Abwehr umspielen, Torwurf. Frau Wilton, die Sportlehrerin, machte die Abwehr.
Schon nach den ersten paar Trainingswürfen rief Frau Wilton Alina und Petra zur Seite. Bei der Neuen und bei Petra klappte es überhaupt nicht. Sie sollten zu zweit Passen und Fangen üben, im Stehen und im Laufen.
Alina sah man an, dass sie überhaupt keine Lust auf diese Sonderbehandlung hatte. Oder hatte sie keine Lust auf Petra?
Mit genervtem Gesicht nahm Alina Aufstellung gegenüber von Petra und warf den ersten Ball. Der flog viel zu hoch, sodass Petra ihm durch die halbe Turnhalle hinterherrennen musste. Endlich hatte sie den wild herumspringenden Handball aus irgendeiner Ecke gefischt. Mit rotem Kopf kam sie zurück, passte den Ball Alina zu, die passte zurück. Und wieder war es Petra, die dem Ball quer durch die Turnhalle nachjagte.
Es war wie verhext: Petra bekam Alinas Pässe einfach nicht. Schon nach kurzer Zeit japste sie wie ein Schoßhündchen in der heißen Mittagssonne.
Eben hatte Nanni einen Torwurf gemacht und stellte sich wieder hinter Hanni in die Reihe. „Sag mal, wirft Alina absichtlich daneben?“, flüsterte sie ihrer Schwester zu, die daraufhin zu den beiden hinüberschaute.
Gerade warf Alina den Ball. Der flog weit an Petra vorbei. War das bloß Ungeschicklichkeit?
Als Alina die Blicke der Zwillinge bemerkte, lachte sie übers ganze Gesicht und zuckte mit den
Weitere Kostenlose Bücher