Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hannibal

Hannibal

Titel: Hannibal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Harris
Vom Netzwerk:
hättest, während Du die unterprivilegierten Kinder in Deinem Sommerlager quältest, herausgefunden, daß Schokolade bei Dir zu Harnröhrenirritationen führt. Auch daran erinnerst Du Dich nicht mehr, habe ich recht? Hältst Du es nicht für wahrscheinlich, daß Du mir das eine oder andere erzählt hast, woran Du Dich jetzt nicht mehr erinnerst? Es gibt eine augenfällige Parallele zwischen Dir und Jezebel, Mason. Eifriger Bibelleser, der Du ja bist, wirst Du Dich daran erinnern, daß die Hunde Jezebels Gesicht zusammen mit dem Rest von ihr fraßen, nachdem die Eunuchen sie aus dem Fenster geworfen hatten. Deine Leute hätten mich auf offener Straße umbringen können. Aber Du wolltest mich lebend, nicht wahr? Dem Aroma Deiner Handlanger nach zu urteilen, liegt es auf der Hand, was Du geplant hast, um zu meiner Unterhaltung beizutragen. Mason, Mason. Da es Dich so sehr nach meinem Anblick gelüstet, laß mich Dir einige Worte des Trostes spenden. Du weißt ja, daß ich niemals lüge. Bevor Du stirbst, wirst Du mein Gesicht sehen. Hochachtungsvoll Hannibal Lecter, MD PS. Ich mache mir ernsthafte Sorgen, daß Du nicht mehr lange lebst, Mason. Du solltest die neuen Formen der Pneumonie meiden. Ans Bett gefesselt, wie Du bist (und bleiben wirst), bist Du
ausgesprochen anfällig. Ich schlage Dir aus diesem Grund, zusammen mit vorbeugenden Spritzen gegen Hepatitis A und B, eine sofortige Schutzimpfung vor. Ich möchte Dich nicht vor der Zeit verlieren. Mason schien außer Atem zu sein, als er die Lektüre beendete. Er wartete, wartete und sagte in dem ihm eigenen Rhythmus etwas zu Cordell, was dieser nicht verstand. Cordell beugte sich tiefer zu ihm hinab und wurde mit einem Speichelregen belohnt, als Mason erneut zu sprechen begann. »Schaff mir Paul Krendler ans Telefon. Und bring mir den Schweinemeister.«

KAPITEL 44
    Der gleiche Helikopter, der Mason Verger täglich die ausländischen Zeitungen brachte, flog auch den Deputy Assistant Inspector General Paul Krendler auf die Muskrat Farm ein. Masons unheilvolle Gegenwart, der düstere Raum mit seiner zischenden und ächzenden Maschinerie und die sich immer in Bewegung befindliche Muräne hätten allein schon ausgereicht, um bei Krendler für Beklommenheit zu sorgen. Aber er mußte darüber hinaus Pazzis auf Video gebannten Tod wieder und wieder über sich ergehen lassen. Siebenmal sah Krendler die Viggerts
Michelangelos »David« umkreisen, sah Pazzi stürzen und seine Eingeweide herausgleiten. Beim siebtenmal erwartete Krendler, daß »David« auch die Därme herausglitschten. Schließlich ging das Licht über der Sitzgruppe in Masons Raum an. Die Strahler brannten Krendler heiß auf den Schädel und brachten die Kopfhaut unter seinem dürftigen Bürstenhaarschnitt zum Glänzen. Die Vergers haben ein unvergleichliches Verständnis für schweinische Gefräßigkeit, und so wollte Mason von Krendler als erstes wissen, was er, Krendler, für sich herauszuschlagen gedachte. Dem Rhythmus des Atemgeräts unterworfen, kam Masons Stimme aus dem Dunkeln. »Ich brauche gar nicht ... Ihr Parteiprogramm zu hören ... wieviel wird es kosten?« Krendler wollte mit Mason unter vier Augen sprechen, aber sie waren nicht allein im Raum. Eine breitschultrige, unglaublich muskulöse Gestalt zeichnete sich als düstere Silhouette gegen das leuchtende Aquarium ab. Die Vorstellung, daß ein Bodyguard Zeuge ihrer Unterhaltung sein sollte, machte Krendler nervös. »Ich hatte eigentlich angenommen, daß wir unter uns sind. Sagen Sie ihm bitte, daß er gehen soll.« »Das ist meine Schwester Margot«, sagte Mason. »Sie kann bleiben.« Margot trat aus dem Schatten. Ihre Radlerhosen scheuerten pfeifend aneinander. »Oh, entschuldigen Sie«, sagte Krendler und erhob sich halb aus seinem Sessel. »Hallo«, sagte sie. Aber anstatt Krendlers ausgestreckte Hand zu nehmen, griff sie sich zwei Walnüsse aus der Schale auf dem Tisch und knackte sie laut in der geballten Faust. Danach ging sie zu ihrem Platz vor dem Aquarium zurück. Krendler hörte die Nußschalen zu Boden fallen. »Oookay, lassen Sie hören«, sagte Mason. »Für mich, um Löwenstein im 27. Distrikt seinen Sitz im Kongreß abzujagen, zehn Millionen Dollar Minimum.« Krendler schlug die Beine übereinander und schaute ins Dunkel hinein. Er wußte nicht, ob Mason ihn sehen konnte. »Ich brauche so viel für die Medien. Aber ich kann Ihnen versichern, daß er verwundbar ist. Ich bin in der angenehmen Position, das zu wissen.« »Was hat

Weitere Kostenlose Bücher