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Hannibal

Hannibal

Titel: Hannibal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Harris
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unrühmlichen Abgang einen Bentley Anarch besessen. Mit Kompressormotor, ohne Turbolader. Kompressor auf besonderen Kundenwunsch mit vollelektronischem Motormanagement angefertigt, damit kein turbo lag auftrat. Ihr wurde sehr schnell klar, daß der Markt für Bentley-Sondermodelle so klein war, daß er ein nicht unerhebliches Risiko einging, wenn er wieder so ein Modell fahren wollte. Welchen Wagen würde er sich heute kaufen? Sie begriff, welches Fahrgefühl er schätzte. Eine V8-Maschine mit großem Hubraum und genügend Reserven im unteren
Drehzahlbereich, und natürlich dürfte er nicht zu schwach auf der Brust sein. Was würde sie auf dem gegenwärtigen Markt kaufen? Keine Frage, den XJR Jaguar V8, den Kompressor-Jaguar. Sie faxte an die Jaguar-Vertretungen an der Ost- und Westküste und bat um wöchentliche Verkaufsberichte. Woran sonst hatte Dr. Lecter Geschmack gefunden, über das sie viel wußte? Er mag mich, dachte sie. Wie schnell er doch auf ihre Misere reagiert hatte. Selbst wenn man die Verzögerung berücksichtigte, die durch den Remailing-Service entstanden war. Zu schade nur, daß die Spur der Frankiermaschine eine Pleite gewesen war - die Frankiermaschine war für die Öffentlichkeit leicht zugänglich. Jeder Dieb hätte sie benutzen können. Wie schnell kam der National Tattler nach Italien? Das war der eine Ort, wo er von Starlings Schwierigkeiten hatte erfahren können. Ein Exemplar hatte man im Palazzo Capponi sichergestellt. Hatte das Boulevardblatt eine Website? Falls ihm in Italien ein Computer zur Verfügung stand, hätte er eine Zusammenfassung der Ereignisse auf der offiziellen Website des FBI lesen können. Was war über Dr. Lecters Computer in Erfahrung zu bringen? Es war kein Computer unter den persönlichen Sachen im Palazzo Capponi aufgelistet. Und doch, sie hatte etwas gesehen. Sie zog die Aufnahmen von der Bibliothek des Palazzo Capponi hervor. Hier, ein Foto von dem wunderschönen Schreibtisch, von wo er ihr geschrieben haben mußte. Da stand er ja, der Computer. Ein Philips-Laptop. Auf den nachfolgenden Bildern fehlte er. Mit Hilfe ihres Wörterbuchs verfaßte Starling mühsam ein Fax an die Questura in Florenz: Fra le cose personali del dottor Lecter, c’ e un computer portatile? Und so begann Clarice Starling mit kleinen Schritten Dr. Lecter in den Korridoren seines Geschmacks zu verfolgen. Mit größerem Vertrauen in ihre Trittsicherheit, als eigentlich gerechtfertigt war.

KAPITEL 43
    Mason Vergers Assistent Cordell, der eine gerahmte Schriftprobe auf dem Schreibtisch stehen hatte, erkannte die Handschrift sofort. Das Briefpapier stammte aus dem Hotel Excelsior in Florenz, Italien. Wie eine immer größere Anzahl reicher Menschen im Zeitalter des Unabombers verfügte auch Mason über einen eigenen Röntgenschirm für die eingehende Post, ähnlich dem im U.S. Post Office. Cordell streifte sich Handschuhe über und prüfte den Brief. Auf dem Schirm waren keine Drähte oder Batterien zu erkennen. In Übereinstimmung mit Masons strengen Anweisungen kopierte er den Brief und den Umschlag, wobei er eine Pinzette benutzte. Danach wechselte er die Handschuhe, nahm die Kopie und überbrachte sie Mason. In Dr. Lecters vertrauter, gestochen scharfer Handschrift war zu lesen: Mein lieber Mason, ich schulde Dir Dank dafür, daß Du eine derart hohe Belohnung auf meinen Kopf ausgesetzt hast. Ich wünschte, Du würdest sie noch erhöhen. Als Frühwarnsystem ist das Kopfgeld viel effektiver als jedes Radar. Es veranlaßt die Obrigkeit allerorts dazu, ihre Pflicht zu vergessen und mir auf eigene Faust hinterherzuhecheln, mit den Dir bekannten Ergebnissen. Ich schreibe Dir, um Dein Gedächtnis bezüglich der Dir verlustig gegangenen Nase aufzufrischen. In Deinem wirklich inspirierenden Anti-DrogenInterview, das Du jüngst dem Ladies’ Home Journal gegeben hast, behauptest Du, die Nase zusammen mit dem Rest Deines Gesichts an die um Deine Füße schwänzelnden Köter Skippy und Spot verfüttert zu haben. Dem ist nicht so: Du hast sie selbst verspeist, zu Deiner Erfrischung. Nach den Knuspergeräuschen, die Du beim Kauen gemacht hast, muß sie eine dem Hühnermagen ähnliche Konsistenz gehabt haben. - »Schmeckt genau wie Hühnchen!« war Dein Kommentar damals. Mich hat es an das Geräusch in einem Bistro erinnert, wenn ein Franzose ein Confit von Geflügelmagen verdrückt. Du erinnerst dich nicht daran, Mason? Wo wir gerade von Hühnchen sprechen. Du hast mir in der Therapie erzählt, Du

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