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Hannibal

Hannibal

Titel: Hannibal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Harris
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werden können.« »Abernten, meine lebensfähigen Samenzellen? Es sieht ganz danach aus, als ob du bereits mit jemandem darüber gesprochen hast.« »Nur mit der Befruchtungsklinik, alles vertraulich, versteht sich.« Margots Gesichtszüge entspannten sich, was selbst in dem kalten Licht des Aquariums deutlich zu sehen war. »Wir würden gut für ein Kind sorgen, Mason, wir besuchen Kurse für Eltern, Judy kommt aus einer toleranten, kinderreichen Familie, und es gibt eine Selbsthilfegruppe für weibliche Elternpaare.« »Als wir noch Kinder waren, warst du doch auch in der Lage, mich abgehen zu lassen, Margot. Hast mich granatenmäßig abspritzen lassen. Und das auch noch verdammt schnell.« »Du hast mich verletzt, als ich klein war, Mason. Du hast mich verletzt, hast mir den Ellbogen ausgekugelt, als du mich das andere - ich kann bis heute nicht mehr als vierzig Kilo mit meinem linken Arm curlen.« »Du wolltest eben die Schokolade nicht nehmen. Ich habe dir gesagt, wir sprechen darüber, kleine Schwester, wenn dieser Job erledigt ist.« »Laß dich doch testen«, sagte Margot. »Der Arzt kann, völlig schmerzlos für dich, eine Probe entnehmen -« »Was heißt hier schmerzlos? Ich fühle da unten ohnehin nichts mehr. Du könntest mir einen blasen, bis du blau anläufst, und es wäre nicht so wie beim erstenmal. Aber das haben andere schon versucht. Nichts hat sich gerührt.« »Der Arzt kann schmerzlos eine Probe entnehmen, um zu prüfen, ob du noch über bewegliche Samenzellen verfügst. Judy nimmt schon Clomifen. Wir halten ihren Zyklus in einer Tabelle fest. Es gibt so viel, was noch zu tun ist.« »Ich hatte bis heute noch nicht das Vergnügen, Judy während all der Zeit kennenzulernen. Cordell sagt, sie habe O-Beine. Wie lange seid ihr beide schon ein Paar, Margot?« - »Fünf Jahre.« »Warum bringst du sie nicht einfach mal vorbei? Wir könnten uns ... etwas ausdenken.« Die
nordafrikanischen Trommeln endeten mit einem letzten Schlag. Für einen Moment dröhnte die Stille in Margots Ohr. »Warum organisierst du deine nette kleine Liaison mit dem Justizministerium eigentlich nicht allein?« sagte sie, zu seinem Ohr hinuntergebeugt. »Warum versuchst du nicht selbst, mit deinem gottverdammten Laptop in eine Telefonzelle zu kriechen? Warum heuerst du nicht noch ein paar mehr verschissene Itaker an, um das Arschloch, das aus deinem Gesicht Hundefutter gemacht hat, dranzukriegen? Du hast gesagt, daß du mir hilfst, Mason.« »Das werde ich auch. Ich muß nur noch über den richtigen Zeitpunkt nachdenken.« Margot zerquetschte zwei Walnüsse in ihrer Faust und ließ die Schalen auf Masons Bettlaken fallen. »Denk nicht zu lange nach, Smiley.« Ihre Radlerhosen fiepten, als sie den Raum verließ.

KAPITEL 46
    Ardelia Mapp kochte, wenn sie Lust dazu hatte, und wenn sie kochte, war das Ergebnis außerordentlich gut. Getreu ihrer Herkunft vereinten sich in ihren Kochkünsten Elemente der Jamaika- und Gullah-Küche. Im Augenblick bereitete sie gerade Jerk Chicken zu und entsamte eine Pfefferschote, die sie vorsichtig am Stiel hielt. Sie lehnte es ab, für kochfertige Hühnchen überhöhte Preise zu bezahlen, und hatte Starling Hackbeil und Hackbrett in die Hand gedrückt. »Wenn du die Dinger ganz läßt, Starling, können sie nicht die Würze so annehmen, wie sie das hm, wenn du sie zerhackst«, erläuterte sie nicht zum erstenmal. »Hier«, sagte sie, nahm das Beil und spaltete einem Hühnchen mit solcher Wucht den Rücken, daß Knochensplitter flogen und in ihrer Schürze steckenblieben. »Ungefähr so. Was fällt dir eigentlich ein, einfach die Hälse wegzuwerfen? Tu sofort das hübsche Ding wieder zurück.« Und eine Minute später: »Ich war heute auf dem Postamt, habe Schuhe an meine Mom geschickt.« »Ich war auch dort, ich hätte sie doch mitnehmen können.« »Hast du irgend etwas auf dem Postamt mitbekommen!« »Nee.« Mapp nickte, nicht sonderlich überrascht. »Der Buschfunk sagt, daß sie deine Post überwachen.« »Wer sagt das?« »Eine vertrauliche Mitteilung vom Postinspektor. Du hast es nicht gewußt, nicht wahr?« »Nein.« »Finde es auf andere Weise heraus. Wir müssen meinen Kumpel auf dem Amt schützen.« »Okay.« Starling ließ für einen Augenblick das Beil sinken. »Um Himmels willen, Ardelia.« Starling hatte am Schalter gestanden und Briefmarken gekauft. Auf den ausdruckslosen Gesichtern der geschäftigen Postler war nichts zu lesen gewesen. Die meisten Angestellten waren Farbige; ein

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