Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Happy birthday, Türke!

Happy birthday, Türke!

Titel: Happy birthday, Türke! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Arjouni
Vom Netzwerk:
fahren und packt gerade.«
    »Ich möchte ihn gerne sprechen.«
    »Kommen Sie.«
    Sie nahm meinen Arm, und wir gingen auf eine angelehnte Tür zu. Durch den schmalen Spalt schien Licht in den Flur. Ilter Hamul ließ mich dort stehen. Ich klopfte leise an und betrat, ohne eine Antwort abzuwarten, das Zimmer. Yilmaz Ergün stand über einen halb gepackten Koffer gebeugt. Über die Schulter schaute er mich an. In seinem Zimmer befanden sich ein ungemachtes Bett, ein offener Kleiderschrank, zwei Stühle und ein Nachttisch mit Radiowecker. Ein Kalender der Stadt Heidelberg schmückte den sonst kahlen Raum.
    Mit drei zusammengelegten Hemden in der Hand drehte er sich um.
    »Darf ich rauchen?«
    Er nickte unwillig und ließ die Hemden in den Koffer fallen.
    »Packen Sie ruhig weiter, ich will Sie nicht davon abhalten. Allerdings kann ich Ihnen versichern, Sie brauchen nicht zu verreisen.«
    Ich steckte mit die Zigarette an und zog einen Stuhl heran. Yilmaz Ergün setzte sich aufs Bett.
    »Wollen Sie?«
    »Danke, ich rauche nicht.«
    Er sah mich ernst, fast traurig an.
    »Was soll das heißen, ich brauche nicht zu verreisen?« Ich zog an der Zigarette und rauchte eine Weile still.
    »Das soll heißen, niemand sucht Sie wegen dem Mord an Ihrem Schwager!«
    Er beugte sich vor und nahm sein Gesicht in die Hände. Ich sah nur noch die schwarzen, glänzenden Haare.
    Ich rauchte drei Zigaretten, bis er seinen Kopf wieder hob.
    »Woher wissen Sie…?«
    »Das Messer. Nur ein Amateur benutzt ein Messer. Ich habe nie nachgefragt, aber ich nehme an, es war ein Küchenmesser.«
    »Ja.«
    »Sie hatten Ahmed Hamul noch nie leiden können, nicht wahr? Ihr Vater hat ihn Ihnen vorgezogen, Sie waren immer nur zweite Wahl. Sie mußten sich mit der Mutter zufriedengeben.«
    »Hören Sie auf!«
    »Tut mir leid. Wahrscheinlich glaubten Sie, Ahmed Hamul hätte Ihren Vater in den Drogenhandel hineingezogen. In Wahrheit wurde Ihr Vater dazu erpreßt. So begann das Unglück. Erst später hat er Ahmed den Einstieg ins Geschäft vermittelt. Drei Jahre lang stauten sich in Ihnen Wut und Trauer über die kaputten Familienverhältnisse. Der Schuldige war, klar, Ahmed Hamul. Als Ihr Vater tot war, hatten Sie sicher mit dem Gedanken gespielt, ihn aus der Familie rauszuschmeißen. Aber da er kaum noch nachhause kam, ließen Sie das mit Rücksicht auf Ihre Schwester. Auf Ihre Schwester Ilter, denn wegen Ayse haben Sie ihn zuletzt umgebracht. Daß Ahmed Ayse vom Heroin abhängig gemacht hat, konnten Sie ihm nicht verzeihen. Wahrscheinlich bestand seit diesem Tag die Idee, ihn zu töten. Je mehr Zeit verging, desto unausweichlicher wurde diese Lösung für Sie. Und tatsächlich, alle Probleme schienen damit vom Tisch. Die Eifersucht der ganzen Jahre wäre gerächt, und Ihre Familie hätte endlich in Ruhe leben können. Durch die Sucht Ihrer Schwester Ayse war die Tat moralisch gerechtfertigt. Also wurde die phantastische Idee zu einem Plan, zu einer Aufgabe. Zur Rettung der Familie.«
    Yilmaz Ergün saß zusammengekrümmt auf dem Bett. Regungslos. Ich wußte nicht, ob er mir überhaupt noch zuhörte.
    »Sie sind kein guter Mörder, erst recht kein Profi. Sie haben zwei dumme Fehler gemacht. Erstens kein Alibi. Von Ihrer Schwester Ilter weiß ich, Ihre Arbeitszeit endet kurz vor sechs, normalerweise sind Sie um sechs Uhr zuhause. Wie Sie die Nummer von Hanna Hecht rausbekommen haben, keine Ahnung, aber…«
    »Ich bin ihm einmal gefolgt und habe den Namen an der Tür gelesen. Dann aus dem Telefonbuch.«
    »Ah ja, auf jeden Fall haben Sie ihn am fünften achten dort angerufen und zu einem Gespräch in die Nähe bestellt. Direkt nach Ihrer Arbeit. Wenn man Sie fragen würde, könnten Sie wahrscheinlich nicht einmal beantworten, wo Sie sich um diese Zeit aufgehalten haben, nicht wahr?« Er nickte.
    »Der zweite Fehler: Wenn man in einer Großküche arbeitet, nimmt man nicht das nächstbeste Schinkenmesser, um damit seinen Schwager umzubringen.«
    Ich machte eine Pause. Er bewegte sich immer noch nicht.
    »Wenn Ihnen jemand auf die Spur gekommen wäre, oder der Kommissar, der den Fall bearbeitet hat, nicht zufällig der Mörder Ihres Vaters wäre - der voraussichtlich auch den Mord an Ahmed in die Schuhe geschoben bekommt -, dann säßen Sie jetzt im Gefängnis.«
    Er starrte mich mit großen Augen an.
    »Der Mörder meines Vaters, aber…«
    »Das ist eine andere Geschichte, lassen Sie sie sich von Ilter erzählen. Ich bin müde.«
    Ich stand auf und ging zur

Weitere Kostenlose Bücher