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Happy End für Anfänger: Roman (German Edition)

Happy End für Anfänger: Roman (German Edition)

Titel: Happy End für Anfänger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Robinson
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Stadt im Norden geschickt. Wir sollten aus Mitrovica berichten. Dort gab es heftige Spannungen, und plötzlich war es meine Aufgabe, die Geschichte dieser aufgebrachten Stadt ein paar Millionen Menschen zu Hause zu erzählen. Auf einmal war Hughs Loblied auf mich weit, weit weg, und ich wurde von eiskalter Angst gepackt. Stumm dankte ich Gott für unseren Korrespondenten in Mitrovica, einen Typen namens Michael, von dem ich bei ITN noch nie zuvor etwas gehört hatte. Er schien sein Handwerk zu verstehen.
    Als Dave und ich auf der Hauptstraße aus Priština heraus Richtung Norden fuhren, betete ich inständig, dass dieser Michael Slater in der Lage wäre, den Laden zu schmeißen. (»Ich hätte dich verflucht noch mal nie da hinschicken dürfen«, hatte ein zutiefst besorgt klingender Hugh gestern Abend am Telefon gesagt. »Lass Michael einfach die Regie übernehmen. Und geh bloß kein Risiko ein. Erst vorletzte Woche ist ein japanischer Journalist zusammengeschlagen worden. Es hat Ausschreitungen gegeben. Bleib bei den UN -Truppen. Und weich nicht von Daves Seite.«)
    Als wir an Gebieten mit ausgebombten Häusern vorbeikamen, fragte ich unseren Fahrer Haxhi, ob wir aussteigen und ein paar davon filmen könnten. »Nein«, antwortete er knapp. »Ihr würdet erschossen werden.«
    »Wirklich? Selbst wenn wir nur fünf Minuten anhalten?«, hakte ich nach.
    »Wirklich. Ich werde mein Leben nicht riskieren.«
    Ich lehnte mich wieder zurück.
    »Siehst du?«, flüsterte Dave. »Du bist schon eine richtige Producerin. Das sind immer diejenigen, die einen drängen, sich für einen guten Dreh in Lebensgefahr zu bringen.«
    Abgelenkt hob ich die Hand und spreizte die Finger zum Siegeszeichen, während ich die unerwartet grüne Landschaft draußen vorbeigleiten sah. Es fühlte sich gut an, Dave an meiner Seite zu haben.
    Die schwer bewachten UN -Gebäude, in denen Michael für eine Weile Zuflucht gesucht hatte, waren schäbig und trostlos. Ein uralter Traktor stand unerklärlicherweise auf dem Parkplatz beim Eingang, die Wände waren beschmiert mit zornigen Graffiti. Ein Mann auf dem Dach des Nachbargebäudes starrte mich an, als wäre ich eine Außerirdische, und pulte demonstrativ in seiner Nase. Bitte iss ihn nicht, bitte iss ihn nicht ,dachte ich. Er aß den Popel, dann spielte er mit etwas herum, das aussah wie eine riesige alte Kalaschnikow, die an einem Riemen über seiner Schulter hing. Ich hetzte Dave hinterher ins Gebäudeinnere.
    Man führte uns einen klammen, stockfinsteren Korridor entlang. »Kein Geld für Licht«, erklärte Haxhi uns, als ich gegen einen Schrank krachte. Plötzlich öffnete sich am Ende des Korridors eine Tür, und dort … Dort stand in einem verwaschenen Armeepullover, ein verschlafenes Lächeln auf dem Gesicht, der absolut attraktivste Mann, den ich je gesehen hatte.
    »Du musst Stella sein«, sagte er und schüttelte mir die Hand. Seine war glatt und warm. »Du bist ein ganzes Stück jünger, als ich erwartet hatte. Ich bin Michael.«
    »Du bist ebenfalls ein ganzes Stück jünger, als ich erwartet hatte!«, rief ich mit schriller Stimme, völlig überwältigt. Dieser Mann war umwerfend ! »Oh, wart mal, ich bin nicht Stella, ich bin Fran.«
    Michael zog eine Augenbraue in die Höhe. »Bist du sicher?«, fragte er. »Du hast doch gerade begeistert genickt, als ich dich fragte, ob du Stella bist.«
    »Ja. Ich bin definitiv Fran. Stella war auf der Toilette. Nun, eigentlich hing sie eher über der Toilette.«
    Michael grinste. »Interessant.«
    »Sie hat verdorbene Meeresfrüchte gegessen. Das letzte Mal, als ich sie gesehen habe, lag sie zusammengekrümmt auf dem Fußboden in der Toilette von Gatwick. Ihr Gesicht war fast durchsichtig, so elend war ihr. Wahrscheinlich ist es ihr vorne und hinten gleichzeitig rausgekommen …« Ich verstummte.
    Inzwischen lachte er. »Ich denke, sie wäre ziemlich betroffen über deine Schilderung«, sagte er.
    Ich errötete. »Sicher, Entschuldigung. Sie hatte bestimmt keinen Durchfall …«
    »Fran, halt die Klappe«, sagte Dave, der ebenfalls lachte. »Genug. Die arme Stella.«
    Michael verschwand grinsend hinter etwas, das aussah wie ein aufrecht stehender Sarg, und sagte, er werde uns einen Tee kochen. Wir folgten ihm und betraten einen großen, schmutzigen, verstaubten Raum mit mehreren klapprigen Tischen und Stühlen an einem Ende und verschiedenen seltsamen Objekten, die im Rest des Raums verstreut waren. Dave setzte sich auf ein Sofa, ich nahm mir einen

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