Happy End fuer Rachel
wissen, dass sie ihn durchschaute.
Wie erwartet reagierte er nicht besonders begeistert auf den Anruf seiner Exfrau. Vor allem, weil sie es wagte, ihn in seiner Freizeit mit einem derartigen Problem zu behelligen.
„Um Himmels willen, Rachel! Warum regst du dich so auf? Du solltest dich für deine Tochter freuen. Bist du etwa neidisch, dass sie in den Genuss kommt, etwas komfortabler zu reisen als die meisten Leute? Außerdem ist Mendez ein klasse Typ. Vielleicht solltest du mal ein bisschen mehr Vertrauen in das männliche Geschlecht investieren.“
Nur mit großer Mühe behielt Rachel die Beherrschung. „In jedem Fall hättest du mich vorher einweihen können“, erwiderte sie.
„Ja, ja. Wie kommst du darauf, dass …“ Eine weibliche Stimme unterbrach ihn. „Ist schon gut, Schatz, ich bin gleich bei dir.“ Steves Ton kühlte ab, sobald er sich wieder an Rachel wandte. „Sollte Mr. Mendez dich kontaktieren, wirst du deine Hirngespinste hoffentlich für dich behalten.“
„Mr. Mendez hat mich bereits ‚kontaktiert‘. Heute Morgen war er bei mir“, informierte Rachel ihren Exmann kühl.
Daraufhin hörte sie Steve fluchen, und erneut schien Lauren im Hintergrund zu protestieren. „Würdest du dich bitte eine Minute gedulden?“, beschwichtigte er sie deutlich gereizter als noch kurz zuvor, bevor er wieder mit Rachel sprach. „Ich hoffe inständig, du bist ihm nicht zu nahe getreten. Er ist immerhin mein Chef.“
Bis jetzt hatte Rachel sich eingeredet, dass nicht Joe Mendez, sondern sein Vater die Firma leitete. Offensichtlich lag sie damit falsch.
„Vermutlich doch“, gestand sie.
„Verdammt, Rachel, bist du verrückt geworden? Willst du etwa, dass ich meinen Job verliere?“
Steves unglaubliche Arroganz löschte augenblicklich alle Schuldgefühle in Rachel. „Sei unbesorgt. Was in deinem Leben vor sich geht, interessiert mich nicht. Der einzige Grund, warum ich mich überhaupt mit einem Menschen wie dir abgebe, ist unsere Tochter.“
Fassungslos knallte sie den Hörer auf die Gabel. Einen Moment war sie wie erstarrt. Erst ein Knirschen auf der Treppe schreckte sie auf. Hinter ihr stand Daisy. Offensichtlich hatte sie zumindest das Ende des Gesprächs mit angehört.
„Entschuldige, ich wollte dich nicht belauschen. Es hörte sich so an, als wäre etwas mit Grandma.“ Mit geröteten Wangen sah sie ihre Mutter hilflos an.
Um einen weiteren Streit zu vermeiden, beruhigte Rachel ihre Tochter. „Ist schon in Ordnung. Du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Dein Vater und ich mussten nur ein paar Dinge klarstellen. Aber nun geh schnell zurück ins Bett. Ich komme auch gleich hoch.“
„Es besteht wohl keine Chance, dass ihr zwei noch einmal zusammenkommt, oder?“
Es bekümmerte Rachel sehr, die Sehnsucht ihrer Tochter nach einer vollständigen Familie nicht erfüllen zu können. „Nein, meine Süße, die gibt es ganz sicher nicht.“
„Na ja, damit kann ich leben. Ich weiß ganz genau, dass du irgendwann einen netten Typen treffen wirst. Und der wird viel cooler sein als die dämliche Lauren.“ Daisy schmiegte sich kurz an ihre Mutter und ging dann zurück in ihr Zimmer.
Als Rachel endlich im Bett lag, war es weit nach Mitternacht. Doch im Gegensatz zu sonst kam sie einfach nicht zur Ruhe. Das Gespräch mit Steve ging ihr nicht so leicht aus dem Kopf.
Es war jedoch nicht Steve, der ihren Traum durchstreifte, sondern Joe Mendez.
3. KAPITEL
Es klingelte. Wer konnte das nur sein, so früh am Morgen? Rachel brauchte eine Weile, bis sie zu sich kam. Denn noch immer spürte sie die aufregend wohlige Wärme aus ihrem Traum. Nur noch einen Moment schweben .
Wieder läutete es, es war das Telefon und nicht die Türklingel. Träge rieb Rachel sich die müden Augenlider. Gerade als sie zum Hörer greifen wollte, verstummte das Telefonklingeln auf ihrem Nachttisch. Ob Daisy ihr etwa zuvorgekommen war? Kaum vorstellbar, schließlich gehörte einiges dazu, ihre Tochter morgens überhaupt aus dem Bett zu bekommen. Aber in den Ferien drehte sich die Welt eines Teenagers anders.
Ein beiläufiger Blick zum Nachttisch riss Rachel aus ihren Gedanken. Mit beiden Händen griff sie nach dem Wecker und starrte entsetzt auf das Zifferblatt. Zwanzig Minuten nach zehn? Unmöglich!
Sonst verschlief Rachel nie. Eilig sprang sie aus dem Bett. Zu eilig, denn gleich darauf musste sie mit zittrigen Knien einen Moment am Bettpfosten verharren. Der Rotwein vom Vorabend, dachte sie, während sie in ihren weichen
Weitere Kostenlose Bücher