Happy End fuer Rachel
Daisy, wie redest du eigentlich?“
„Okay, okay, dann wird sie eben grün vor Neid. Klingt das besser?“ Das Mädchen rümpfte die Nase. „Du könntest ruhig mal ein bisschen lockerer sein, Mum.“
„Hältst du mich etwa für zu alt, um auszuticken?“ Rachel gab die Hoffnung auf, nun noch etwas Gescheites zu Papier zu bringen und fuhr den Computer herunter. Gemeinsam gingen Mutter und Tochter in die Küche.
„Es ist schon fast Zeit für das Mittagessen. Hättest du nicht auch Lust auf ein Omelett oder einen Salat?“
„Mir wäre eine Pizza mit extra Käse viel lieber.“ Daisy klimperte mit den Wimpern. Seit sie in die Pubertät gekommen war, nahm sie leichter zu. Darum versuchte Rachel immer wieder, ihr eine gesündere Ernährung schmackhaft zu machen. Aber sie glaubte kaum, dass Daisy sich in den Ferien daran halten würde. Und wenigstens die verbleibende Zeit mit ihrer Mutter sollte sie noch genießen. Ihnen blieben nur noch fünf Tage, bevor Rachel ihre Tochter für einige Wochen hergeben musste. Wie ihr davor graute!
Den folgenden Tag verbrachte Daisy mit ihren Großeltern. Steves Eltern missbilligten den Vertrauensbruch ihres Sohns und waren sowohl für ihre Schwiegertochter als auch für ihre Enkelin zu einer großen Stütze geworden. Ihre eigenen Eltern hatte Rachel schon als Teenager bei einem Autounfall verloren.
Im Grunde kam ihr ein Tag, an dem sie die Wohnung für sich hatte, mehr als gelegen. Vielleicht fand sie endlich die nötige Ruhe, um mit ihrem neuen Werk voranzukommen. Daisys Reisevorbereitungen hatten Rachel in den letzten Wochen mehr beansprucht als gedacht.
Doch gerade als sie sich an ihrem Schreibtisch niedergelassen hatte, klingelte es plötzlich an der Haustür. Dabei erwartete sie weder Besuch noch konnte es der Briefträger mit einem ihrer Manuskripte sein, und sämtliche Nachbarn hatten inzwischen gelernt, sie am Vormittag nicht zu stören.
Rachel ging zum Bürofenster und wagte einen vorsichtigen Blick. Am liebsten hätte sie das Läuten einfach ignoriert. Aber der riesige schwarze Geländewagen in der Einfahrt weckte ihre Neugier. Wer konnte das nur sein? Niemand aus ihrem Freundeskreis besaß solch ein Prachtauto.
Umso mehr erschrak sie, als plötzlich ein dunkelhaariger Fremder unter dem Vordach hervortrat und nach oben sah. Sein beeindruckender Körper in der verwegenen Lederjacke bannte ihren Blick für eine gefühlte Ewigkeit. Erschreckt wich Rachel hinter den Vorhang zurück. Doch es war zu spät, der Fremde hatte sie entdeckt. Er klingelte erneut.
Als sie die Treppe heruntereilte, pochte ihr Herz heftig vor Aufregung. Während sie die Tür aufschloss, fiel ihr auf, dass sie allein im Haus war. Sollte sie diesem Fremden wirklich öffnen?
Das ist nicht einer deiner Romane, ermahnte sie sich. Nicht jeder Unbekannte führte gleich etwas Böses im Schilde. Vielleicht wollte er bloß nach dem Weg fragen. Oder er war der neue Verehrer ihrer Nachbarin Julie Corbett. Auf jeden Fall passte er in das Beuteschema von blonden Schönheiten wie Julie.
Sicherheitshalber öffnete Rachel die Tür nur einen Spalt. Der Anblick ihrer lockeren Shorts und des viel zu weiten T-Shirts waren nicht für die Öffentlichkeit bestimmt.
„Wie kann ich Ihnen weiterhelfen?“, fragte sie.
Ihr erster Eindruck bestätigte sich. Etwas Geheimnisvolles umgab diesen schlanken Mann. Sein verwegenes Lächeln wirkte im Gegensatz zu den markanten Wangenknochen und den dunklen ernsten Augen kaum bedrohlich. Die sehr eigenwillig geformte Nase ließ vermuten, dass er nicht jeden Konflikt durch ein Gespräch löste. Ganz sicher entsprach er nicht den äußerlichen Erwartungen, die Rachel bislang an die Helden ihrer Romane gestellte hatte. Vermutlich war er auch einige Jahre jünger als Rachel. Aber ausgerechnet diese harte Schale machte sie nervös.
„Sie sind doch Rachel, nicht wahr?“
Völlig überrumpelt starrte sie ihn an. „Kennen wir uns etwa?“
„Nein, aber ich kenne Ihre Tochter Daisy.“ Ihr Gesichtsausdruck veranlasste ihn offenbar, sie aufzuklären.
„Vielleicht sollte ich mich vorstellen. Mein Name ist Joe Mendez.“ Himmel! Dieser leichte spanische Akzent. Vor ihr stand Steves Chef. Den Inhaber von Mendez Macrosystems hätte sie ganz sicher nicht in verblichenen Jeans und Turnschuhen erwartet.
„S…sie ist nicht hier“, stotterte Rachel. Lässig lehnte sich Joe mit einem Arm an die Hauswand und betrachtete sein Gegenüber. „Ehrlich gesagt wollte ich auch nicht zu Daisy,
Weitere Kostenlose Bücher