Happy End im Mondpalast
haben!
Niemals würde sie sein Ebenbild finden. Niemals! Er hatte nah genug gestanden, um jeden Zentimeter seines Körpers genau erkennen zu können. Er hatte sich nicht einmal ein Handtuch umgelegt. Es lag immer noch zusammengefaltet auf einem Felsen – zum Glück in der entgegengesetzten Richtung. Also musste der faszinierende Fremde nicht an ihrem Versteck vorbeigehen, um es zu holen.
Mit anderen Worten – sie konnte ihn ungestört weiter betrachten.
Auf einen ungeschulten Beobachter hätte er vielleicht unachtsam gewirkt, aber wenn es um seine Sicherheit ging, vermied Khal jedes Risiko. Er hatte es außerhalb von Q’Adar zu etwas gebracht, war sich dennoch immer der heimischen Gefahren bewusst, die ihn in seinem eigenen Land umgaben. Die anderen Scheiche hatten ihn aufgefordert, zurückzukommen und sie zu führen, und er war bereit dazu.
Er hatte genug Erfahrungen gesammelt, um auf die verschiedensten Lebensaufgaben vorbereitet zu sein, nur eins war ihm ein Geheimnis geblieben – der weibliche Verstand. Seine Geschäftsinteressen hatten zu weltweiten Verbindungen geführt, er war niemandem verpflichtet und in keinen Skandal verwickelt. Da er von Gefühlen wenig hielt, würde das auch kaum je der Fall sein.
Dafür war sein Pflichtbewusstsein überdurchschnittlich entwickelt, und da er die Herausforderung angenommen hatte, ein Land zu führen, würde er die anderen Scheiche nicht enttäuschen, indem er sich einfach so irgendwo umbringen lassen würde.
Während Khal ruhig am Strand entlangging, fing sich das Sonnenlicht plötzlich in langem blondem Haar. Sein Gefühl hatte ihn also nicht getäuscht. Er wurde beobachtet, aber ihm drohte keine Gefahr. Ein Attentäter hätte längst gehandelt, und für einen Paparazzo stand die Sonne zu ungünstig, um ein gutes Bild zu schießen. Nein, hier konnte es sich nur um eine Touristin handeln.
Er bedeckte sein Gesicht mit dem Handtuch, das er zum Abtrocknen mitgebracht hatte, bewusst langsam, um die junge Frau in Sicherheit zu wiegen. Khal hatte es nicht eilig, und sie konnte ihm nicht entwischen. Vor sich das weite Meer, hinter sich die endlose Wüste – da gab es kein Entkommen, und den Weg zum Palast versperrte er ihr selbst.
Dass es jemandem gelungen war, unbemerkt am Sicherheitsdienst vorbeizukommen, war ein Beispiel für die überall um ihn herum herrschende Nachlässigkeit. Vorerst hielt er sich mit Kritik zurück, denn er musste erst herausfinden, wer für diesen Zustand verantwortlich war. Auch Abwarten hatte er im Geschäftsleben gelernt, und ein Land gut zu führen war nichts anderes, als ein gutes Geschäft zu machen – im Interesse seiner fünfzigtausend Landsleute.
Doch zunächst galt es, diese junge Frau zu überführen. An ihr würde er die Unzulänglichkeit der Sicherheitskräfte demonstrieren, er musste es nur geschickt genug anfangen. Ein Täuschungsmanöver war immer am besten. Er würde so tun, als entferne er sich, während er in Wahrheit mit jedem Schritt näher kam.
Beim Anschleichen würde er die verführerische Schönheit seiner Heimat ignorieren müssen. Vieles in Q’Adar war geeignet, einem die Sinne zu betören. Allein schon die bezaubernde Landschaft verleitete den Betrachter dazu, alles um sich herum zu vergessen und einfach bei ihrem Anblick zu verweilen. Auch die Pracht seines Mondpalastes entzückte Khal jedes Mal aufs Neue – vergoldete Wände und mit kostbaren Edelsteinen besetzte Türen. Betörende Düfte lösten immer wieder erotische Fantasien in ihm aus, und von leisen Trommeln begleiteter Sirenengesang umnebelte seine Sinne.
Das einzige Problem im Palast war seine Mutter, die Königinwitwe. In der Hoffnung, dass er sich bald verheiraten würde, hatte sie anlässlich des heutigen Balls wieder die schönsten Frauen um sich versammelt. Jedes Herrscherhaus war vertreten – zur Genugtuung der korrupten Scheiche, die sich in Sicherheit wiegten, solange sie glaubten, Khal sei mit seinen zahlreichen Bettgenossinnen mehr als beschäftigt.
Dabei übersahen sie allerdings, dass die Arbeit seine Geliebte war, und dass es in Q’Adar viel zu tun gab.
Beth beobachtete halb fasziniert, halb ängstlich, wie der Mann sein Gesicht mit dem Handtuch bedeckte. Seine angespannte Ruhe wirkte wie eine Warnung, vorsichtig zu sein. Unbehagen beschlich sie. Vielleicht versteckte er sein Gesicht hinter dem Handtuch, um seine Sinne zu schärfen. Er strahlte eine Aura der Macht aus, die sie gegen ihren Willen fesselte. Einen Mann wie ihn hatte
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