Happy End in Lindholm: Mittsommerträume (German Edition)
und lief laut jubelnd los, um ihre Großeltern stürmisch zu begrüßen. Seine Tochter jetzt so glücklich zu sehen – Ann-Sofie in der Mitte, ihre Großeltern rechts und links an den Händen haltend –, entschädigte Gunnar in diesem Moment für vieles, das in den letzten Monaten schiefgelaufen war.
“Wie ich mich freue, euch zu sehen”, sagte Irma und drückte ihren Schwiegersohn an sich. Dann erblickte sie den Helikopter auf der Wiese, dessen Rotoren gerade wieder andrehten, und stutzte. “Sagt bloß, ihr seid mit diesem Ungetüm hier angekommen?”
Der Hubschrauber erhob sich in die Luft, vollführte noch eine kurze Schleife über dem Hof, dann flog er davon.
“Willst du mir deswegen jetzt auch noch einen Vortrag halten?” Gunnar warf der Tierärztin einen herausfordernden Seitenblick zu.
Irma blinzelte verwirrt. “Einen Vortrag? Ich fürchte, ich verstehe nicht ganz.”
“Das ist eine lange Geschichte, die ich dir gern später erzählen werde. Jetzt würde ich mich aber erst einmal frisch machen. Ich habe nämlich festgestellt, dass der Job eines Cowboys mitunter ziemlich schweißtreibend sein kann.”
“Cowboy? Ich …”
Lennart schmunzelte über den verdutzten Gesichtsausdruck seiner Frau. “Ich kann es kaum abwarten, mehr von deinem Abenteuer zu hören”, sagte er zu Gunnar. “Aber jetzt komm erst mal mit. Wo ist dein Gepäck? Ich bringe euch in eure Zimmer.”
Bevor Gunnar das Haus betrat, blickte er noch einmal zurück. Die Tierärztin unterhielt sich mit Irma. Ob sie noch da sein würde, wenn er nach dem Duschen und Umziehen wieder herunterkam?
Ein Teil von ihm hoffte es, obwohl er nicht so recht wusste, warum.
“Erst einmal vielen Dank, dass du dich so rasch um die Impfung für den Braunen gekümmert hast. Aber jetzt erzähl: Du hast ihn einfach so zum Hilfsdienst abkommandiert?” Irma, die noch immer zusammen mit der Tierärztin auf dem Hof stand, lachte glockenhell auf. “Das ist mal wieder typisch Louisa! Ist es eigentlich jemals vorgekommen, dass du eine Konfrontation gescheut hast? Ich kann es mir beim besten Willen nicht vorstellen.”
Louisa hob die Achseln. “Ich sehe nicht, was daran so außergewöhnlich sein soll. Ich habe ihm lediglich Gelegenheit gegeben, den Schaden wiedergutzumachen, den er angerichtet hat, das ist alles.”
“Du hast nun mal deine ganze eigene Art und Weise, die Dinge zu betrachten. Allerdings muss ich zugeben, dass es eine durchaus erfrischende Erfahrung war, Gunnar einmal so zu erleben.”
“Gunnar?” Überrascht horchte Louisa auf. “Doch nicht etwa
der
Gunnar!”
Wieder lachte Irma. “Unser Schwiegersohn Gunnar Persson, Liebes. Und das kleine Mädchen vorhin, das war Ann-Sofie, unsere Enkelin.”
Louisa schluckte. Das war er also, Gunnar Persson. Obwohl er sechs Jahre mit ihrer alten Freundin Sonja verheiratet gewesen war, hatte Louisa ihn doch nie persönlich getroffen. Mit einundzwanzig war sie von zu Hause fort gegangen, um ihr Studium der Tiermedizin im Ausland fortzusetzen. Da sie so weit wie möglich von ihrem Vater weg wollte und ihre verstorbene Mutter Familie in Deutschland besaß, war ihre Wahl schließlich auf die Universität in München gefallen. Der Abstand von fünfzehnhundert Kilometern erschien ihr einigermaßen ausreichend, um noch einmal ganz von vorne anzufangen und die Vergangenheit hinter sich zu lassen. Allerdings hielten die Entfernung und der Stress sie auch davon ab, ihre alten Freunde so häufig zu sehen, wie sie es sich gewünscht hätte. Von Sonjas Hochzeit hatte sie beispielsweise erst im Nachhinein erfahren.
Ganz abgerissen war der Kontakt zu ihrer Freundin trotzdem nie. Sie hatten hin und wieder miteinander telefoniert. Daher wusste sie auch, dass Sonja zumindest zum Ende hin keineswegs mehr glücklich in ihrer Ehe gewesen war. Und dann war es zu jenem schrecklichen Unfall gekommen. Louisa hatte alles versucht, es zur Beerdigung zu schaffen, doch aufgrund einer wichtigen, nicht verschiebbaren Prüfung hatte sie ihrer Freundin erst ein paar Tage später die letzte Ehre erweisen können. Sie …
“… nicht lange bleiben wird.”
Erst jetzt wurde Louisa sich der Tatsache bewusst, dass Irma schon die ganze Zeit mit ihr redete. “Entschuldige bitte, was hast du gerade gesagt?”
“Ich sagte, dass Gunnar wohl nicht sehr lange bei uns in Lindholm bleiben kann. Soweit ich weiß, wollte er nur Ann-Sofie absetzen, die den Rest der Ferien bei uns verbringen wird. Aber bevor er zurück nach Stockholm
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