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Happy End in Lindholm: Mittsommerträume (German Edition)

Happy End in Lindholm: Mittsommerträume (German Edition)

Titel: Happy End in Lindholm: Mittsommerträume (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pia Engström
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und Brackwasser bedeckt. Dem Umstand, dass die Grube aufgrund einiger Regentage in den vergangenen Wochen nicht ganz ausgetrocknet war, verdankte Ann-Sofie vermutlich, dass sie bei dem Sturz in die Tiefe keine Verletzungen davongetragen hatte. Zugleich machte die Feuchtigkeit die Wände des Schachts aber auch so glitschig, dass es fast unmöglich war, daran emporzuklettern.
    “Hör mir zu, Ann-Sofie”, sagte Louisa. “Um dich da unten rauszuholen, brauche ich das Abschleppseil aus meinem Wagen und …”
    “Nein!”, schrie die Achtjährige entsetzt auf. “Nein, Louisa, bitte, du darfst mich nicht allein lassen! Bitte, geh nicht weg!”
    Louisa bemühte sie, zu beruhigen. “Hab keine Angst, ich komme sofort wieder zu dir zurück. Aber ich brauche dieses Seil, um dich da rauszuholen, verstehst du? Außerdem passt Tafsa von hier oben auf dich auf.”
    Ann-Sofies Gesichtsausdruck war mehr als kläglich, doch sie nickte tapfer.
    Um die Grube nachher möglichst leicht wiederzufinden, zog Louisa ihre rote Bluse aus, legte sie ins Gras und beschwerte sie mit einem Stein. Dann lief sie so schnell sie konnte zu ihrem Wagen zurück. Zum Glück hatte sie immer ein Abschleppseil dabei, das ihr schon des Öfteren gute Dienste geleistet hatte. Sie schlang es sich über die Schulter und machte sich auf den Rückweg. Beim Übersteigen des Zaunes zog sie sich einen schmerzhaften Kratzer am Unterarm zu, doch das merkte sie kaum. All ihre Gedanken waren auf Ann-Sofie gerichtet. Einfach schrecklich, was für Ängste die Kleine im Moment ausstehen musste!
    “Ich bin wieder da”, rief sie und schaute in den Schacht hinunter. “Du bist sehr tapfer, Ann-Sofie. Gleich hast du es geschafft. Ich muss noch einmal kurz fort, aber es dauert nicht lange. Schaffst du das?”
    “Schon gut, ich weiß ja jetzt, dass du zurückkommst”, erwiderte die Achtjährige, und über ihr dreckverschmiertes Gesicht huschte ein schwaches Lächeln. Für Louisa waren ihre Worte nur ein weiterer Antrieb, sich zu beeilen. Zum Glück stand ganz in der Nähe ein Baum, um den sie das eine Ende des Abschleppseils binden konnte. Nachdem sie sich vergewissert hatte, dass der Knoten hielt, eilte sie zur Grube zurück und ließ das andere Seilende in das Loch hinunter.
    “Meinst du, du kannst daran hochklettern?”, fragte Louisa.
    “Ich … weiß nicht”, antwortete Ann-Sofie, deutlich verunsichert. “Ich hab so was noch nie gemacht!”
    “In Ordnung, dann komme ich einfach zu dir runter, und du hältst dich an mir fest, einverstanden?”
    Und genauso machten sie es: Louisa kletterte den Schacht hinab. Als sie unten ankam, fiel Ann-Sofie ihr um den Hals und wollte gar nicht mehr von ihr ablassen. Eine Weile lang ließ Louisa sie gewähren, bevor sie sich sanft von ihr löste. “Machen wir, dass wir hier rauskommen”, sagte sie. “Ich für meinen Teil möchte keine Minute länger als nötig hier unten bleiben.”
    “Ich auch nicht”, erwiderte Ann-Sofie. Sie konnte sogar schon wieder lachen.
    Louisa nahm die Achtjährige Huckepack und begann den Aufstieg. Es war nicht leicht, mit dem zusätzlichen Gewicht auf ihrem Rücken zu klettern, doch keine fünf Minuten später hatten sie es geschafft. Keuchend sanken sie ins feuchte Gras, und Louisa rang nach Atem, während Tafsa freudig kläffend um sie herumsprang.
    “So, und jetzt rufen wir bei Irma und Lennart an und sagen Bescheid, dass du bei mir bist”, meinte Louisa, als sie kurz darauf mit Ann-Sofie ihr Haus betrat. Die Achtjährige hatte den ganzen Weg über kein Wort gesagt. “Deine Großeltern und dein Vater machen sich bestimmt schon schreckliche Sorgen um dich.”
    Sie wollte nach dem Telefonhörer greifen, doch Ann-Sofie hielt sie zurück. “Nein!”, stieß sie mit einer solchen Verzweiflung hervor, dass Louisa die Hand wieder sinken ließ.
    “Was ist denn los?”, fragte sie. “Willst du mir nicht sagen, was du auf dem Herzen hast, Kleines?”
    Die Augen des Mädchens füllten sich mit Tränen. “Kann ich nicht einfach hier bei dir bleiben?”
    “Na, denkst du nicht, das wäre ziemlich unfair deiner Familie gegenüber?”, gab Louisa zu bedenken. “Du hast keinem gesagt, dass du weggehst, stimmt’s?” Stumm schüttelte Ann-Sofie den Kopf, und Louisa seufzte. “Du musst mir schon erzählen, was passiert ist, wenn ich dich hier verstecken soll.”
    “Ich …
Pappa
…!” Mit einem erstickten Aufschluchzen brach die Achtjährige in Tränen aus. Sie barg das Gesicht in den Händen, ihre

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