Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Happy End in Lindholm: Mittsommerträume (German Edition)

Happy End in Lindholm: Mittsommerträume (German Edition)

Titel: Happy End in Lindholm: Mittsommerträume (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pia Engström
Vom Netzwerk:
soeben hinter ihr über den Hof gelaufen war.
    Louisa schüttelte den Kopf. Litt sie jetzt etwa schon an Wahnvorstellungen? Mit Sicherheit befand die Achtjährige sich genau dort, wo sie hingehörte – auf Lindholm Gård. Trotzdem ließ Louisa die Sache keine Ruhe, und so stieg sie aus.
    “Ann-Sofie?”, rief sie und kam sich dabei ziemlich albern vor. Absurd anzunehmen, dass die Kleine sich allein so weit vom Haus ihrer Großeltern entfernt hatte. Vor allem, da sie sich in der Gegend doch gar nicht auskannte.
    Louisa kletterte die niedrige Böschung hinauf, die ihr Grundstück auf der Vorderseite von einer ausgedehnten Weide abtrennte, die zusätzlich mit einem Stacheldrahtzaun gesichert war. Ein paar Kühe grasten friedlich im Sonnenschein, von einem achtjährigen Mädchen keine Spur. Hatte sie sich das alles also doch nur eingebildet?
    Gerade als sie wieder umkehren und zurück zum Haus gehen wollte, fiel ihr Blick auf einen Stofffetzen, der am Stacheldraht hing und wie ein winziges Fähnchen im Wind flatterte. Louisa löste den Fetzen und betrachtete ihn stirnrunzelnd. Pinkfarbener Jeansstoff. Kaum vorstellbar, dass es von einem der Bauern in der Umgebung stammte, dafür passte es umso besser zu der Kleidung des kleinen Mädchens, das sie soeben gesehen zu haben glaubte.
    Kurz zögerte Louisa noch, dann kletterte sie entschlossen über den Zaun. “Ann-Sofie!”, rief sie erneut – diesmal weit überzeugter als zuvor. “Ich bin es, Schatz: Louisa! Wenn du hier bist, dann komm doch bitte zu mir.”
    Sie ließ ihren Blick über die Weide schweifen, konnte Ann-Sofie aber nach wie vor nirgends entdecken, also ging sie einfach los. Weil sie nicht wusste, wohin sie sich sonst wenden sollte, hielt sie auf eine kleine Gruppe von Bäumen zu, die mitten auf der Wiese standen. Eine gute Entscheidung, wie sie kurz darauf feststellen sollte. Ann-Sofie hielt sich nämlich hinter einem der Bäume verborgen, und als Louisa sich jetzt näherte, lief sie davon.
    Es war tatsächlich Gunnars Tochter, daran konnte kein Zweifel mehr bestehen, und sie trug Tafsa bei sich, den sie dicht an ihren Körper presste. Aber warum ergriff Ann-Sofie die Flucht vor ihr? “Renn doch nicht weg”, rief sie ihr nach. “Ann-Sofie, was ist denn los? Bleib bitte stehen, dann können wir uns in Ruhe unterhalten,
Lilleputt
!”
    Doch die Achtjährige dachte offenbar gar nicht daran, auf sie zu hören, und so rannte Louisa ihr kurzerhand hinterher. Für ihr Alter war Gunnars Tochter ganz schön schnell, und Louisa hatte Mühe, zu ihr aufzuschließen. Die Entfernung betrug nur noch etwas mehr als zehn Meter, als Ann-Sofie plötzlich einen gellenden Schrei ausstieß und dann aus Louisas Blickfeld verschwand.
    Keuchend blieb Louisa stehen und presste sich die Hände in die Seiten. “Ann-Sofie!”, stieß sie schwer atmend hervor. “Ann-Sofie, wo bist du? Ist alles in Ordnung mit dir?”
    “Ich bin hier”, erklang eine schwache Stimme ganz in der Nähe. “Bitte hilf mir, Louisa!”
    “Wo bist du denn, Kleines? Ich kann dich nirgends entdecken!”
    “Da war ein Loch im Boden”, schluchzte das Mädchen. “Ich hab es nicht gesehen und bin reingefallen. Ist Tafsa in Ordnung? Ich habe ihn vor Schreck losgelassen – und ich weiß nicht, wo er jetzt ist.”
    “Bestimmt geht es ihm gut. Aber was ist mit dir? Hast du dir wehgetan?”, fragte Louisa besorgt.
    “Nein, ich glaube nicht. Aber ich schaff es nicht allein, hier rauszuklettern. Hilf mir, Louisa!”
    “Natürlich helfe ich dir,
Lilleputt
. Aber sprich bitte weiter, damit ich deiner Stimme folgen kann. Du wirst schon sehen, in ein paar Minuten ist alles wieder gut.”
    Tatsächlich brauchte Louisa nicht sehr lange, um Ann-Sofie zu finden, denn Tafsa saß winselnd am Rand der Grube und schaute sie aus seinen großen dunklen Augen Hilfe suchend an. Die Kleine zu bergen erwies sich jedoch als weitaus größere Herausforderung.
    Bei dem Loch, in dem sie festsaß, handelte es sich anscheinend um einen nicht mehr genutzten Brunnenschacht. Normalerweise wurden solche Gruben mit einem Deckel oder wenigstens mit Brettern abgedeckt, damit ein solcher Unfall wie jetzt gar nicht erst passieren konnte. Aber wahrscheinlich erschien dem Bauern, dem dieses Grundstück gehörte, die Umzäunung seines Geländes als ausreichend, und er hielt zusätzliche Vorsichtsmaßnahme für überflüssig. Ein Fehler, wie sich nun zeigte.
    Der Schacht war ungefähr drei Meter tief und am Boden mit einer Mischung aus Schlamm

Weitere Kostenlose Bücher