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Happy Family

Happy Family

Titel: Happy Family Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Safier
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du etwa, ich hab nicht gesehen, wie du Stephenie Meyer pausenlos auf den Breiarsch gestarrt hast?»
    «Breiarsch …», kicherte Max.
    «Klappe!», schnauzte ich ihn an und spürte, dass Tränen in mir aufstiegen. Ich schimpfte meine Familie nur so sehr an, weil ich so traurig war und ansonsten losheulen würde. Und wenn ich einmal damit beginnen würde, könnte ich nicht mehr aufhören.
    «Meinst du nicht», fragte ich Frank, «das tut mir weh? Dass ich nicht mehr so attraktiv für dich bin wie früher?»
    Er wusste nicht, was er darauf antworten sollte, starrte mich nur hilflos an. Es wäre ein sehr guter Zeitpunkt gewesen zu sagen: «Aber Schatz, du bist für mich noch genauso attraktiv wie am ersten Tag.»
    Doch er stand einfach nur da und schwieg.
    So keilte ich los: «Dabei bist du auch nicht gerade ein Adonis!»
    «Was …?», fragte er überrascht.
    «Dein Gesicht sieht eingefallen aus. Und deine Haare wachsen nur noch an den falschen Stellen!»
    «Ich dachte, du findest die am Rücken süß …», stammelte er völlig durcheinander. «Du nennst mich doch immer ‹Felli› …»
    «Keine Frau auf der ganzen Welt mag Fellis!»
    «Wisst ihr», warf Fee ein, «Kinder stehen eigentlich nicht so darauf zu erfahren, wie wenig die Eltern aufeinander abfahren.»
    Bei dieser Bemerkung drehte ich endgültig durch: «Es ist so ein Mist, dass meine Tochter mich nur noch anpampt. Es ist auch Mist, dass mein Sohn sich nur zurückzieht. Und besonderer Mist ist es, dass mein Mann und ich keine richtige Ehe führen. Aber wisst ihr, was die Mutter aller Misten ist? Die Mutter aller Misten ist, dass wir keine echte Familie mehr sind … und ja, ich weiß auch, dass ‹Misten› kein richtiger Plural ist, aber er müsste extra für uns mistige Familie erfunden werden …!»
    Alle schauten mich betreten an, während mir die ersten Tränen in die Augen schossen. Ich flehte sie alle drei mit brüchiger Stimme an: «Ich … ich kann so nicht mehr weitermachen.»
    In meinem tiefsten Inneren fand ich nun, dass dies der ideale Augenblick für Frank gewesen wäre zu sagen: «Alles wird gut.»
    Aber in seinen Augen stand nichts von «gut werden». Sie sahen mich nur leer und müde an. Ich blickte zu Max, ihm sah man an, dass er jetzt gerne in einem seiner Zombie-Romane versinken würde, und Fee köchelte weiter genervt vor sich hin. Da wurde mir klar: Hier würde nichts mehr gut werden. Rein gar nichts.
    Völlig am Ende, stammelte ich noch: «Ich hätte mit Hugh Grant auf Mauritius sein können …»
    Dann heulte ich endgültig los.

[zur Inhaltsübersicht]
FRANK
    Müde.
    Ich war so müde.
    So unglaublich müde.
    Die Kinder waren nicht müde. Sie konnten nicht ertragen, ihre Mutter so weinen zu sehen, und blickten zu Boden. Ich aber war viel zu matt. So fragte ich mich erst mal nur verwirrt: «Hugh Grant … wieso Hugh Grant?»
    Was wollte Emma denn mit dem auf Mauritius? Gut, man konnte sich schon vorstellen, was sie mit ihm da wollte. Aber wie kam sie jetzt darauf? Ich verstand gar nichts mehr.
    Schon seit einiger Zeit hatte ich dieses Gefühl, dass mein Hirn wie in Watte gepackt war. «Seit einiger Zeit» hieß in diesem Fall «seit Jahren». Bei meiner Arbeit in der Bank kam ich mir vor wie ein Marathonläufer. Einem, dem man am Ende des Laufes sagt: «Übrigens, das hier ist ein Triathlon.» Und dem man am Ende des Triathlons verkündet: «Du, weil es so schön war, machen wir gleich noch einen.» Und an dessen Ende einem wiederum erklärt wird: «Übrigens, du hast am Start des allerersten Laufes etwas liegenlassen. Kannst du das bitte noch mal holen?»
    In unserer Abteilung waren wir alle so erledigt. Ein Kollege von mir, der eine gewisse musikalische Begabung besaß, hatte darüber schon ein Lied komponiert mit dem Titel:
Ich kann nicht mehr
. Als er merkte, wie sehr das Lied bei uns Anklang fand, komponierte er gleich den Folgesong
Ich will auch nicht mehr
. Songs, die in unserer modernen Welt das Zeug zum Gassenhauer hatten. Es folgten noch so einige Lieder. Als da waren:
    Ich brauch fünf Kaffee
    Tinnitus
    I am looking for freedom
    Ich glaub, ich werde wahnsinnig
    Ich höre schon Stimmen
    Ich kaufe mir eine Uzi
(ein Stimmungssong, bei dem alle im Refrain rhythmisch mitsingen: «Uzi! Uzi! Uzi! »)
    Und als Letztes komponierte er den Reggae-Song:
I shot the Vorstand, but I did not shoot the Kantinenchef
.
    Dabei waren wir uns alle im Kollegium einig, dass der Kantinenchef so ein Shooting durchaus mal verdient

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