Hard Man
»bring ich dich um.« Das stopfte dem Drecksack das Maul. »Ich würd’s lieber nicht tun, aber wenn du hier das Arschloch mimst, dann hab ich keine andere Wahl.«
»Du hast ihn so gut wie umgebracht.« Rogs Gesicht war hart, die Fäuste geballt. Wie er da so in seinem Rollstuhl hockte, sah er aus, als litte er an schwerer Verstopfung.
»Es tut mir leid, was passiert ist«, sagte Pearce. »Das kannst du mir glauben.«
»Dir tut’s leid? Was hab ich davon, verdammte Scheiße?«
»Ich weiß nicht. Was soll ich dir denn sagen?«
Rog legte die Hände auf die Knie. Er schüttelte den Kopf. »Weiß ich auch nicht.«
»Ich geh jetzt«, sagte Pearce. »Dich wollt ich eh nicht besuchen.« Er drehte sich um. »Ich hoffe, sie kommt durch. Und ich hoffe, dem Baby geht’s gut.«
Er war an der Tür, als Rog sagte: »Es gibt kein Baby.«
»Scheiße«, sagte Pearce. »Ich …«
»Nein«, sagte Rog. »Du hast mich nicht verstanden. Es gibt kein Baby. Gab nie eins.«
Pearce schaute ihn an und fragte sich, ob er wirklich kapierte, was Rog ihm gerade erzählte. Es hatte nie ein Baby gegeben. Es. Hatte. Nie. Ein. Baby. Gegeben. Wie schwer war das zu verstehen? »Sie hat es abgetrieben?«
Rog fuhr sich mit der Hand durch die Haare. Schüttelte den Kopf. »Sie war nie schwanger. Der Arzt hat nachgesehen und … na ja …« Er zuckte die Achseln.
Diese Familie war einfach viel zu kaputt für Pearce. Sie war nicht schwanger. Und trotzdem hatte sie allen erzählt, sie sei’s. Und dadurch war die ganze Scheiße passiert. »Wieso hat sie’s dann behauptet?«
»Sie hat’s nicht behauptet, verdammte Scheiße. Sie hat sich geirrt. Ein paar Perioden übersprungen. Das Schlimmste angenommen.«
»Sie hat nie ‘nen Test gemacht? Oder ist zum Arzt gegangen?«
»Willst du meine Schwester kritisieren?«
»Interessiert mich nur.«
»Ich zeig dir mal was Interessantes.« Rog öffnete seine Faust und zeigte Pearce ein zerknittertes Stück Papier, Worte in Reimen, in Großbuchstaben auf liniertes Papier geschrieben. »Das hatte sie in ihrer Handtasche«, sagte er. »Dein Freund hat’s geschrieben.«
Pearce nahm den Zettel. Er las:
HARTER MANN
Ein Gedicht von Brian Trotter
Die Wut ist weg, mein Irrsinn fort
nur Freude harrt
und Liebe herrscht am düstern Ort
mein Kleiner süß und zart
ganz sicher hier im warmen Nest
kein Begehren mehr in mir
ihre Gestalt im Schlaf schön fest
liegt eingerollt gleich neben mir
Vatersein macht verzagt
Milchweißer Schädel, Babyduft
Sein kleiner Leib, er jagt
nach ihrer Brust, sie ist sein Himmel, auch wenn er die Hölle ruft
aber das ist Vaterpflicht,
nicht von Sohn, nicht Ehemann,
einen Bruder hab ich nicht
es schmerzt, so sehr zu lieben, kleiner Mann
wir schweben wieder, ohne Stoff,
oh nein, kein Bock auf den Betrug,
nicht jetzt, nie mehr, und nie mehr Gauner,
nie mehr Zoff wir sind jetzt ganz für uns, wir sind uns selbst genug
>Mir gehört er, Arschloch<, sagt der harte Mann
der nur sich selber sieht.
mein Sohn, mit seinen Augen schaut er mich fest an, mich, nicht den harten Mann,
bis unser Auge überfließt
Wohin gehen wir von hier?
Nur Spießer wissen nicht, was Opfern heißen kann,
wie schön es ist, zu töten, was man fürchtet
wenn man zu Furcht und Liebe Abscheu hegt
so spricht der harte Mann,
er lügt uns an, er lügt,
ich hoff, die Sau verreckt.
»Wie rindest du’s?«, fragte Rog. »Ist scheiße«, sagte Pearce.
Als Pearce das Gedicht von Jesus zurückgab, streifte er mit seinen Fingern die von Rog, und Rog packte seine Hand. Das Gedicht fiel zu Boden.
»Ich hab meinen Vater verloren«, sagte Rog, »und seinen Freund, Norrie. Wallace hat ihn umgelegt.«
Norrie. Bei dem Namen klingelte was. Flash hatte ihn erwähnt. Er hatte vermutlich Rog zum Krüppel gemacht, wenn Pearce sich recht erinnerte. Pearce beließ es dabei. Es war für alle besser, wenn Rog weiterhin dachte, er sei von Wallace angegriffen worden, anstatt von irgend’nem toten alten Freund seines Vaters.
»Und meine Schwester ist am Arsch«, fuhr Rog fort. »Und als war das nicht schon schlimm genug, hast du noch zugelassen, dass dieses irre Arschloch meinen Bruder umbringt. Und da erwartest du, dass ich mit dir rede, als war nichts passiert?«
»Jes… Brian hat nicht gewusst, was er macht.«
»Aber du hast gewusst, was er macht. Und er sitzt in der Klapse. Und du bist frei.«
»Und? Was willst du jetzt tun?«, fragte Pearce. »Meine Hand quetschen,
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