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Hard News

Hard News

Titel: Hard News Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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ich zu, aber ich bin mir nicht sicher, ob ich wirklich ’n Schwerverbrecher bin.«
    Der Kriminalbeamte kam zurück. »Ich brauche jetzt ein paar Angaben von Ihnen beiden«, sagte er zu Rune. Er war ziemlich höflich.
    »Klar«, antwortete sie.
    Er nahm zuerst Boggs beiseite, und für einen Augenblick war Rune allein, inmitten einer Pfütze düsterer Farben auf der nassen Straße – Spiegelungen von Straßenlaternen, von Wohnungsfenstern, von Notarztwagen. Sie verspürte den riesigen Wunsch, nach Hause zu kommen, nach Hause zu ihrem Hausboot und zu Courtney. Aber das Boot gab es natürlich nicht mehr. Und das kleine Mädchen war bei seiner Großmutter.
    Rune betrachtete die Szene vor sich.
    Die Nachrichtenteams – endlich ergänzt um eines des Senders – nahmen eifrig ihre Dreiminutenberichte über die Schießerei auf Band auf. Sie waren jedoch praktisch die Einzigen, die auf der Straße übrig geblieben waren. Wie die Explosion des Gewehrs, mit dem Jack Nestor erschossen worden war, war der Zwischenfall schnell ausgebrochen und dann sofort wieder verweht, in dem riesigen Getriebe der Stadt aufgegangen und zu nichts zermahlen worden. Für das Fernsehpublikum im gesamten Stadtbereich jedoch würden die Ereignisse in künftigen Nachrichtensendungen weiterleben, bis sie von anderen Stories verdrängt wurden, die ihrerseits von wieder anderen ersetzt werden würden.
    Rune setzte sich auf eine Türschwelle, um auf den Beamten zu warten und den jungen Reportern zuzuschauen, die ihre Mikrofone festhielten und ihren treuen Zuschauern ernst ins Auge blickten, während sie noch einmal versuchten, das Unerklärliche zu erklären.

34
    Wehr dich, kämpf dagegen an.
    In einem weißen ärmellosen T-Shirt und schwarzem Minirock stand Rune vor Claires Krankenhausbett. Neben ihr war Courtney – die nicht mehr nach New-Wave-Kindergarten aussah. Kein Schwarz mehr und keine Neonfarben und Nieten. Sie trug ihr neues kornblumenblaues Kleidchen von Laura Ashley und hatte Schleifen im Haar (Rune hatte zehn Minuten gebraucht, um den roten Samt in einen Bogen zu zwingen).
    In der Luft hing ein scharfer, süßlicher Geruch. Rune wusste nicht, ob es ein Desinfektionsmittel war oder Medizin oder der Geruch von Krankheit und Tod. Er missfiel ihr – sie hasste Krankenhäuser.
    »Wo ist deine Mama?«, fragte Rune Claire.
    »In ihrem Hotel«, sagte das Mädchen. »Sie war die ganze Nacht bei mir. Ist schon so ’ne Sache mit Müttern, hm? Du kannst sie ausnutzen, wie du willst, sie kommen immer wieder und wollen noch mehr.«
    Courtney legte umständlich eine Papiertüte auf das Bett.
    »Das hab ich dir mitgebracht.«
    Mit einer Hand öffnete Claire die Tüte. Ein Stoffsaurier fiel heraus. Courtney ließ ihn über das Bett wandern. »Rune hat mir beim Kaufen geholfen«, erklärte Claires Tochter.
    »Wär ich nie drauf gekommen.« Claire musterte das Plüschgesicht mit gewissenhaftem Ernst. »Er ist irgendwie sensibel und wild zugleich. Du kennst dich echt aus.«
    Rune nickte gedankenverloren. »Das ist ein Talent.«
    Kämpfe. Kämpf dagegen an …
    Claire sah nicht gut aus. Aufrecht sitzen konnte sie ganz gut, mit etwas Hilfe, aber ansonsten war sie ziemlich bewegungsunfähig. Ihre Haut war bleicher, als Rune sie je gesehen hatte (und dabei war Claire im Jahr zuvor an Halloween als Vampir gegangen, ohne sich mit Make-up oder einem Kostüm aufzuhalten).
    »Auf dem linken Auge sehe ich nichts mehr«, verkündete sie sachlich. »Nie mehr.«
    Rune blickte ihr direkt ins gesunde Auge und wollte schon etwas Mitfühlendes sagen, als Claire das Thema wechselte.
    »Ich hab ’nen Job gefunden. In ’nem Kaufhaus. Ist irgendwie Mist. Ich hab ’ne Menge Chefs, und die kommen irgendwie an: ›Fein, wir probieren’s mit Ihnen‹, und ich sag irgendwie: ›Was gibt’s da zu probieren?‹ Es ist, also, nicht gerade das Tollste auf der Welt, aber es klappt ganz gut. Hör dir das an – ich hab ’ne Krankenversicherung! Ich hab sie grade noch gekriegt, ehe ich hier runtergekommen bin. Mann, die werden ’ne Mordsrechnung kriegen.«
    Das Zimmer war besser als die Intensivstation, auf der sie ein paar Tage lang gelegen hatte. Von hier aus hatte Claire Aussicht auf sanfte Hügel in Jersey und den Hudson und, näher an ihrem Zuhause, auf eine von Runes Lieblingskneipen, der White Horse Tavern, der Stammkneipe von Dylan Thomas, wo Rune schon viele Nachmittage und Abende im Kreise von Literaten und Künstlern zugebracht hatte.
    Krankenhäuser waren meistens

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