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Der Zirkel Des Daemons

Titel: Der Zirkel Des Daemons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Rees Brennan
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1
    Raben in der Küche
    D AS ROHR UNTER DER SPüLE war schon wieder undicht. Das wäre an sich nicht so schlimm gewesen, aber Nick bewahrte sein Lieblingsschwert unter der Spüle auf.
    Er fischte es aus dem Schrank, wischte den Stahl ab und überprüfte gedankenverloren mit dem Daumen die Schärfe der Schneide, während sich das Wasser über den Küchenboden ergoss. Erst nachdem er das Schwert beiseitegelegt hatte, merkte er, dass die Knie seiner Jeans schon ganz durchgeweicht waren.
    Alan brachte Nick den Werkzeugkasten.
    »Hast du Lust, mir zu helfen?«, fragte Nick ohne viel Hoffnung.
    »Nein, ich muss mich um das Essen kümmern«, sagte Alan. »Du bist hier für die Schwerstarbeit zuständig. Ich dagegen bin der sensible, intellektuelle Typ.«
    Nick zog die Augenbrauen hoch. »Dann geh in die Küche und back mir einen Kuchen, Frau.«

    Vorsichtig schaute er wieder in den Schrank. Die Rohre gaben ein unheimliches, gurgelndes Geräusch von sich und das Innere des Schranks hatte sich in eine winzige Wasserfalllandschaft verwandelt.
    »Ich wäre übrigens auch gern der sensible und intellektuelle Typ«, sagte er nach einer Weile, »jedenfalls lieber, als unter unserer Spüle zu ersaufen.«
    »Entweder du bewahrst uns vor einem nassen Tod oder du kannst dir dein Essen selbst kochen. Es liegt bei dir.«
    Das war ein Argument. Nick konnte zwar kochen, aber Alan hatte es mittlerweile zu einer wahren Meisterschaft im Zubereiten von Mahlzeiten gebracht. Er zauberte aus allem eine Leckerei - und auch jetzt sprachen das Zischen der Zutaten in der Pfanne und das köstliche Aroma von gebratenem Gemüse für ihn.
    Nick ließ seine Augen aufblitzen, was stets Wirkung zeigte, außer bei seinem Bruder. Dann nahm er das Messer aus der Scheide an seinem Handgelenk, legte es behutsam neben das Schwert, rollte die Ärmel hoch und machte sich an die Arbeit.
    Abgesehen von den Wasserrohren unter der Spüle war das Haus völlig in Ordnung. Es war klein und hatte die Farbe eines Kartons, der im Regen gestanden hatte. Es sah genauso aus wie jedes andere Haus in der langen, militärisch exakten Reihe von Gebäuden in dieser Wohnsiedlung. Aber die Häuser standen in einem ziemlich weiten Abstand voneinander entfernt. Und so beklagte sich niemand über die merkwürdigen Geräusche in der Nacht.
Das war schon den einen oder anderen Wasserrohrbruch wert.
    Im Großen und Ganzen gefiel es Nick in Exeter. In der Hauptstraße stand eine Skulptur, die ihn an ein Messer erinnerte, und von diesem Punkt aus orientierte er sich, von hier aus hatte er angefangen, die Straßen und Gassen der Stadt zu erforschen. Nur selten blieben sie lange genug an einem Ort, um mit ihrer Umgebung vertraut zu werden, aber sie waren jetzt schon seit zwei Monaten hier, ohne irgendein Zeichen von Gefahr. Alan und er hatten Jobs, er war gerade dabei, sich in der Schule einzugewöhnen, und Alan hatte sich sogar die Zeit genommen, sich in ein Mädchen zu verlieben.
    Alan würde es bedauern, wenn sie weiterziehen mussten.
    Das Rohr stieß ein langes, metallisches Stöhnen aus, wie ein uralter Roboter, der langsam in Stücke zerfällt. Nick knirschte mit den Zähnen und drehte die Rohrzange mit ganzer Kraft. Die Wasserleitungen waren zu alt und konnten nicht mehr richtig repariert werden; alles, was er tun konnte, war, sie irgendwie zusammenzuhalten, bis das Problem auf den nächsten Mieter überging.
    »Irgendwann ziehen wir nach St. Leonard’s und lassen all das hinter uns.«
    »Ja, sicher«, sagte Alan leichthin. Das Chili köchelte auf dem Herd und er lehnte sich an die Spüle. Er hatte die Arme vor der Brust verschränkt und schaute Nick bei der Arbeit zu. »Wenn ich mal im Lotto gewinne oder wenn du deinen Körper an reiche alte Damen verkaufst.«

    »Ich könnte gleich jetzt damit anfangen, meinen Körper an reiche alte Damen zu verkaufen«, sagte Nick. »Muss ich dann nicht mehr zur Schule gehen?«
    »Doch.« Alan warf ihm von der Seite her einen Blick zu und lächelte so warm wie ein geflüstertes Geheimnis. »Eines Tages wirst du froh sein, wenn du einen Schulabschluss hast. Aristoteles sagte, dass das Lernen bitter ist, seine Früchte aber süß.«
    Nick verdrehte die Augen. »Aristoteles kann mich mal.«
    Über ihren Köpfen knarrten die Dielen im Obergeschoss. Es war ein plötzliches, knallendes Geräusch, wie zerbrechende Bogen. Instinktiv schaute Nick nach oben, aber er wusste, was es war: Es war ihre Mutter, die wieder einen ihrer schlechten Momente hatte und

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