Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hardware

Hardware

Titel: Hardware Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Jon Williams
Vom Netzwerk:
denkt an die Welt, die sich unter ihm wegkrümmt, an die sterngefleckte Dunkelheit hinter ihm den Saum der Dämmerungszone unter ihm, das Land vor der Kanzelhaube grün und braun im Sonnenlicht... Verschwunden die Grenzen, die die >Straße< umfaßten, zusammen mit den armierten Begrenzungen seines Lebens, den Zonen mit ihren Binnenzollinspektoren, ihren bewaffneten Streitkräften und Sperrgebieten; er denkt an den immer enger werdenden Tunnel durch den er mit Lichtgeschwindigkeit irgendeinem gewalttätigen Höhepunkt an dessen Ende entgegengeschleudert wurde. An die Legende, an die er sich geklammert hatte, weil er nie imstande gewesen war, sich dem Leben zu stellen.
     Er ist frei, erkennt er. Und er hat Freunde in hohen Positionen.
     Er glaubt, daß ein neues Kapitel der Legende seinen Anfang nehmen wird, und zwar gleich jetzt.
     Cowboy fühlt Nervenwärme in seinen Gliedern aufflammen, ein Warnsignal. Er glaubt zu wissen, was passieren wird. Er greift über Sarah hinweg, wickelt einen Stift vom Telefon ab und steckt ihn in seine Schläfe "Reno", sagt er in das drahtdünne Mikrophon, das an dem Stift befestigt ist, "bleib in der Leitung. Ich möchte daß du diesen Scheißkerl hörst."
     "Wie du meinst, Cowboy."
     "Ich möchte, daß du auch noch ein paar andere Sachen tust", sagt er. Reno hört stumm zu, während Cowboy es ihm erzählt. Er merkt, wie Sarah sich überrascht anders hinlegt, als er sich über sie beugt.
     "Ja, Cowboy", sagt Reno. "Ich verstehe, was du meinst."
     "Cowboy?" sagt Sarah. "Von welchem Programm sprichst du? Hab' ich dich... ?"
     "Erzähl ich dir später", sagt Cowboy.
     Als Roons Stimme kommt, sträuben sich ihm die Nackenhaare. Sarah verkrampft sich neben ihm. Er erinnert sich an kalte Metallkorridore, an Bilder von Kindern, die in der Dunkelheit schweben, an Hologrammdecken, auf denen Orbitale Siedlungen leuchteten, die das Sternenlicht reflektierten. An ein kaltes Lächeln mit einem Leichengeruch.
     "Cowboy. Sarah. Laßt euch gratulieren. Der Plan war ein großer Erfolg. Er war vom Glück begünstigt, genau wie ihr."
     "Danke", sagt Cowboy. Er trinkt einen herzhaften Schluck Whisky und zieht eine Grimasse, als ihm das Feuer die Kehle hinunterrinnt. Er fühlt, wie sein Herz in der Brust schlägt und ihm kalter Schweiß auf die Stirn tritt. Spürt eine starke Übelkeit in seinem Bauch, eine Vorahnung...
     "Sarah", sagt Roon, "ich will, daß du mit mir in den Himmel kommst." Die Stimme ist wie die seidige Zärtlichkeit eines Eiszapfens. "Ich brauche jemand, der mein Sicherheitsteam leitet. Couceiros Leuten kann ich nicht trauen."
     Cowboy beobachtet, wie die Narben in Sarahs Gesicht weiß werden und sich unter ihrem zynischen Lächeln straffen. "Sie wollen, daß ich Ihr Cunningham werde?" fragt sie.
     "Cunningham war nicht sein richtiger Name. Aber ja, ich will, daß du für mich dieselbe Arbeit tust wie Cunningham für meinen Vorgänger. Deine Akten sagen, daß du das Potential dafür hast. Komm in den Himmel, Sarah! Schau auf den Planeten hinab, auf dem wir geboren sind. Dann hilf mir, seine Zukunft zu gestalten!" Die lyrischen Worte sind irgendwie noch schrecklicher, weil sie von dieser emotionslosen Kristallstimme kommen, in der kalten Verzückung zunehmenden, triumphierenden Wahnsinns. "Du sollst das Mittel meiner Kommunikation mit dem Planeten sein, Sarah", fährt er fort, "das Instrument, mit dem ich ihn besitze. Die menschliche Erweiterung meines Kristalls."
     Cowboy sieht, wie sich Sarahs Lippen kräuseln.
     "Nein, Mr. Roon", sagt sie. "Das ist nicht mein Stil. Trotzdem ist ein ganz leichtes Zögern in ihrer Stimme, als ob sie einem lang gehegten Traum Adieu sagen würde, nachdem sie seinen Preis gesehen hat.
     "Du verdammst dich selbst", sagt Roon. "Die Geschichte wird nur den Raubtieren Freiheit zugestehen, nicht aber den Geschöpfen, von welchen sie sich ernähren. Breite deine Flügel aus, Sarah. Ich werde dir Blut geben, mit dem du dein Wiesel füttern kannst."
     "Nein", wiederholt Sarah. Ihre Augen sind aus Stein. "Das ist nichts für mich."
     "Ich bedaure deine Entscheidung, Sarah. Cowboy, ich hoffe, du wirst vernünftiger sein." Cowboys Mund ist trocken. Er leckt sich die Lippen. "Was bieten Sie mir?" fragt er. "Einen Posten. Du hast Fähigkeiten, die weit über die eines Piloten hinausgehen. Du hast die Instinkte eines Raubtiers, du kannst Schwäche erkennen und aufgrund dieses Wissens handeln. Du sahst Couceiros Schwäche und wußtest, wie du ihn

Weitere Kostenlose Bücher