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Harka der Sohn des Haeuptlings

Harka der Sohn des Haeuptlings

Titel: Harka der Sohn des Haeuptlings Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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nur.
    »Oder hast du Angst vor Geheimnissen? Es ist ein Zaubertrank, um die Starken noch stärker zu machen.«
    »Oh!«
    »Ah und oh! Wahrscheinlich hast du doch Angst. Dann lassen wir es lieber sein. Denn schwache Gemüter überwältigt der Feuergeist, und das will ich dir nicht antun.« Der Weiße streckte die Beine auf den Decken aus, mit denen der Boden belegt war, und stützte sich auf den Ellenbogen, während er mit der Pfeife im Mundwinkel wippte. Mattotaupa saß in ruhiger und würdiger Haltung mit untergeschlagenen Beinen ihm gegenüber. The Red holte einen kleinen Becher aus einer der vielen Taschen seines Rocks.
    »Siehst du, aus einem solchen kleinen Becher trinkt man kleine Schlückchen des feurigen Tranks.«
    »Geheimniswasser«, sprach Mattotaupa. »Die alten und weisen Krieger warnen uns davor, denn es hat schon viele unserer Männer krank gemacht.«
    »Das hier? Das ist nicht das Geheimniswasser, von dem du gehört hast, Mattotaupa. Aber lassen wir das. Erzähle mir noch einmal von der herrlichen Jagd!«
    Das tat der Häuptling auf lebendige Art. Der Weiße folgte mit leidenschaftlicher Anteilnahme. Sie mochte ehrlich oder sie mochte auch nur sehr gut gespielt sein. Als Mattotaupa geendet hatte, fragte er: »Bin ich heute allein dein Gast?«
    »Es kommen noch einige Krieger, um heute abend mit uns am Feuer zu sitzen. Morgen, wenn das Fleisch des Grizzly von den Frauen eingebracht und zubereitet ist, werden wir das große Mahl halten, und auch Tatankayotanka und Hawandschita werden Gäste in meinem Zelt sein.«
    »Ausgezeichnet.«
    Der Weiße hatte seine Zustimmung eben ausgesprochen, als fünf Krieger, unter ihnen Alte Antilope, der Rabe und der älteste seiner drei Söhne, der drei Rabenbrüder, ins Zelt kamen. Alle waren froh gestimmt und wißbegierig. Rasch nahmen sie am Feuer Platz.
    Es wurde geplaudert, von der Jagd, von den Mazzawaken, von der Kunst des weißen Mannes, ein Ziel zu treffen. Schließlich riß der Weiße das Wort wieder an sich.
    »Hört, ihr Krieger, ich möchte euch eines der wertvollsten Geheimnisse der weißen Männer vorführen, das ist die Kunst, sich selbst stärker zu machen, als man ist. Aber euer Häuptling hat Angst!«
    Die Männer lachten laut. »Angst? Wann hat Mattotaupa je Angst?«
    »Das wollen wir erproben. Paßt auf! Ich öffne diesen Schlauch! Ich trinke selbst von dem Geheimnistrank, der den starken Mann noch stärker macht, den schwachen aber noch schwächer. Ihr werdet sehen, wie der Trank auf mich wirkt! Danach müßt ihr dann eure eigenen Entschlüsse fassen. Gut?«
    »Gut, gut!« riefen alle, auch der Häuptling. »Aber halt, eines habe ich noch nicht bedacht, Frauen und Kinder dürfen bei Geheimnissen nicht anwesend sein. Oder haltet ihr es anders?«
    »Nein, so ist auch die Sitte der roten Männer.«
    Mattotaupa machte die Frauen und Kinder mit einer leichten Kopfbewegung darauf aufmerksam, daß sie sich alle entfernen sollten.
    Harka stand zugleich mit den Geschwistern, mit Schonka und den Frauen zusammen auf. Sie gingen hinaus. Untschida schien die Absicht zu haben, Mattotaupa im Vorbeigehen noch etwas zu sagen. Aber er gab ihr keine Gelegenheit dazu. Sie senkte die Augen, zog die Mundwinkel herab und verließ als letzte das Zelt.
    Draußen bemerkten die Kinder und Frauen, daß bald ein Unwetter niedergehen würde. Über den Gipfeln des Felsengebirges wetterleuchtete es, und die Stimme des Donnervogels grollte von ferne.
    Harka hatte seine Büchse mitgenommen. Er konnte sich nicht von ihr trennen.
    Wohin jetzt?
    Untschida und Scheschoka wechselten ein paar Worte, aus denen hervorging, daß sie sich in das Zelt von Fremde Muschel begeben wollten.
    Schonka ging allein seines Wegs.
    Wo sollte Harka unterschlüpfen?
    Bei Schwarzhaut Kraushaar schreckte ihn die Großmutter. Also zu Tschetan! Tschetan hatte den Vater und dann auch den Pflegevater verloren. Es war gut, ihn zu besuchen. Ob Kraushaar mitkommen würde? Ja, er sollte mitkommen, das war die beste Lösung.
    »Hole Kraushaar!« bat Harka Harpstennah. »Wir gehen alle zusammen zu Tschetan.«
    Harpstennah rannte sofort zu Kraushaars Tipi und fand den Jungen schon vor dem Zelt stehen. Kraushaar schloß sich den anderen an, und endlich saßen die drei Jungen und Uinonah zusammen in Tschetans Tipi.
    Da es hier keinen Krieger mehr gab, konnten sich die Knaben ums Feuer setzen. Uinonah zog sich zu Tschetans Mutter und den beiden kleinen Mädchen in den Hintergrund des Zeltes zurück.
    Draußen grollte der

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