Harka der Sohn des Haeuptlings
das Gold finden … und der eine bin ich.«
Er lief zu seinem Pferd zurück, aß den Rest einer Jagdbeute vom Vortag, ohne Feuer zu machen, und legte sich dann bei seinem Tier für ein paar Stunden schlafen. So, wie er es sich vorgenommen hatte, wachte er wieder auf. Es war schon dunkel. Das störte ihn bei seinem Vorhaben nicht. Da er wußte, daß die Bärenbande mit ihren Zelten fortgezogen war, begab er sich ohne viel Vorsichtsmaßregeln zu dem Waldhang, an dem sich der Felsen mit jenem Höhleneingang befand, den Mattotaupa und Harka benutzt hatten. Auch der Fremde gelangte mit Hilfe des Lassos zu der Öffnung und stieg vorsichtig ein. Er tastete sich weiter und hörte das Wasser rauschen, das Ben zum Verhängnis geworden war. Als er den unterirdischen Bach erreicht hatte, setzte er sich auf den Höhlenboden und schlug Feuer, um sich die Umgebung genau zu betrachten. Immer wieder musterte er den Seitengang rechter Hand, aus dem das Wasser herauskam, um dann nach links hin in die Tiefe zu stürzen. »Verdammt noch mal«, sagte er zu sich selbst, »und noch mal verdammt und dreimal verdammt – hier ist das einzige, was der dumme Hund mir nicht gestanden hat warum er durchaus da hinauf wollte – wo das Wasser herunterkommt – da muß doch was dran sein.« Er betrachtete wieder die Felsen. »Da kommt aber keiner hinauf, nicht mal ich, der Rote Jim, schaffe das … Aber dreimal verdammt, was wollten die Rothaut und die kleine Rotznase hier? Ausgerechnet hier? Da muß was dran sein, aber ich komme nicht auf den Trick, Himmel und Hölle … Und der dumme Hund hat den Trick auch nicht gekannt, sonst wäre er nicht mit dem Wasserfall runtergesegelt …«
Der Funken erlosch.
»Also aus für heute. Muß anders eingefädelt werden, irgendwie ganz anders. Aber es wird mein Revier, und es soll sich kein anderer hier blicken lassen. So wahr ich Jim bin.«
Grimmig machte er sich auf den Rückweg und schlief noch eine Stunde bei seinem Pferd.
Am kommenden Morgen befand sich Red Jim mit seinem Pferd am Waldrand und betrachtete hier die Fährte des Wanderzuges der Bärenbande, die noch deutlich sichtbar war. Er blinzelte in die Sonne und sonnte sich innerlich noch einmal an dem Erfolg, den er über den zahnlosen Ben davongetragen hatte. Er war überzeugt, daß dieser Händler und Schmuggler und Goldsucher und was er sonst noch alles in seinem Leben gewesen sein mochte, ihm, dem Roten Jim, gehorchen würde. Die Sache mit der Handelsstation am Niobrara, die der zahnlose Schwarzhaarige aufmachen sollte, war ein plötzlicher Einfall Jims gewesen, aber nicht ganz ohne Zusammenhang. Als er zu den Black Hills ritt, hatte ihm in den vorgeschobenen Grenzgegenden eine Gelegenheit zum Einkauf gefehlt. Diesem Mangel konnte ein unternehmungslustiger Handelsmann wie Ben abhelfen. Er sollte nur nicht zu unvorsichtig werden. Aber die Lust zu selbständigen Abenteuern war ihm wohl vergangen.
Eine solche Macht, wie Jim sie über Ben gewonnen hatte, hatte er schon als Junge über seine Altersgenossen ausgeübt, denn er war schlau, stark und gewissenlos, und sie fürchteten ihn alle. Er freute sich seiner bösen Macht, aber es wurmte ihn auch, daß er in der Höhle nichts gefunden hatte und auch nicht im Flußsand. Nicht ein Staubkorn Gold! Und doch ging das Gerücht um von ungeheuren Schätzen, und er wollte der erste sein – er mußte der erste sein – er würde der erste sein! Er allein. Es war sein Revier geworden.
Als er mit seinen Entschlüssen so weit gekommen war, tat er etwas, was gar keinen Zusammenhang mit den eben gehegten Gedanken zu haben schien: Er lenkte sein Pferd aus dem Wald und ritt gemächlich der Fährte nach, die der Zug der Bärenbande zurückgelassen hatte.
Feindliche Nachbarn
Der zweite Tagesmarsch der Bärenbande führte wiederum südwärts. Harka saß auf seinem lebhaften Scheckenpferd. Er ließ die Augen immer wieder in die Runde gehen. Vor allem aber spähte er nach Süden in Richtung der neuen Jagdgründe, in denen man Büffel zu finden und wieder satt zu werden hoffte.
Es wurde nicht gesprochen. Jeder war mit seinen eigenen Gedanken und Beobachtungen beschäftigt. Hoch oben in den Lüften zog ein Raubvogel seine Kreise. Hawandschita und Mattotaupa lenkten gegen Mittag stärker nach rechts, also südwärts, und unter schimmernden Schneekronen, von der Sonne gleißend beleuchtet, tauchten die Umrisse des fernen Felsengebirges im Gesichtskreis auf.
Als die Sonne dieses Tages sank, war eine
Weitere Kostenlose Bücher