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Harold - Einzlkind: Harold

Harold - Einzlkind: Harold

Titel: Harold - Einzlkind: Harold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Einzlkind
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übergibt Miss Pink Flamingo Harold. Der bekommt auch keine Luft mehr, ist aber sehr glücklich. Das sollte wohl reichen. An Vertrauen.
    »Mein lieber Jacek, Sie sind doch bestimmt eine Persönlichkeit hier in Dingle.«
    »Schon.«
    »Und wahrscheinlich kennen Sie die Menschen in Ihrem Dorf.«
    »Ich kenne jeden hier.«
    »Das ist ja großartig. Dann können Sie uns doch bestimmt sagen, wie wir zu einem gewissen Jeremiah Newsom kommen.«
    Jaceks Gesichtsfarbe wechselt von Weiß zu Schlohweiß, er bekreuzigt sich und zieht an einem Seil in Nähe der Erdbeermarmelade. Das Vordach scheppert nach unten, um ein Haar hätte es Melvin und Harold erschlagen. Das kann doch nicht wahr sein. Sind denn hier alle irre? Ein kleines Mädchen, vielleicht sechs Jahre alt, tippt auf Melvins Arm und fragt: »Sucht ihr den bösen Mann?«
    »Anscheinend ist es so«, murmelt Melvin und betrachtet das kleine sprechende Ding.
    »Schenkt ihr mir den Truthahn?«
    »Welchen Truthahn?«
    Das kleine Mädchen deutet mit dem Finger auf Miss Pink Flamingo in Harolds Armen.
    »Aber natürlich«, sagt Melvin. Harold ist nicht so erfreut, er hat sich gerade an das viele Glück gewöhnt. Verschnupft überreicht er Miss Pink Flamingo dem kleinen Mädchen, das nun nicht mehr zu sehen ist.
    »Ihr müsst die Straße am Meer lang fahren, bis ihr ein rotes Haus mit einer englischen Fahne seht.«
    »Danke.«
    »Warum? Ich werde für euch beten.«
    45
    Das Haus mit den roten Backsteinziegeln ist entzückend gelegen, mit Blick auf den Ozean, unverbaut und frei von lästigen Nachbarn und feucht-fröhlichen Grillabenden. In der Einfahrt steht ein grüner Landrover aus den Achtzigern, brauner Schlamm krustet sich bis zu den Scheiben hinauf, die modrig schlierend keinen Einblick gewähren. Der Vorgarten, sofern als solcher zu bezeichnen, ist wildwüchsig verwittert und riecht nach Diarrhöe. In einem der Fenster flimmert ein schwaches Licht, jemand wird zuhause sein.
    Hinweise auf den oder die Bewohner gibt es nicht, kein Name an der Türklingel, kein Blumenbouquet oder sonstiger Schnickschnack, der auf eine persönliche Note oder gar ein herzliches Willkommen schließen lässt. Die völlige Stille ist beklemmend, und Harold möchte lieber nicht in den Backofen wie weiland Hänsel und Gretel, er verträgt Hitze nicht so gut. Melvin ist weit weniger zimperlich, dies ist die letzte Chance, der letzte Ort, um seinen Vater zu finden.
    Melvin klingelt.
    Nichts. Keine Reaktion, kein Geräusch, nichts.
    Melvin klingelt erneut.
    Warten.
    Die Tür knirscht auf.
    Ein alter Mann steht im Türrahmen, kaum jünger als Methusalem, der immerhin 969 Jahre alt wurde. Vitaminpillen gab es damals noch nicht. Der alte Mann muss sein Leben auf hoher See verbracht haben, denn die Winde und Gezeiten haben in seinem Gesicht eine faltenfrohe Landschaft gefurcht, die zwischen Grau und Nikotingelb pulsiert. In seiner rechten Hand hält er eine Teetasse, in der linken hängt eine Schrotflinte. Er ist nicht alleine. Zu seinen Füßen weilt ein Hund. Ein Pitbull.
    »Ihr habt genau drei Sekunden, bevor Betty euch als Beilage verspeist.«
    Melvin und Harold betrachten die o-beinige Betty. Klein, dick, speichelnde Zunge, kullernde Augen und ein propellernder Schwanzstummel. Vor Aufregung verliert Betty kleine Tropfen Urin und stößt heisere Brunftlaute hervor. Auf Anhieb ist sie nur schwer mit einer blutrünstigen Kampfmaschine aus der Vorhölle in Einklang zu bringen.
    »Mr. ...«
    »Letzte Warnung. Iren beißt Betty zuerst die Eier ab.«
    »Wir sind Engländer.«
    »Engländer?« Der alte Mann kneift die Augen zusammen, er spinkst über Melvins Kopf hinweg, als erwarte er einen Hinterhalt, aber es ist niemand zu sehen außer diesen beiden Figuren. »Landsleute? Ich hoffe, ihr seid Patrioten.«
    »Absolut«, sagt Melvin.
    »Anglikaner?«
    »Mit Leib und Seele.«
    »Reds?«
    »You’ll never walk alone.«
    »Tee?«
    »Gerne.«
    Der alte Mann führt die Gäste durch einen langen Flur in einen Raum vollgestopfter Gemütlichkeit. Die Wände sind rot gestrichen und mit Porträts der Königlichen Familie behängt. Naive Malerei, die insbesondere Prinz Charles nicht gut bekommt. Zwei wuchtige Sofas und ein Chesterfield-Sessel bilden das Zentrum des Zimmers. Bücher liegen einzeln oder in kleinen Stapeln herum, viel Dramatisches, Marlowe, Heywood, Webster und so. Dank des Kamins ist es mollig warm und der Tee zieht friedlich vor sich hin, in silberner Kanne und kräftig duftend. Der alte Mann stellt

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