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Harper Connelly 01 - Grabesstimmen-neu-ok-10.12.11

Harper Connelly 01 - Grabesstimmen-neu-ok-10.12.11

Titel: Harper Connelly 01 - Grabesstimmen-neu-ok-10.12.11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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dran.
Anschließend versuchte ich das Büro des Sheriffs zu erreichen. Die
Einsatzkoordinatorin ging dran. Sie klang zerstreut, und ich hörte, wie im
Hintergrund ein Radio quäkte. »Fährt Hollis heute Streife?«, fragte ich.
    »Nein, er
nimmt gerade eine Meldung auf. Ein Baum hat die 212 blockiert«, gab sie gereizt
zurück. »Und ich muss mich um einen Unfall auf der Marley Street kümmern, wo
drei Autos ineinandergerauscht sind.« Ich begriff, dass ein vermeintlicher
Privatanruf im Moment keine besonders hohe Priorität hatte.
    »Sagen Sie
ihm bitte, er soll so schnell wie möglich zum Haus der Teagues kommen«,
beschwor ich sie. »Sagen Sie ihm, es ist wichtig. Ich bin mir ziemlich sicher,
dass hier ein Verbrechen verübt wurde.«
    »Ich werde
jemanden vorbeischicken, sobald wir mit den tatsächlichen Problemen fertig
sind«, sagte sie und legte auf.
    »Gut, wir
sind also auf uns allein gestellt«, sagte ich zu Tolliver. Er machte das Licht
aus, und wir saßen in einem dunklen Kokon aus Trockenheit und Wärme. Kalter
Regen strömte herab, durchweichte den Rasen und wusch den Wagen sauber. Es
blitzte nur selten. Damit kam ich zurecht, redete ich mir ein. Wir hatten am Ende
der Auffahrt geparkt, die direkt zum Hauseingang führte. Die Garage mit der
Verbindungstür zur Küche lag zu unserer Linken auf der Westseite des Hauses.
    »Ich nehme
die Vordertür, und du gehst durch die Garage«, sagte ich. Im schwachen Licht
der Straßenlaternen sah ich, wie Tolliver protestieren wollte, den Mund jedoch
sofort wieder schloss.
    »Einverstanden«,
sagte er. »Ich zähle bis drei. Eins, zwei, drei!«
    Wir sprangen
aus dem Wagen und rannten auf unsere verschiedenen Ziele zu. Ich erreichte
meines zuerst, ohne von irgendetwas getroffen zu werden - von den Blättern und
Zweigen, die der Sturm von den Bäumen gerissen hatte, einmal abgesehen.
    Die
Vordertür war nicht abgeschlossen, aber das hatte nicht unbedingt etwas zu
bedeuten. In Sarne schließen die Leute die Haustür bestimmt erst ab, wenn sie
zu Bett gehen. Trotzdem stellte sich mir jedes Nackenhaar einzeln auf. Ich
drückte die Tür auf, aber nur wenige Zentimeter.
    Die Tür
führte direkt in den großen, mit teuren Möbeln eingerichteten Salon, der im
Dunkeln dalag. Der Regen, der das große Panoramafenster herunterströmte, und
das Licht der Straßenlaterne gaben mir kurzzeitig das Gefühl, der Raum befände
sich unter Wasser. Nachdem ich die Tür ganz aufgestoßen hatte, ging ich
instinktiv sofort in die Hocke und ließ mich zur Seite fallen. Ein Schuss pfiff
knapp über mir vorbei. Ich suchte Deckung hinter einem großen Sessel. Ich habe
in meinem ganzen Leben keine Waffe in der Hand gehabt, bereute es aber in
diesem Moment sehr, keine zur Verfügung zu haben. Von irgendwoher aus dem
großen Haus ertönte ein Schrei. Wahrscheinlich aus einem der hinteren Räume,
vielleicht aus dem Wohnzimmer.
    Wo war
Tolliver? Er hatte den Schuss bestimmt auch gehört. Er würde vorsichtig sein.
    Einen
unerträglich langen Moment geschah gar nichts. Ich fragte mich, wie viele
Menschen sich in diesen Räumen wohl voreinander versteckten und ob ich
überhaupt lange genug leben würde, um das herauszufinden.
    Mit der Zeit
gewöhnten sich meine Augen an das schwache, wässrige Licht. Obwohl die Vorhänge
nur teilweise zurückgezogen waren, konnte ich die Umrisse der Möbel erkennen.
    Direkt
gegenüber der Eingangstür befand sich noch eine Türöffnung, und ich war mir
ziemlich sicher, dass der Schuss von dort gekommen war. Ich holte tief Luft und
rollte mich vom Sessel zum Couchtisch. Mein nächstes Ziel war das Sofa. Dann
wäre ich nur noch wenige Meter von der Türöffnung entfernt, die - wenn ich den
Grundriss des Hauses noch richtig in Erinnerung hatte - der einzige Zugang zum
Rest des Hauses war.
    »Nell!«,
rief ich und hoffte, den Schützen so von Tolliver abzulenken, wo immer er auch
stecken mochte. »Sybil!«
    Anstelle
einer Antwort ertönte ein Kreischen aus dem zweiten Stock. Ich wusste nicht,
welche von beiden schrie und auch nicht, wo in diesem Haus noch Menschen waren
und wie viele. Aber ich wusste, dass noch alle am Leben waren. In meinem Kopf
dröhnte nichts.
    Ich war
bisher ziemlich mutig gewesen, aber jetzt wurde das Unwetter schlimmer. Der
Regen prasselte stärker gegen das Fenster und setzte den Teppich vor der
offenen Haustür unter Wasser. Das Donnergrollen, gefolgt von krachenden
Blitzen, hörte gar nicht mehr auf. Ich kam mir vor wie eine lebende
Zielscheibe,

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