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Harper Connelly 04 - Grabeshauch

Harper Connelly 04 - Grabeshauch

Titel: Harper Connelly 04 - Grabeshauch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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Großvaters offensichtlich schon öfter durch den Kopf gegangen.
    »Er hatte ein Handy in seinem Jeep, stimmt’s?«, fragte ich.
    »Ja«, meinte sie. »Das stimmt.«
    »Er hat versucht, danach zu greifen.« Manche letzten Momente sind aufschlussreicher als andere.
    Ich warf einen flüchtigen Blick zu Tolliver hinüber und sah anschließend gleich wieder weg. Seine Schultern entspannten sich.
     Man würde uns in Ruhe lassen.
    »Glaubt ihr etwa diesen Unsinn?«, fragte Chip die Schwestern fassungslos. Er hatte sich wieder von seiner merkwürdigen Schmerzattacke
     erholt und stand jetzt neben Lizzie. Er sah sie an, als sähe er sie zum ersten Mal, obwohl ich dank unserer Recherchen wusste,
     dass sie bereits seit sechs Jahren ein Paar waren.
    Lizzie war zu selbstbewusst, um sich verunsichern zu lassen. Sie wirkte sehr nachdenklich, als sie eine Zigarette hervorzog
     und anzündete. Schließlich sah sie ihn an. »Ja, ich glaube ihr.«
    »Ach du Scheiße!«, sagte Kate Joyce, nahm ihren Cowboyhut ab und schlug sich damit auf ihren schlanken Oberschenkel. »Als
     Nächstes schleppst du uns noch Hellseher an!«
    Lizzie warf ihrer Schwester einen warnenden Blick zu, der alles andere als liebevoll war. Drexell sagte: »Wenn du mich fragst,
     hat sie sich das alles bloß ausgedacht.«
    Wir hatten eine Anzahlung von Lizzie bekommen. Wir waren sowieso nach Texas unterwegs, hätten dort aber nie angehalten, wenn
     wir keinen Vorschuss bekommen hätten. Interessanterweise ändern reiche Kunden ihre Meinung oft. Arme nicht. Obwohl wir den
     ersten Scheck von der RJ Ranch bereits eingelöst hatten, stand das restliche Honorar noch aus. Sogar ein Blinder konnte sehen,
     dass die Joyce-Truppe so ihre Zweifel an meiner Leistung hatte. Doch bevor ichmir darüber den Kopf zerbrechen konnte, zog Lizzie einen zusammengefalteten, zerknitterten Scheck aus ihrer Hosentasche und
     gab ihn Tolliver, der nahe genug gekommen war, um den Arm um mich zu legen. Mir war ein wenig zittrig. Diesmal war es nicht
     so schlimm gewesen wie in anderen Fällen, da Rich Joyce nur eine kurze Schrecksekunde erlebt hatte, bevor er gestorben war.
     Aber der direkte Kontakt mit den Toten ist anstrengend.
    »Brauchst du etwas Süßes?«, fragte er.
    Ich nickte. Er zog ein Sahnebonbon aus der Tasche und wickelte es aus seinem Papier. Ich machte den Mund auf, und er legte
     es mir auf die Zunge. Goldener Butterschmelz.
    »Ich dachte, er wäre Ihr Bruder!«, sagte Kate Joyce und wies mit dem Kinn auf Tolliver. Obwohl sie erst Ende zwanzig war,
     schien sie deutlich mehr Lebenserfahrung zu besitzen. Ob das wohl eine Folge davon war, als Kind reicher, aber arbeitsamer
     Eltern in Texas aufzuwachsen? Oder war das Leben der Joyces aus anderen Gründen anstrengend?
    »Das ist er auch«, sagte ich.
    »Er wirkt aber eher wie Ihr Freund.« Drexell kicherte.
    »Ich bin ihr Stiefbruder und ihr Freund, Drex«, sagte Tolliver liebenswürdig. »Gut, wir fahren dann wieder. Schön, dass wir
     Ihnen weiterhelfen konnten.« Er nickte ihnen zu. Tolliver ist etwa 1,80   Meter groß und dünn. Aber er hat ziemlich breite Schultern.
    Ich liebe ihn mehr als alles auf der Welt.
     
    Das Rauschen der Dusche weckte mich. Wir sehen dermaßen viele Motelzimmer von innen, dass ich manchmal mehrere Sekunden brauche,
     bis mir klar wird, wo ich gerade bin. Das war wieder so ein Morgen.
    Texas. Nachdem wir die Joyces verlassen hatten, waren wir fast den ganzen Nachmittag unterwegs gewesen, umdieses unweit der Autobahn gelegene Motel in Garland bei Dallas zu erreichen. Doch diesmal handelte es sich nicht um eine
     Geschäfts-, sondern um eine Privatreise.
    Als ich die Augen öffnete, wusste ich, dass ich zu viel über unsere schlimme Vergangenheit nachdachte. Jedes Mal, wenn wir
     meine Tante und ihren Mann in der Nähe von Dallas besuchen, kommen die schlimmen Erinnerungen wieder hoch.
    Aber das liegt nicht an dem Bundesstaat.
    Wenn ich bei meinen kleinen Schwestern bin, muss ich wieder an den kaputten Wohnwagen in Texarkana denken. Der, in dem Tolliver
     und ich mit seinem Vater, meiner Mutter, seinem Bruder, meiner Schwester und unseren beiden gemeinsamen Geschwistern lebten.
     Als die Familie auseinanderbrach, waren sie mehr oder weniger noch Babys.
    Das ausgeklügelte Täuschungsmanöver, das wir größeren Kinder mehrere Jahre aufrechterhalten hatten, war aufgeflogen, als meine
     ältere Schwester Cameron verschwand. Da waren unsere unschönen familiären Verhältnisse an die

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