Harrison, Kim - Hollows 7 - Blutkind
meinen verlorener-kleiner-Junge-Knopf gedrückt hatte. Er hatte einen untoten Vampir mit einer Macht zur Strecke gebracht, die er so unauffällig durch mich gezogen hatte, dass ich es nicht mal gefühlt hatte, und das, obwohl ich gewusst hatte, was er tat.
Rex schnurrte, und ich bewegte weiter die Finger, damit sie bei mir blieb. Ich war nicht dumm. Ich wusste, dass Pierce, selbst als Geist, die Mischung aus Macht und Verletzlichkeit in sich vereinte, die ihn zu einem echten Rachel-Magneten machte. Und ich war nicht so blind, dass ich nicht zugeben würde, dass da ein Hauch von Anziehung war. Aber ein unerwartetes Gefühl von Frieden überwog. Ich würde mich nicht Hals über Kopf in eine Beziehung stürzen, selbst wenn eine möglich wä-re. Kisten hatte mir die Gefahren gezeigt, die es beinhaltete, 315
wenn ich mich von meinem Herzen beherrschen ließ. Nennt mich gebranntes Kind, nennt es erwachsen werden, aber ich war glücklich darüber, wie es momentan war. Ich hatte keine Eile. Und das fühlte sich gut an.
Ivy schaute zu mir, und ihre Finger auf der Tastatur erstarr-ten, als sie erkannte, dass sich die Atmosphäre im Raum verändert hatte. Mit ruhigem Gesicht sah sie zu Jenks. Die Flügel des Pixies waren rot, und er flog zu uns herüber, landete auf dem Cookie-Teller und verlangte meine Aufmerksamkeit.
»Marshal hat angerufen«, sagte er, als wäre das das Wichtigste auf der ganzen Welt. »Du warst auf dem Klo. Er sagt, dass er morgen zum Frühstück Doughnuts vorbeibringt, wenn du aus der Sache mit Big Al rauskommst.«
»Okay«, sagte ich und kraulte Rex’ Kinnlinie, während ich mich daran erinnerte, dass Pierce nicht mein erster Kuss gewesen war. Er war allerdings der erste gewesen, bei dem es richtig gelaufen war, und ich lächelte.
»Trent kommt mit ihm«, sagte Jenks mit den Händen in der Hüfte, »und Jonathan.«
»Das ist nett.« Ich streichelte Rex, dann hob ich sie an meine Nase, damit ich an ihrem Kätzchenfell riechen konnte. »So ein schönes Kätzchen«, flötete ich. »So ein cleveres Kätzchen, dass du wusstest, dass ein Geist in der Kirche ist.«
Jenks klapperte mit den Flügeln, ohne sich auch nur einen Zentimeter zu bewegen. »Siehst du?«, sagte er entsetzt zu Ivy.
»Sie mag ihn. Rachel, er hat uns ausspioniert. Fang an, mit dem Kopf zu denken, hm?«
Verdruss durchfuhr mich, aber es war Ivy, die in fast gela-ngweiltem Ton sagte: »Jenks, lass es endlich gut sein. Er spioniert uns nicht aus.«
»Aber sie mag ihn!«, kreischte Jenks und bewegte seine Flügel so schnell, dass das rote Pflaster sich endlich löste und da-vonflog.
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Ivy seufzte und schaute erst zu Jenks, dann zu mir. »Wir reden hier über Rachel«, sagte sie mit einem Lächeln. »Ich gebe der Sache höchstens drei Monate.«
»Yeah, aber den hier kann sie nicht umbringen«, grummelte Jenks.
Das war extrem geschmacklos, aber ich ignorierte es, weil ich einfach so glücklich war, dass die Katze mich endlich mochte. »Hör nicht auf sie, Rexy«, flötete ich, und die Katze schnüffelte an meiner Nase. »Rachel ist ein kluges Mädchen.
Sie geht nicht mit einem Geist aus, egal, wie sexy er ist. Sie weiß es besser. Jenksieboy kann uns gestohlen bleiben.« Ich strahlte Jenks an, und er zog eine Grimasse.
»Rache, setz meine Katze ab, bevor du ihr das Katzenhirn verdrehst.«
Lächelnd ließ ich Rex aus meinen Händen auf den Boden gleiten. Sie rieb sich noch einmal an mir, dann ging sie ge-mächlich aus dem Raum. Die Pixies im Altarraum jubelten kurz, dann schoss der Katzenschatten wieder an der Küchentür vorbei, um sich unter dem Sofa im hinteren Wohnzimmer zu verstecken.
Je mehr Jenks sich aufregte, desto zufriedener wurde ich.
Lächelnd wusch ich mir die Hände, ließ ein Dutzend Cookies für Al in einen Beutel fallen und verschloss ihn mit einem blauen Band, bevor ich ihn neben meinen Wahrsagespiegel stellte. Als sie sah, dass ich mich bereitmachte, fuhr Ivy ihren Computer herunter. »Ich hole unsere Mäntel«, sagte sie, und Jenks klapperte mit den Flügeln, wütend, weil wir ihn zurücklassen würden.
»Ich mache das alleine«, sagte ich plötzlich. »Aber danke.«
»Deine Aura ist dünn. Stell uns in einen Schutzkreis und mach es hier«, sagte Ivy von ihrem Platz aus.
Sie in einen Schutzkreis zu stellen würde sie nicht sicherer machen. Al musste mich nur dagegenstoßen, und er würde in sich zusammenfallen. Und dasselbe galt, wenn ich mit Al in ei-317
nem Kreis stand. Ganz abgesehen davon, dass
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