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Harry Dresden 09: Weiße Nächte

Harry Dresden 09: Weiße Nächte

Titel: Harry Dresden 09: Weiße Nächte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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puren Mut, Hartnäckigkeit, Gerissenheit und indem sie hie und da bei einem Magier namens Harry Dresden anklingelte, der ihr aus der Patsche helfen sollte.
    Ihre Chefs waren ganz schön aus der Haut gefahren, als sie in einer Krisensituation ihre Pflicht vernachlässigt hatte, um mir bei einem Fall zu helfen. Man hatte sie schon mit der Versetzung zur Sondereinheit ins berufliche Sibirien abgeschoben. Als sie ihr in der Folge auch noch Rang und Status genommen hatten, für die sie sich den Arsch abgearbeitet hatte, hatten sie sie erniedrigt und ihrem Selbstbewusstsein und Stolz einen brutalen Tritt in die Magengrube verpasst.
    „Sergeant“, seufzte ich. „Tut mir leid, Murph. Ich hab’s vergessen.“
    Sie zuckte die Achseln. „Keine Sorge. Ich vergesse es auch manchmal. Meist, wenn ich einen Anruf beantworte.“
    „Dennoch. Ich sollte nicht so dumm sein.“
    „Das finden wir alle, Harry“, sagte Murphy und boxte mich spielerisch mit einer Faust in den Bizeps. „Niemand gibt dir die Schuld.“
    „Das ist ein Zeichen wahrer Größe, Minnie Maus“, erwiderte ich.
    Sie schnaubte und drückte den Knopf, um den Aufzug zu rufen. Auf dem Weg nach oben fragte ich: „Hier ist es um einiges ruhiger als an den meisten anderen Tatorten, oder irre ich mich?“
    Sie schnitt eine Grimasse. „Das ist keiner.“
    „Nicht?“
    „Nicht wirklich“, sagte sie. Sie sah zu mir auf. „Nicht offiziell.“
    „Aha“, antwortete ich. „Dann tippe ich mal darauf, dass ich genau genommen auch nicht in beratender Funktion hier bin?“
    „Nicht offiziell“, sagte sie. „Sie haben Stallings Etat ganz schön fies gekürzt. Er schafft es gerade, unsere Ausrüstung einsatzbereit zu halten und uns pünktlich unsere Gehaltsschecks zu schicken, na ja, gerade mal so, aber …“
    Ich hob eine Braue.
    „Ich brauche deine Meinung“, sagte sie.
    „Worüber?“
    Sie schüttelte den Kopf. „Ich will dich nicht beeinflussen. Sieh es dir an und dann erzähl mir, was du siehst.“
    „Das bringe ich gerade noch fertig“, versicherte ich.
    „Ich werde dich privat bezahlen.“
    „Murph, du musst mich nicht …“
    Sie warf mir einen sehr ernsten Blick zu.
    Murphys angeschlagener Stolz würde es nicht zulassen, Almosen anzunehmen. Ich gab nach und hob die Arme, um ihr zu zeigen, dass ich mich geschlagen gab. „Was immer Sie sagen, Boss.“
    „So gehört sich das, verdammt noch mal.“
    Sie führte mich zu einer Wohnung im siebten Stock. Einige der Türen auf diesem Flur standen leicht offen, und aus den Augenwinkeln sah ich, wie die Bewohner uns verstohlene Blicke nachwarfen, als wir an ihnen vorbeigingen. Am Ende des Ganges standen zwei Typen, die wie Sanis aussahen – teilnahmslose, miesepetrige Sanis. Einer der beiden rauchte, der andere lehnte mit verschränkten Armen an der Wand und hatte den Schirm seiner Kappe tief in die Augen gezogen. Murphy und die beiden ignorierten einander, als Murph die Wohnungstür öffnete.
    Sie bedeutete mir, einzutreten und nahm dann eine lässige Position ein, die mir klar machte, dass sie zu warten gedachte.
    Ich betrat die Wohnung. Sie war klein, abgewohnt und ein wenig schäbig, aber sie war sauber. Ein Miniaturdschungel aus extrem gesunden Topfpflanzen nahm einen Großteil der gegenüberliegenden Wand ein und umrahmte die beiden Fenster. Von der Tür aus konnte ich einen winzigen Fernseher auf einem kleinen Tischchen, eine alte Stereoanlage und ein Sofa erkennen.
    Die tote Frau lag auf dem Futon.
    Sie hatte die Hände über dem Bauch gefaltet. Mir fehlte die Erfahrung, einzuschätzen, wie lange sie sich dort wohl schon befand, doch die Leiche war schon völlig fahl und der Bauch leicht gebläht. Ich tippte darauf, dass sie spätestens am Vortag gestorben war. Es war schwer, ihr Alter zu erraten, doch sie konnte nicht viel älter als dreißig gewesen sein. Sie trug einen pinken Frotteebademantel, eine Brille, und ihr Haar war zu einem Dutt zusammengefasst.
    Auf dem Couchtischchen vor dem Futon lag eine Flasche mit einem verschreibungspflichtigen Arzneimittel, deren Verschluss aufgeschraubt war. Die Flasche war leer. Eine Karaffe mit einer goldbraunen Flüssigkeit, die man auf Fingerabdrücke untersucht hatte und die nun mit einer Plastikfolie verschlossen war, stand daneben, wie auch ein Wasserglas, das bis auf einen letzten Rest Wasser in der Höhe von vielleicht einem halben Zentimeter leer war. Genug für ein oder zwei geschmolzene Eiswürfel.
    Neben dem Wasserglas lag eine handgeschriebene

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