Harry Potter - Gesamtausgabe
Slytherins, nachforschen. Also, da is’ nichts Merkwürdiges dran!«, fügte Hagrid eilig hinzu, als Harry und Hermine bedeutungsvolle Blicke tauschten. »Alle Hauslehrer sin’ aufgefordert worden, sich um diese Sache mit dem Halsband zu kümmern –«
»Schon, aber mit den anderen hat Dumbledore keinen Streit, oder?«, sagte Harry.
»Schau mal«, Hagrid verbog unbehaglich mit den Händen seine Armbrust; laut splitternd brach sie entzwei, »ich weiß, was du von Snape hältst, Harry, und ich will nicht, dass du da was reinliest, was nich drin is’.«
»Vorsicht«, sagte Hermine knapp.
Sie wandten sich um und sahen gerade noch den Schatten von Argus Filch an der Wand hinter ihnen aufragen, ehe er selbst bucklig und mit zitternden Wangen um die Ecke bog.
»Oho!«, schnaufte er. »So spät noch auf den Beinen, das bedeutet Nachsitzen!«
»Nein, Filch, tut es nich«, sagte Hagrid barsch. »Die sin’ doch mit mir zusammen, oder?«
»Und was macht das für einen Unterschied?«, fragte Filch penetrant.
»Ich bin ’n verdammter Lehrer, oder, du Schnüffler von ’nem Squib!«, rief Hagrid, der sofort wütend wurde.
Während Filch vor Zorn anschwoll, ertönte ein hässliches Fauchen; Mrs Norris war unbemerkt aufgetaucht und wand sich geschmeidig um Filchs magere Knöchel.
»Haut ab«, sagte Hagrid aus dem Mundwinkel.
Das musste Harry sich nicht zweimal sagen lassen; er und Hermine eilten davon, und während sie rannten, hörten sie die lauten Stimmen von Hagrid und Filch hinter sich widerhallen. Nahe der Abzweigung zum Gryffindor-Turm kamen sie an Peeves vorbei, der allerdings in bester Laune zur Quelle des Geschreis schoss und gackernd lachte und rief:
»Gibt es Zwist und gibt es Ärger,
ruf doch Peevsie als Verstärker!«
Die fette Dame hielt gerade ein Nickerchen und war nicht erfreut, geweckt zu werden, schwang jedoch mürrisch nach vorne und ließ sie in den zum Glück friedlichen und leeren Gemeinschaftsraum klettern. Die Sache mit Ron hatte sich offenbar noch nicht herumgesprochen; Harry war sehr erleichtert, denn er war an diesem Tag schon genug ausgefragt worden. Hermine wünschte ihm gute Nacht und machte sich auf den Weg zum Mädchenschlafsaal. Harry jedoch blieb zurück, setzte sich neben den Kamin und blickte hinunter in die schwächer werdende Glut.
Dumbledore hatte also mit Snape gestritten. Trotz allem, was er Harry gesagt hatte, trotz seiner beharrlichen Behauptung, dass er Snape vollkommen vertraue, hatte er die Geduld mit ihm verloren … Dumbledore meinte, dass Snape nicht hartnäckig genug versucht hatte, bei den Slytherins nachzuforschen … oder vielleicht bei einem bestimmten Slytherin nachzuforschen: Malfoy?
Hatte Dumbledore nur deshalb so getan, als wären Harrys Verdächtigungen unbegründet, weil er nicht wollte, dass Harry Dummheiten machte und die Sache selbst in die Hand nahm? Wahrscheinlich. Vielleicht wollte Dumbledore auch verhindern, dass Harry durch irgendetwas von ihrem Unterricht abgelenkt wurde oder von seiner Aufgabe, Slughorn diese Erinnerung zu entlocken. Vielleicht hielt es Dumbledore für falsch, einem Sechzehnjährigen Verdächtigungen gegen einen Lehrer aus seinem Kollegium anzuvertrauen …
»Da bist du ja, Potter!«
Harry sprang erschrocken auf, den Zauberstab bereit. Er war völlig sicher gewesen, dass der Gemeinschaftsraum leer war; dass sich jetzt plötzlich eine ungeschlachte Gestalt hinten aus einem Sessel erhob, erwischte ihn kalt. Bei genauerem Hinsehen erkannte er, dass es Cormac McLaggen war.
»Ich hab auf dich gewartet«, sagte McLaggen, ohne auf Harrys gezückten Zauberstab zu achten. »Muss eingeschlafen sein. Sag mal, ich hab vorhin gesehen, wie sie Weasley in den Krankenflügel hochgebracht haben. Sah nicht danach aus, als würd er für das Spiel nächste Woche wieder fit sein.«
Harry brauchte eine Weile, bis ihm klar wurde, worauf McLaggen eigentlich hinauswollte.
»Oh … stimmt … Quidditch«, sagte er, steckte den Zauberstab zurück in den Gürtel seiner Jeans und fuhr sich erschöpft mit der Hand durchs Haar. »Jaah … vielleicht schafft er’s nicht.«
»Also dann, dann spiel ich als Hüter, oder?«, sagte McLaggen.
»Jaah«, sagte Harry. »Jaah, ich denk schon …«
Ihm fiel kein Argument dagegen ein; schließlich hatte McLaggen beim Testspiel klar als Zweitbester abgeschnitten.
»Prima«, sagte McLaggen mit zufriedener Stimme. »Also, wann ist Training?«
»Was? Oh … morgen Abend ist eines.«
»Gut. Hör mal, Potter, wir
Weitere Kostenlose Bücher