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Harry Potter - Gesamtausgabe

Harry Potter - Gesamtausgabe

Titel: Harry Potter - Gesamtausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne K. Rowling
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betraf, der sie noch nie begegnet waren und die sie sich nicht einmal vorstellen konnten. Warum hatte Dumbledore nicht mehr erklärt? Hatte er geglaubt, dass noch Zeit wäre; dass er noch jahrelang leben würde, jahrhundertelang vielleicht, wie sein Freund Nicolas Flamel? Wenn ja, dann hatte er sich geirrt … Snape hatte dafür gesorgt … Snape, die schlafende Schlange, die oben auf dem Turm zugeschlagen hatte …
    Und Dumbledore war gefallen … gefallen …
    »Gib ihn mir, Gregorowitsch.«
    Harrys Stimme war hoch, klar und kalt: Eine langfingrige weiße Hand hielt seinen Zauberstab vor ihm umklammert. Der Mann, auf den er gerichtet war, hing kopfüber in der Luft, doch hielten ihn keine Seile; er schwang hin und her, unsichtbar und grausam gefesselt, die Gliedmaßen um sich geschlungen, sein angsterfülltes Gesicht auf Augenhöhe mit Harry, dunkelrot von dem Blut, das in seinen Kopf geschossen war. Er hatte schlohweißes Haar und einen dichten buschigen Bart: ein Weihnachtsmann in Fesseln.
    »Ich habe ihn nicht, ich habe ihn nicht mehr! Er wurde mir gestohlen, vor vielen Jahren!«
    »Lüge nicht vor Lord Voldemort, Gregorowitsch. Er merkt es … er merkt es immer.«
    Die Pupillen des in der Luft hängenden Mannes waren groß, geweitet vor Angst, und sie schienen größer zu werden, größer und größer, bis ihr Schwarz Harry ganz verschluckte –
    Und jetzt eilte Harry einen dunklen Korridor entlang, dem stämmigen kleinen Gregorowitsch hinterher, der eine Laterne emporhielt: Gregorowitsch stürzte in den Raum am Ende des Ganges und seine Laterne beleuchtete etwas wie eine Werkstatt; Hobelspäne und Gold schimmerten in dem schwankenden Lichtkreis, und dort auf der Fensterbank hockte, wie ein Riesenvogel, ein junger Mann mit goldenem Haar. In dem kurzen Moment, als das Licht der Laterne auf ihn fiel, sah Harry diebische Freude auf seinem hübschen Gesicht, dann feuerte der Eindringling einen Schockzauber aus seinem Zauberstab ab und sprang mit triumphierendem Gelächter elegant rückwärts aus dem Fenster.
    Und Harry wirbelte wieder hinaus aus diesen weiten, tunnelartigen Pupillen, und Gregorowitschs Gesicht war starr vor Schreck.
    »Wer war der Dieb, Gregorowitsch?«, sagte die hohe, kalte Stimme.
    »Ich weiß es nicht, ich habe es nie erfahren, ein junger Mann – nein – bitte – BITTE !«
    Ein Schrei, der einfach nicht aufhören wollte, und dann ein Blitz aus grünem Licht –
    »Harry!«
    Er schlug die Augen auf, keuchend, in seiner Stirn hämmerte es. Er war ohnmächtig gegen die Zeltwand gesunken, war seitlich am Zelt hinuntergerutscht und lag jetzt, alle viere von sich gestreckt, am Boden. Er sah zu Hermine auf, deren buschiges Haar das kleine Stück Himmel verdeckte, das durch die dunklen Äste hoch über ihnen zu sehen war.
    »Traum«, sagte er, setzte sich rasch auf und versuchte Hermines finsterem Blick mit einer Unschuldsmiene zu begegnen. »Muss eingenickt sein, ’tschuldigung.«
    »Ich weiß, dass es deine Narbe war! Das seh ich dir am Gesicht an! Du hast hineingeschaut, in den Geist von Vol–«
    »Sag den Namen nicht!«, ertönte Rons zornige Stimme aus den Tiefen des Zeltes.
    »Schön«, gab Hermine zurück. »Dann eben in den Geist von Du-weißt-schon-wem!«
    »Es war keine Absicht!«, sagte Harry. »Es war ein Traum! Kannst du steuern, wovon du träumst, Hermine?«
    »Wenn du nur lernen würdest, Okklumentik einzusetzen –«
    Aber Harry hatte kein Interesse daran, sich Vorwürfe machen zu lassen; er wollte über das reden, was er gerade gesehen hatte.
    »Er hat Gregorowitsch gefunden, Hermine, und ich glaube, er hat ihn umgebracht, aber bevor er ihn getötet hat, ist er in Gregorowitschs Geist eingedrungen, und ich hab gesehen –«
    »Ich glaub, ich übernehm besser die Wache, wenn du so müde bist, dass du einschläfst«, sagte Hermine kühl.
    »Ich kann die Wache durchhalten!«
    »Nein, du bist offensichtlich erschöpft. Geh und leg dich hin.«
    Sie hockte sich mit störrischer Miene in den Zelteingang. Wütend kroch Harry wieder hinein, da er keinen Streit wollte.
    Rons immer noch blasses Gesicht schaute aus dem unteren Bett heraus; Harry kletterte in das obere, legte sich hin und blickte hoch zur dunklen Zeltdecke. Nach einiger Zeit sprach Ron mit so leiser Stimme, dass sie nicht zu Hermine drang, die im Eingang kauerte.
    »Was macht Du-weißt-schon-wer?«
    Harry kniff die Augen zusammen und versuchte sich mühsam an jede Einzelheit zu erinnern, dann flüsterte er in die

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