Harry Potter - Gesamtausgabe
und sagen ihr, dass die Alraunen fast fertig sind und sie sich keine Sorgen machen soll –«
Professor McGonagall starrte ihn immer noch an, und einen Moment lang glaubte Harry, sie würde explodieren, doch als sie sprach, hatte ihre Stimme einen seltsam krächzenden Ton angenommen.
»Natürlich«, sagte sie und in einem ihrer perlschimmernden Augen sah Harry erstaunt eine Träne glitzern. »Natürlich, ich sehe ein, am schlimmsten war es für die Freunde derer, die … Ich verstehe durchaus. Ja, Potter, natürlich dürfen Sie Miss Granger besuchen. Ich werde Professor Binns mitteilen, wo Sie stecken. Sagen Sie Madam Pomfrey, dass ich es erlaubt habe.«
Harry und Ron gingen davon. Sie konnten es kaum fassen, dass sie keine Strafarbeiten bekommen hatten. Als sie um die Ecke bogen, hörten sie deutlich, wie Professor McGonagall sich die Nase schnäuzte.
»Das«, sagte Ron hingerissen, »war die beste Ausrede, die du je erfunden hast.«
Sie hatten jetzt keine andere Wahl, als in den Krankenflügel zu gehen und Madam Pomfrey zu sagen, Professor McGonagall habe ihnen erlaubt, Hermine zu besuchen.
Madam Pomfrey ließ sie ein, wenn auch widerstrebend.
»Es ist einfach sinnlos, zu einer versteinerten Person zu sprechen«, sagte sie. Und als sie sich neben Hermine gesetzt hatten, mussten sie zugeben, dass sie Recht hatte. Offensichtlich hatte Hermine nicht die leiseste Ahnung, dass sie Besuch hatte, und genauso gut hätten sie ihrem Nachttisch sagen können, er solle sich nicht sorgen.
»Ich frag mich wirklich, ob sie den Angreifer gesehen hat«, sagte Ron und betrachtete traurig Hermines starres Gesicht. »Denn wenn er sich an alle von hinten herangeschlichen hat, werden wir es nie erfahren …«
Doch Harry sah nicht auf Hermines Gesicht. Er war mehr an ihrer rechten Hand interessiert. Sie lag zusammengeballt auf der Bettdecke, und als er sich über sie beugte, sah er, dass Hermine ein zerknülltes Stück Papier in der Faust hielt.
Er sah sich um, ob Madam Pomfrey in der Nähe war, dann machte er Ron darauf aufmerksam.
»Versuch es rauszuholen«, flüsterte Ron und rückte seinen Stuhl so, dass er Madam Pomfrey die Sicht auf Harry verdeckte.
Es war nicht einfach. Hermines Hand war so fest um das Papier geklammert, dass Harry schon fürchtete, er würde es zerreißen. Während Ron aufpasste, zog und rüttelte er, und endlich, nach spannungsvollen Minuten, löste sich das Papier aus Hermines Hand.
Es war eine herausgerissene Seite aus einem alten Bibliotheksband. Harry glättete es neugierig, und Ron beugte sich ebenfalls über das Blatt, um es zu lesen.
Von den vielen Furcht erregenden Bestien und Monstern, die unser Land durchstreifen, ist keines seltsamer oder tödlicher als der Basilisk, auch bekannt als der König der Schlangen. Diese Schlange, die eine gigantische Größe erreichen und viele hundert Jahre alt werden kann, wird aus einem Hühnerei geboren, das von einer Kröte ausgebrütet wird. Der Basilisk tötet auf höchst wunderliche Weise, denn außer seinen tödlichen und giftigen Zähnen hat der Basilisk einen mörderischen Blick, und alle, die in den Bann seiner Augen geraten, erleiden den sofortigen Tod. Spinnen fliehen vor dem Basilisken, denn er ist ihr tödlicher Erbfeind, und der Basilisk entflieht nur dem Krähen des Hahns, das tödlich für ihn ist.
Darunter stand ein einziges Wort geschrieben und Harry erkannte Hermines Handschrift. Rohre .
Es war, als hätte jemand ein Licht in seinem Gehirn angeknipst.
»Ron«, keuchte er, »das ist es. Das ist die Antwort. Das Monster in der Kammer ist ein Basilisk – eine Riesenschlange! Darum hab ich überall diese Stimme gehört und niemand sonst. Weil ich nämlich Parsel verstehe …«
Harry blickte auf die Betten um ihn her.
»Der Basilisk tötet Menschen, indem er sie ansieht. Aber keiner ist gestorben – weil keiner ihm direkt ins Auge geschaut hat. Colin hat ihn durch seine Kamera gesehen. Der Basilisk hat den Film darin völlig verbrannt, aber Colin wurde nur versteinert. Justin … Justin muss den Basilisken durch den Fast Kopflosen Nick gesehen haben! Nick hat alles abbekommen, aber er konnte ja nicht noch mal sterben … und neben Hermine und der Vertrauensschülerin der Ravenclaws wurde ein Spiegel gefunden. Hermine hatte gerade erkannt, dass das Monster ein Basilisk ist. Ich wette jederzeit mit dir, sie hat den ersten Menschen, den sie traf, gewarnt und gesagt, es sei besser, erst mit einem Spiegel um die Ecken zu sehen! Und dieses
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