Harry Potter und der Feuerkelch
Kenntnis nähmen, Fudge, und die notwendigen Schritte einleiteten, könnten wir die Lage immer noch meistern. Der erste und wichtigste Schritt ist, Askaban der Kontrolle der Dementoren zu entziehen –«
»Lächerlich!«, rief Fudge erneut. »Die Dementoren abziehen! Man würde mich aus dem Amt werfen, wenn ich so etwas vorschlagen würde! Viele von uns können nachts doch nur deshalb ruhig schlafen, weil sie wissen, dass die Dementoren in Askaban Wache halten!«
»Wir anderen schlafen nicht so ruhig, Cornelius«, entgegnete Dumbledore, »denn wir wissen, dass Sie die gefährlichsten Anhänger Lord Voldemorts unter die Obhut von Kreaturen gestellt haben, die sich ihm anschließen werden, sobald er sie dazu auffordert! Die Dementoren werden Ihnen nicht treu bleiben, Fudge! Voldemort kann diesen Kreaturen mehr Bewegungsfreiheit für ihre Kräfte und Gelüste bieten als Sie! Sobald er die Dementoren für sich gewonnen und seine alten Anhänger um sich geschart hat, werden Sie die größte Mühe haben, ihn auf seinem Eroberungsfeldzug zurück zu ebenjener Macht aufzuhalten, die er zuletzt vor dreizehn Jahren innegehabt hat!«
Fudge öffnete und schloss den Mund, als gäbe es keine Worte, die seinem Zorn Ausdruck verleihen könnten.
»Der zweite Schritt, den Sie tun müssen – und zwar sofort«, drängte Dumbledore weiter, »bestünde darin, Gesandte zu den Riesen zu schicken.«
»Gesandte zu den Riesen?«, kreischte Fudge, der nun offenbar seine Sprache wiedergefunden hatte. »Was soll dieser Irrsinn?«
»Bieten Sie ihnen die Hand der Freundschaft an, und zwar jetzt, bevor es zu spät ist«, sagte Dumbledore, »oder Voldemort wird ihnen wie damals einreden, er sei der einzige Zauberer, der ihnen ihre Rechte und Freiheiten geben würde!«
»Sie – Sie können das doch nicht ernst meinen?«, keuchte Fudge kopfschüttelnd und wich ein paar Schritte weiter vor Dumbledore zurück. »Wenn die magische Gemeinschaft davon Wind bekommt, dass ich auf die Riesen zugehe – die Leute hassen sie, Dumbledore – Ende meiner Karriere –«
»Sie sind mit Blindheit geschlagen«, sagte Dumbledore mit erhobener Stimme und glühenden Augen, und die Aura der Macht, die ihn umgab, war nun fast greifbar. »Geblendet durch Ihren Ehrgeiz, Cornelius! Wie immer legen Sie zu viel Wert auf die so genannte Reinheit des Blutes! Sie sehen einfach nicht, dass es nicht darauf ankommt, als was jemand geboren ist, sondern darauf, was aus ihm wird! Ihr Dementor hat soeben den letzten Spross einer unserer ältesten rein-blütigen Familien zerstört – und sehen Sie doch, was er willentlich aus seinem Leben gemacht hat! Ich sage es Ihnen noch einmal – tun Sie, was ich Ihnen vorgeschlagen habe, und in Ihrem Ministerium und draußen in der Zaubererwelt wird man Sie als einen unserer kühnsten und größten Zaubereiminister in Erinnerung behalten. Legen Sie die Hände in den Schoß – dann werden Sie in die Geschichte eingehen als der Mann, der beiseitetrat und Voldemort eine zweite Möglichkeit bot, die Welt zu vernichten, die wir wieder aufzubauen versuchten!«
»Verrückt«, flüsterte Fudge und wich weiter zurück. »Wahnsinnig …«
Und dann trat Stille ein. Madam Pomfrey stand erstarrt, die Hände auf den Mund gepresst, am Fußende von Harrys Bett. Mrs Weasley war immer noch über Harry gebeugt und hatte die Hand auf seine Schulter gelegt, um ihn zu beschwichtigen. Bill, Ron und Hermine starrten Fudge an.
»Wenn Ihr Wille, die Augen zu verschließen, Sie so weit bringt, Cornelius«, sagte Dumbledore, »dann trennen sich nun unsere Wege. Sie müssen tun, was Sie für richtig halten. Und ich – ich werde tun, was ich für richtig halte.«
In Dumbledores Stimme lag nicht die Spur einer Drohung; was er sagte, klang eher wie eine Feststellung, doch Fudge brauste auf, als wäre Dumbledore mit dem Zauberstab auf ihn losgegangen.
»Jetzt reicht es aber, Dumbledore«, sagte er und fuchtelte drohend mit dem Zeigefinger, »ich habe Ihnen immer freie Hand gelassen. Ich hatte eine Menge Hochachtung vor Ihnen. Ich war vielleicht mit einigen Ihrer Entscheidungen nicht einverstanden, doch ich habe den Mund gehalten. So ohne weiteres hätte kein anderer Ihnen erlaubt, Werwölfe einzustellen oder Hagrid zu behalten oder selbst zu entscheiden, was Sie Ihren Schülern beibringen, ohne Rücksprache mit dem Ministerium. Doch wenn Sie jetzt gegen mich arbeiten wollen –«
»Der Einzige, gegen den ich zu arbeiten gedenke«, entgegnete Dumbledore, »ist Lord
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