Harry Potter und der Feuerkelch
Er braucht Ruhe!«
»Direktor«, sagte Madam Pomfrey mit starrem Blick auf den großen schwarzen Hund, »darf ich fragen, was –?«
»Dieser Hund wird eine Weile bei Harry bleiben«, sagte Dumbledore knapp. »Ich versichere Ihnen, er ist sehr gut erzogen. Harry – ich warte so lange, bis du im Bett bist.«
Harry empfand Dumbledore gegenüber ein unaussprechliches Gefühl der Dankbarkeit, weil er die anderen gebeten hatte, ihm keine Fragen zu stellen. Gewiss, er wollte sie um sich haben, doch die Vorstellung, alles noch einmal erklären, alles noch einmal durchleben zu müssen, war einfach unerträglich.
»Ich komme noch einmal zurück, Harry, sobald ich mit Fudge gesprochen habe«, sagte Dumbledore. »Morgen werde ich ein Wort an alle Schüler von Hogwarts richten, und bis dahin möchte ich, dass du hierbleibst.« Er ging hinaus.
Madam Pomfrey führte Harry zu einem in der Nähe stehenden Bett, und dabei erhaschte er einen Blick auf den wahren Moody, der reglos in einem Bett am anderen Ende des Saals lag. Sein Holzbein und sein magisches Auge lagen auf dem Nachttisch.
»Wie geht es ihm?«, fragte Harry.
»Er wird schon wieder zu Kräften kommen«, sagte Madam Pomfrey, reichte Harry einen Pyjama und zog einen Wandschirm um sein Bett. Er entkleidete sich, zog den Pyjama an und legte sich hin. Ron, Hermine, Bill, Mrs Weasley und der schwarze Hund kamen um den Wandschirm herum und setzten sich auf Stühle zu beiden Seiten seines Bettes. Ron und Hermine sahen ihn fast argwöhnisch an, als hätten sie Angst vor ihm.
»Mir geht’s schon besser«, sagte er. »Bin nur müde.«
Mrs Weasley strich völlig überflüssigerweise die Bettdecke glatt und ihre Augen füllten sich mit Tränen.
Madam Pomfrey, die hinüber in ihr Büro gewackelt war, kam mit einem Kelch und einer kleinen Flasche mit einem purpurnen Trank zurück.
»Das musst du ganz austrinken, Harry«, sagte sie. »Es ist ein Trank für einen traumlosen Schlaf.«
Harry ergriff den Kelch und nahm ein paar Schlucke. Sofort wurde ihm schläfrig zumute. Alles um ihn her versank in Nebel; die Lampen im Krankensaal schienen ihm durch den Wandschirm um sein Bett freundlich zuzublinken; ihm war, als würde er immer tiefer in die Wärme des Federbettes sinken. Bevor er das Elixier ganz ausgetrunken hatte, bevor er noch ein Wort sagen konnte, hatte ihn die Erschöpfung in den Schlaf gleiten lassen.
Harry wachte auf, und ihm war so behaglich, er war so schlaftrunken, dass er die Augen nicht öffnete und lieber in den Schlaf zurücksinken wollte. Der Saal war immer noch schwach beleuchtet; er war sich sicher, dass es noch Nacht war, und hatte den Eindruck, nicht lange geschlafen zu haben.
Dann hörte er Geflüster um sich her.
»Die wecken ihn noch auf, wenn sie nicht endlich still sind!«
»Was gibt es denn da zu schreien? Es kann doch nicht schon wieder was passiert sein!«
Schlaftrunken öffnete Harry die Augen. Jemand hatte ihm die Brille abgenommen. Er konnte die verschwommenen Gestalten von Mrs Weasley und Bill neben sich erkennen. Mrs Weasley hatte sich erhoben.
»Das ist die Stimme von Fudge«, wisperte sie. »Und das ist Minerva McGonagall, nicht wahr? Aber worüber streiten die sich?«
Jetzt konnte auch Harry es hören: aufgebrachte Stimmen und das Geräusch von Schritten, die sich dem Krankensaal näherten.
»Bedauerlich zwar, gleichwohl, Minerva –«, sagte Cornelius Fudge laut.
»Sie hätten es niemals ins Schloss bringen dürfen!«, rief Professor McGonagall. »Wenn Dumbledore das erfährt –«
Harry hörte, wie die Tür zum Krankensaal aufschlug. Bill hatte den Wandschirm beiseitegeschoben, und alle, die um Harrys Bett saßen, starrten jetzt zur Tür. Harry setzte sich unbemerkt auf und nahm seine Brille vom Nachttisch.
Fudge kam zügig durch den Saal geschritten. Die Professoren McGonagall und Snape folgten ihm auf den Fersen.
»Wo ist Dumbledore?«, fragte Fudge Mrs Weasley.
»Er ist nicht hier«, antwortete Mrs Weasley erzürnt. »Dies ist ein Krankensaal, Minister, denken Sie nicht, es wäre besser –«
Doch jetzt ging die Tür auf und Dumbledore kam herein-gerauscht.
»Was ist passiert?«, fragte er in scharfem Ton und blickte abwechselnd Fudge und Professor McGonagall an. »Warum stören Sie die Ruhe? Minerva, ich bin überrascht, Sie hier zu sehen – ich hatte Sie gebeten, Barty Crouch zu bewachen –«
»Es ist nicht mehr nötig, ihn zu bewachen, Dumbledore!«, entgegnete sie schrill. »Dafür hat der Minister
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