Harry Potter und der Gefangene von Askaban
durchgeknallt, und zwar ihr beide«, sagte Ron mit bebender Stimme und wandte sich Hilfe suchend an Harry und Hermine. »Jetzt hab ich die Nase voll. Ich hau ab.« Er versuchte sich auf sein gesundes Bein zu stellen, doch Lupin hob erneut seinen Zauberstab und richtete ihn auf Krätze.
»Du lässt mich jetzt mal ausreden, Ron«, sagte er leise. »Und halt Peter schön fest, während du zuhörst.«
»Das ist nicht Peter, das ist Krätze!«, rief Ron und versuchte, die Ratte wieder in seine Vordertasche zu zwängen, doch Krätze wehrte sich so verzweifelt, dass Ron ins Schwanken geriet und das Gleichgewicht verlor; Harry fing ihn auf und schob ihn zurück aufs Bett. Dann wandte er sich, ohne Black zu beachten, an Lupin.
»Es gab Zeugen, die Pettigrew sterben sahen«, sagte er. »Eine ganze Straße voller Leute …«
»Sie haben nicht das gesehen, was sie zu sehen glaubten!«, brauste Black zornig auf, ohne die Augen von dem in Rons Händen zappelnden Krätze zu wenden.
»Alle dachten, Sirius hätte Peter umgebracht«, sagte Lupin und nickte. »Ich selbst hab es geglaubt – bis ich heute Abend die Karte sah. Denn die Karte des Rumtreibers lügt nie … Peter lebt noch. Ron hält ihn in den Händen, Harry.«
Harry sah zu Ron hinunter, ihre Blicke trafen sich, und es brauchte keine Worte, um zu erkennen, dass Ron genauso dachte wie er: Black und Lupin waren durchgeknallt. Ihre Geschichte ergab überhaupt keinen Sinn. Wie konnte Krätze denn Peter Pettigrew sein? Askaban musste Black also doch aus der Bahn geworfen haben – doch warum machte Lupin den Unsinn mit? Jetzt meldete sich Hermine, mit zitternder, bemüht ruhiger Stimme, als wollte sie Professor Lupin zwingen, wieder vernünftig zu reden.
»Aber Professor Lupin … Krätze kann nicht Pettigrew sein … das kann einfach nicht stimmen, das wissen Sie …«
»Warum kann es nicht stimmen?«, sagte Lupin ruhig, als wären sie im Unterricht und Hermine wäre beim Experimentieren mit Grindelohs ein kleines Problem aufgefallen.
»Weil … es bekannt wäre, wenn Peter Pettigrew ein Animagus gewesen wäre. Wir haben Animagi bei Professor McGonagall im Unterricht durchgenommen. Und für meine Hausaufgaben hab ich nachgeforscht – das Ministerium kontrolliert alle Hexen und Zauberer, die Tiere wurden; es gibt eine Liste, auf der verzeichnet ist, wer zu welchem Tier wurde, mit ihren Merkmalen und allem … Ich hab mit Hilfe von Professor McGonagall in dieser Liste nachgeschaut, es gab dieses Jahrhundert nur sieben Animagi, und Pettigrews Name war nicht dabei –«
Harry hatte kaum Zeit, im Stillen Hermine dafür zu bewundern, wie viel Mühe sie auch diesmal in ihre Hausaufgaben gesteckt hatte, denn Lupin fing an zu lachen.
»Du hast wieder mal Recht, Hermine!«, sagte er. »Aber das Ministerium hat nie erfahren, dass sich einst drei nicht gemeldete Animagi in Hogwarts rumtrieben!«
»Wenn du ihnen die ganze Geschichte erzählen willst, Remus, dann beeil dich mal«, knurrte Black, der immer noch jede verzweifelte Bewegung Krätzes beobachtete. »Ich habe zwölf Jahre gewartet, ich werde nicht viel länger warten.«
»Na gut … aber du musst mir helfen, Sirius«, sagte Lupin. »Ich weiß nur, wie’s angefangen hat …«
Lupin brach ab. Hinter ihnen hatte es laut geknarrt. Die Schlafzimmertür war von allein aufgegangen. Alle fünf starrten auf die Tür. Dann ging Lupin hinüber und spähte auf den Korridor hinaus.
»Keiner da …«
»Hier spukt es!«, sagte Ron.
»Keineswegs«, sagte Lupin und sah immer noch ratlos zur Tür. »In der Heulenden Hütte hat es nie gespukt … das Schreien und Heulen, das die Leute im Dorf hörten, das stammte von mir.«
Er wischte sich das angegraute Haar aus den Augen, dachte einen Moment lang nach und sagte dann:
»Alles fing damit an – dass ich ein Werwolf wurde. All das hätte nicht passieren können, wenn ich nicht gebissen worden wäre … und wenn ich nicht so töricht gewesen wäre …«
Er wirkte ernst und müde. Ron wollte etwas einwerfen, doch Hermine sagte: »Schhh!« Sie sah Lupin sehr gespannt an.
»Ich war noch ein ganz kleiner Junge, als ich gebissen wurde. Meine Eltern haben alles versucht, aber damals gab es noch keine Arznei dagegen. Der Trank, den Professor Snape für mich gebraut hat, ist eine ganz neue Entdeckung. Er schützt mich, müsst ihr wissen. Wenn ich ihn in der Woche vor Vollmond einnehme, behalte ich den Verstand, während ich mich verwandle … ich kann mich dann in meinem Büro
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