Harry Potter und der Gefangene von Askaban
stolperten ihm hastig aus dem Mund, als ob er sich zwingen müsste, sie auszusprechen, bevor ihn der Mut verließ.
»Es könnte auch ohne Harry Potter gehen, Herr.« Wieder trat Schweigen ein, es hielt ein wenig länger an, und dann –
»Ohne Harry Potter?«, hauchte die zweite Stimme kaum vernehmlich. »Ich verstehe …«
»Herr, ich sage dies nicht aus Sorge um den Jungen!«, sagte Wurmschwanz mit hoher, quiekender Stimme. »Der Junge bedeutet mir nichts, überhaupt nichts! Nur, wenn wir einen anderen Zauberer oder eine Hexe nehmen – irgendjemanden –, könnten wir die Sache sehr viel schneller erledigen! Wenn Ihr mir erlauben würdet, Euch für kurze Zeit zu verlassen – Ihr wisst, dass ich mich ganz wirksam tarnen kann –, dann könnte ich in zwei Tagen mit einer geeigneten Person zurück sein –«
»Ich könnte einen anderen Zauberer nehmen«, sagte die zweite Stimme leise, »das ist wahr …«
»Es wäre das Beste, Herr«, sagte Wurmschwanz und klang dabei ausgesprochen erleichtert. »Harry Potter in die Hände zu bekommen wäre so schwierig, er ist sehr gut geschützt –«
»Und deshalb meldest du dich freiwillig und willst mir einen Ersatz besorgen? Merkwürdig … vielleicht ist dir die Aufgabe, mich zu pflegen, lästig geworden, Wurmschwanz? Kann dieser Vorschlag, den Plan aufzugeben, denn etwas anderes sein als der Versuch, mich im Stich zu lassen?«
»Herr! Ich … ich habe nicht den Wunsch, Euch zu verlassen, keineswegs –«
»Belüg mich nicht!«, zischte die zweite Stimme. »Mir entgeht nichts, Wurmschwanz! Du bereust, dass du überhaupt zu mir zurückgekommen bist. Bei mir wird dir übel. Ich sehe dich zusammenzucken, wenn du mich ansiehst, ich spüre, wie es dich schaudert, wenn du mich berührst …«
»Nein! Meine Hingabe für Eure Lordschaft –«
»Deine Hingabe ist nichts weiter als Feigheit. Du wärst nicht hier, wenn du eine andere Zuflucht hättest. Wie soll ich ohne dich überleben, wenn du mich alle paar Stunden füttern musst? Wer soll Nagini melken?«
»Aber Ihr scheint mir deutlich kräftiger geworden, Herr –«
»Lügner«, keuchte die zweite Stimme. »Ich bin nicht kräftiger geworden, und ein paar Tage auf mich allein gestellt würden reichen, um mich des wenigen an Kraft zu berauben, die ich unter deiner tölpelhaften Pflege gewonnen habe. Schweig!«
Wurmschwanz, der zusammenhanglose Worte hervorgesprudelt hatte, verstummte sofort. Ein paar Sekunden lang konnte Frank nichts weiter als das Knistern des Feuers hören. Dann sprach der zweite Mann erneut, mit einem Flüstern, das fast ein Zischen war.
»Ich habe meine Gründe, den Jungen zu verwenden, wie ich dir schon erklärt habe, und ich werde keinen anderen nehmen. Dreizehn Jahre habe ich gewartet. Ein paar Monate mehr schaden da auch nicht. Was den Schutz angeht, mit dem der Junge umgeben ist, so glaube ich, dass mein Plan funktionieren wird. Alles, was ich brauche, ist ein wenig Mut deinerseits, Wurmschwanz – und diesen Mut wirst du aufbringen, wenn du nicht das ganze Ausmaß von Lord Voldemorts Zorn spüren willst –«
»Herr, hört mich an!«, sagte Wurmschwanz und Panik lag jetzt in seiner Stimme. »Während unserer Reise bin ich den Plan immer wieder durchgegangen – Bertha Jorkins’ Verschwinden wird nicht lange unbemerkt bleiben, Herr, und wenn wir fortfahren, falls ich also tatsächlich den Fluch –«
»Falls?«, flüsterte die zweite Stimme. »Falls du den Plan befolgst, Wurmschwanz, braucht das Ministerium nie zu erfahren, dass noch jemand verschwunden ist. Du wirst es in aller Stille und ohne Aufsehen erledigen; ich wünschte nur, ich könnte es selbst tun, doch in meinem jetzigen Zustand … komm schon, Wurmschwanz, ein Hindernis musst du noch beseitigen, und unser Weg zu Harry Potter ist frei. Ich verlange ja nicht, dass du es alleine machst. Bis dahin wird mein treuer Diener wieder zu uns gestoßen sein –«
»Ich bin Euer treuer Diener«, sagte Wurmschwanz, mit kaum vernehmlichem Trotz in der Stimme.
»Wurmschwanz, ich brauche jemanden mit Verstand, jemanden, der immer unerschütterlich zu mir gestanden hat, und du erfüllst diese Forderungen leider nicht.«
»Ich habe Euch gefunden«, sagte Wurmschwanz und nun war die Widerspenstigkeit in seiner Stimme deutlich zu hören. »Ich war es, der Euch gefunden hat. Ich habe Euch zu Bertha Jorkins gebracht.«
»Das stimmt.« Der zweite Mann klang belustigt. »Ein brillanter Zug, den ich von dir nie erwartet hätte, Wurmschwanz –
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