Harry Potter und der Halbblutprinz
Dumbledore zu Weihnachten zu schenken«, erinnerte ihn Ginny. »Also hätte es der Giftmischer ja genauso gut auf Dumbledore abgesehen haben können.«
»Dann hat der Giftmischer Slughorn nicht besonders gut gekannt«, meldete sich Hermine zum ersten Mal seit Stunden zu Wort, und sie hörte sich an, als hätte sie einen üblen Schnupfen. »Jeder, der Slughorn kennt, hätte gewusst, dass er so einen köstlichen Tropfen mit ziemlicher Sicherheit selbst behalten würde.«
»Er-mie-nee«, krächzte Ron unerwartet zwischen ihnen.
Sie verstummten und sahen ihn besorgt an, aber er murmelte nur kurz etwas Unverständliches und begann dann zu schnarchen.
Die Tür des Krankensaals flog auf und sie zuckten alle zusammen. Hagrid kam mit wehendem Bärenfellmantel und einer Armbrust in der Hand auf sie zugeschritten, sein Haar war nass vom Regen und er hinterließ überall auf dem Boden schlammige, metergroße Fußspuren.
»War ’n ganzen Tag im Wald!«, keuchte er. »Aragog geht’s schlechter, ich hab ihm vorgelesen – bin grad erst zum Abendessen gekommen, und dann hat mir Professor Sprout das mit Ron erzählt! Wie geht’s ihm?«
»Nicht schlecht«, sagte Harry. »Sie sagen, er kommt durch.«
»Nicht mehr als sechs Besucher auf einmal!«, mahnte Madam Pomfrey, die aus ihrem Büro herbeieilte.
»Mit Hagrid sind wir sechs«, betonte George.
»Oh … ja …«, sagte Madam Pomfrey, die Hagrid wegen seiner Riesenhaftigkeit offenbar gleich mehrfach gezählt hatte. Um ihre Verwirrung zu überspielen, hastete sie davon und putzte seine schlammigen Fußspuren mit dem Zauberstab weg.
»Ich glaub es nich«, sagte Hagrid heiser und schüttelte seinen großen zotteligen Kopf, während er auf Ron hinabstarrte. »Ich glaub’s einfach nich … seht ihn euch an, wie er daliegt … wer würd ihm denn ’n Haar krümmen wollen?«
»Genau darüber haben wir eben geredet«, sagte Harry. »Wir wissen es nicht.«
»Nich dass einer ’nen Hass auf die Quidditch-Mannschaft von Gryffindor schiebt, oder?«, sagte Hagrid besorgt. »Erst Katie, jetz’ Ron …«
»Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand gleich eine ganze Quidditch-Mannschaft umlegen will«, sagte George.
»Wood hätte die Slytherins vielleicht erledigt, wenn er damit durchgekommen wäre«, wandte Fred zu Recht ein.
»Also, ich glaube nicht, dass es um Quidditch geht, aber ich glaube, dass es einen Zusammenhang zwischen den beiden Angriffen gibt«, sagte Hermine leise.
»Wie kommst du denn darauf?«, fragte Fred.
»Na ja, erstens sollten beide tödlich sein und waren es nicht, auch wenn das reines Glück war. Und zweitens scheint weder das Gift noch das Halsband in die Hände der Person gelangt zu sein, die umgebracht werden sollte. Natürlich«, fügte sie nachdenklich hinzu, »macht das die Person, die dahintersteckt, in gewisser Weise sogar noch gefährlicher, weil es ihr offenbar egal ist, wie viele Leute sie tötet, bis sie tatsächlich an ihr Opfer kommt.«
Noch ehe jemand auf diese düstere Aussage etwas erwidern konnte, ging die Flügeltür erneut auf und Mr und Mrs Weasley eilten durch den Krankensaal. Bei ihrem vorigen Besuch am Krankenbett hatten sie sich nur davon überzeugt, dass Ron wieder völlig genesen würde: Jetzt riss Mrs Weasley Harry an sich und schloss ihn ganz fest in die Arme.
»Dumbledore hat uns erzählt, dass du ihn mit dem Bezoar gerettet hast«, schluchzte sie. »Oh, Harry, mir fehlen die Worte. Du hast Ginny gerettet … du hast Arthur gerettet … und jetzt hast du Ron gerettet …«
»Das ist doch … ich hab nicht …«, murmelte Harry verlegen.
»Sieht ganz so aus, als ob die Hälfte unserer Familie dir ihr Leben verdankt, wenn ich’s mir recht überlege«, sagte Mr Weasley mit erstickter Stimme. »Also, ich kann nur sagen, es war ein glücklicher Tag für die Weasleys, als Ron beschloss, sich im Hogwarts-Express zu dir ins Abteil zu setzen, Harry.«
Harry fiel nichts ein, was er darauf antworten konnte, und er war beinahe froh, als Madam Pomfrey sie von neuem daran erinnerte, dass nur sechs Besucher an Rons Bett zugelassen waren; er und Hermine standen sofort auf, um zu gehen, und Hagrid beschloss, mit ihnen aufzubrechen und Ron und seine Familie allein zu lassen.
»’s is’ schrecklich«, brummte Hagrid in seinen Bart, als die drei den Korridor entlang zurück zur Marmortreppe gingen. »All der neue Sicherheitskram, un’ den Kindern passiert trotzdem was … Dumbledore macht sich furch’bare Sorgen … sagen tut er nich
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