Harry Potter und der Halbblutprinz
zu haben.«
»Unmöglich!«, sagte Harry zornig.
»Ich sehe, wir sind einer Meinung«, sagte Dumbledore. »Zweifellos gibt es viele Ähnlichkeiten zwischen diesem Tod und dem der Riddles. In beiden Fällen nahm jemand anderer die Schuld auf sich, jemand, der sich deutlich daran erinnern konnte, den Tod verursacht zu haben –«
»Hokey hat gestanden?«
»Sie erinnerte sich, etwas in den Kakao ihrer Herrin getan zu haben, das, wie sich herausstellte, nicht Zucker war, sondern ein tödliches und kaum bekanntes Gift«, sagte Dumbledore. »Man kam zu der Überzeugung, dass sie es nicht absichtlich getan hatte, doch da sie alt und verwirrt war –«
»Voldemort hat ihr Gedächtnis verändert, genau wie er es bei Morfin getan hat!«
»Ja, das ist auch meine Schlussfolgerung«, sagte Dumbledore. »Und genau wie bei Morfin war das Ministerium sehr geneigt, Hokey zu verdächtigen –«
»– weil sie eine Hauselfe war«, sagte Harry. Er hatte selten so viel Sympathie für B.ELFE.R empfunden, den Bund, den Hermine ins Leben gerufen hatte.
»Genau«, sagte Dumbledore. »Sie war alt, sie gab zu, etwas in das Getränk gemischt zu haben, und niemand im Ministerium machte sich die Mühe, weiter nachzuforschen. Als ich sie schließlich aufgespürt und es geschafft hatte, ihr diese Erinnerung abzunehmen, war ihr Leben schon fast zu Ende, wie damals bei Morfin auch – aber ihre Erinnerung beweist natürlich nichts, außer dass Voldemort von der Existenz des Bechers und des Medaillons wusste.
Um die Zeit, als Hokey verurteilt wurde, war Hepzibahs Familie aufgefallen, dass zwei von Hepzibahs größten Kostbarkeiten fehlten. Sie brauchten eine Zeit lang, bis sie sich dessen sicher waren, denn sie hatte viele Verstecke, da sie ihre Sammlung immer höchst argwöhnisch gehütet hatte. Doch ehe sie ganz sicher waren, dass der Becher und das Medaillon fehlten, hatte der Gehilfe, der bei Borgin und Burkes gearbeitet hatte, der junge Mann, der Hepzibah so regelmäßig besucht und sie so geschickt umgarnt hatte, seine Stelle gekündigt und war verschwunden. Seine Vorgesetzten hatten keine Ahnung, wo er steckte; sie waren über sein Verschwinden genauso überrascht wie alle anderen. Und dies war für sehr lange Zeit das Letzte, was man von Tom Riddle sah oder hörte.
Nun«, sagte Dumbledore, »wenn du nichts dagegen hast, Harry, möchte ich erneut innehalten, um dich auf gewisse Eigenheiten unserer Geschichte aufmerksam zu machen. Voldemort hatte einen weiteren Mord begangen; ob es der erste war, seit er die Riddles getötet hatte, weiß ich nicht, aber ich vermute es. Wie du sicher bemerkt hast, tötete er diesmal nicht aus Rache, sondern aus Habgier. Er wollte die beiden sagenhaften Trophäen, die ihm diese arme, törichte alte Frau zeigte. Genau wie damals, als er die anderen Kinder in seinem Waisenhaus beraubt hatte, wie damals, als er den Ring seines Onkels Morfin gestohlen hatte, machte er sich nun mit Hepzibahs Becher und Medaillon davon.«
»Aber das ist doch verrückt«, sagte Harry stirnrunzelnd, »… alles zu riskieren, seine Arbeit hinzuwerfen, bloß für diese …«
»Verrückt vielleicht für dich, aber nicht für Voldemort«, sagte Dumbledore. »Ich hoffe, du wirst bald verstehen, was genau diese Gegenstände ihm bedeuteten, Harry, aber du musst zugeben, dass leicht vorstellbar ist, dass er zumindest das Medaillon als sein rechtmäßiges Eigentum betrachtete.«
»Das Medaillon vielleicht«, sagte Harry, »aber warum hat er auch den Becher genommen?«
»Er stammte ebenfalls von einem der Gründer von Hogwarts«, sagte Dumbledore. »Ich denke, Voldemort fühlte sich immer noch stark zu der Schule hingezogen und konnte einem Gegenstand nicht widerstehen, der so sehr von Hogwarts’ Geschichte durchdrungen ist. Es gab auch andere Gründe, glaube ich … Ich hoffe, dass ich sie dir zu gegebener Zeit vor Augen führen kann.
Und nun zur allerletzten Erinnerung, die ich dir zu zeigen habe, zumindest bis es dir gelingt, uns Professor Slughorns Erinnerung zu beschaffen. Zehn Jahre liegen zwischen Hokeys Erinnerung und dieser, und wir können nur raten, was Lord Voldemort in diesen zehn Jahren getan hat …«
Harry stand wieder auf, als Dumbledore die letzte Erinnerung in das Denkarium leerte.
»Wessen Erinnerung ist es?«
»Meine«, sagte Dumbledore.
Und Harry tauchte nach Dumbledore durch die wogende silberne Masse und landete in ebendem Büro, das er gerade verlassen hatte. Da saß Fawkes auf seiner Stange und
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