Harry Potter und der Halbblutprinz
und mit leuchtenden roten Flecken auf den Wangen zog sie einen sehr alten Zeitungsausschnitt aus ihrer Tasche und knallte ihn vor Harry auf den Tisch. »Schau dir das an! Schau dir das Bild an!«
Harry nahm das rissige Stück Papier hoch und starrte auf das bewegte Foto, das alt und vergilbt war; auch Ron beugte sich herüber, um es sich anzusehen. Das Bild zeigte ein hageres Mädchen um die fünfzehn. Sie war nicht hübsch; sie wirkte mürrisch und trotzig zugleich, hatte üppige Augenbrauen und ein schmales, bleiches Gesicht. Die Bildunterschrift lautete: Eileen Prince, Kapitänin der Koboldsteinmannschaft von Hogwarts.
»Na und?«, sagte Harry, während er die kurze Meldung, zu der das Bild gehörte, überflog; es war eine recht langweilige Geschichte über Wettbewerbe zwischen verschiedenen Schulen.
»Ihr Name war Eileen Prince. Prinz, Harry.«
Sie sahen sich an, und Harry wurde klar, was Hermine sagen wollte. Er lachte laut auf.
»Auf keinen Fall.«
»Was?«
»Du glaubst, sie war der Halbblut…? Ach, hör doch auf.«
»Warum eigentlich nicht? Es gibt in der Zaubererwelt keine echten Prinzen, Harry! Das ist entweder ein Spitzname, ein erfundener Titel, den sich jemand selbst gegeben hat, oder es könnte der tatsächliche Name sein, richtig? Nein, pass auf! Angenommen, ihr Vater war ein Zauberer, der mit Nachnamen ›Prince‹ hieß, und ihre Mutter Muggel, dann würde das bei ihr einen ›Halbblutprinzen‹ ergeben.«
»Jaah, sehr findig, Hermine …«
»Aber das stimmt doch! Vielleicht war sie stolz, ein halber Prinz zu sein!«
»Hör zu, Hermine, ich weiß, dass es kein Mädchen war. Ich weiß es einfach.«
»In Wahrheit glaubst du nur nicht, dass ein Mädchen dafür schlau genug gewesen wäre«, sagte Hermine wütend.
»Wie könnte ich fünf Jahre lang mit dir rumhängen und immer noch nicht glauben, dass Mädchen schlau sind?«, erwiderte Harry, durch ihre Worte gereizt. »Es ist die Art, wie er schreibt. Ich weiß einfach, dass der Prinz ein Typ war, ich spür das. Dieses Mädchen hat nichts damit zu tun. Wo hast du das überhaupt her?«
»Aus der Bibliothek«, sagte Hermine, wie vorherzusehen war. »Die haben dort eine ganze Sammlung von alten Propheten . Also, ich werd jedenfalls noch mehr über Eileen Prince in Erfahrung bringen, wenn es irgendwie geht.«
»Viel Spaß«, sagte Harry genervt.
»Hab ich bestimmt«, erwiderte Hermine. »Und zuallererst«, schleuderte sie ihm entgegen, als sie das Porträtloch erreichte, »suche ich in alten Listen von Zaubertrankauszeichnungen!«
Harry warf ihr einen kurzen finsteren Blick nach, dann vertiefte er sich wieder in den Anblick des dunkler werdenden Himmels.
»Sie ist einfach nie drüber weggekommen, dass du in Zaubertränke besser warst als sie«, sagte Ron und wandte sich erneut seinem Exemplar von Tausend magische Kräuter und Pilze zu.
»Du denkst nicht, dass ich verrückt bin, weil ich das Buch zurückhaben will, oder?«
»’türlich nicht«, sagte Ron wacker. »Der war ein Genie, dieser Prinz. Jedenfalls … ohne diesen Tipp mit dem Bezoar …«, er fuhr sich mit dem Finger bedeutungsvoll über die Kehle, »wär ich jetzt nicht hier, um drüber zu reden, stimmt’s? Ich meine, ich will nicht behaupten, dass der Zauber, den du gegen Malfoy benutzt hast, toll war –«
»Ich auch nicht«, warf Harry rasch ein.
»Aber er ist wieder gesund, oder? War im Nu wieder auf den Beinen.«
»Jaah«, sagte Harry; das war vollkommen richtig und doch hatte er leise Gewissensbisse. »Dank Snape …«
»Musst du an diesem Samstag auch bei Snape nachsitzen?«, fuhr Ron fort.
»Ja, und am nächsten Samstag und am übernächsten Samstag«, seufzte Harry. »Und jetzt lässt er durchblicken, dass wir, wenn ich bis zum Ende des Schuljahrs nicht mit allen Kästen fertig bin, nächstes Jahr weitermachen.«
Harry fand diese Stunden, die er mit Nachsitzen verbrachte, besonders lästig, weil sie die sowieso schon knapp bemessene Zeit beschnitten, die er mit Ginny verbringen konnte. Tatsächlich hatte er sich dieser Tage häufig gefragt, ob Snape das nicht vielleicht wusste, denn er behielt Harry jedes Mal länger da und ließ spitze Bemerkungen fallen über das gute Wetter, das Harry versäumte, und alles, was man dabei draußen machen konnte.
Harry wurde von Jimmy Peakes aus diesen bitteren Gedanken gerissen, der neben ihm auftauchte und ihm eine Pergamentrolle hinhielt.
»Danke, Jimmy … hey, das ist von Dumbledore!«, sagte Harry aufgeregt, entrollte
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