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Harry Potter und der Orden des Phönix

Harry Potter und der Orden des Phönix

Titel: Harry Potter und der Orden des Phönix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.K. Rowling
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nicht inspiziert … jede Wette, dass sie da ist …«
    Doch er hatte sich geirrt: Der einzige Lehrer, der anwesend war, als sie hereinkamen, war Professor Binns, der wie immer ein paar Zentimeter über seinem Stuhl schwebte und sich darauf vorbereitete, sein eintöniges Geleiere über die Riesen-Kriege fortzusetzen. Harry unternahm gar nicht erst den Versuch, dem heutigen Sermon zu folgen; er kritzelte faul auf seinem Pergament herum und achtete nicht auf Hermine, die ihm des Öfteren böse Blicke zuwarf und ihn anstupste, bis ihn ein besonders schmerzhafter Rippenstoß zornig aufblicken ließ.
    »Was ist?«
    Sie deutete zum Fenster. Harry wandte den Kopf. Hedwig hockte mit einem ans Bein gebundenen Brief auf dem schmalen Fenstersims und spähte ihn durch die dicke Scheibe an. Harry war das ein Rätsel; gerade hatten sie gefrühstückt, warum nur hatte sie ihm den Brief nicht vorhin gebracht, wie üblich? Auch einige seiner Klassenkameraden machten sich gegenseitig auf Hedwig aufmerksam.
    »Oh, ich liebe diese Eule«, hörte Harry Lavender an Parvati gewandt seufzen. »Sie ist so wunderschön.«
    Er blickte sich zu Professor Binns um, der unentwegt seine Aufzeichnungen vorlas und sich in seiner heiteren Abwesenheit gar nicht bewusst war, dass die Klasse ihm noch weniger als sonst zuhörte. Harry glitt leise vom Stuhl, ging in die Hocke, schlich hinter der Bankreihe zum Fenster, schob den Riegel beiseite und öffnete es ganz langsam.
    Er hatte erwartet, dass Hedwig ihm das Bein hinhalten würde, damit er den Brief abnehmen konnte, ehe sie dann zurück in die Eulerei flog, doch kaum war das Fenster weit genug offen, hüpfte sie herein und schrie jammervoll. Mit einem besorgten Blick zu Professor Binns schloss Harry das Fenster, duckte sich wieder tief und hastete mit Hedwig auf der Schulter zurück zu seinem Platz. Er setzte sich, hob Hedwig auf seinen Schoß und wollte den Brief lösen, der an ihr Bein gebunden war.
    Erst jetzt fiel ihm auf, dass Hedwigs Gefieder merkwürdig zerzaust war; manche Federn waren in die falsche Richtung gebogen und einer der Flügel stand in merkwürdigem Winkel von ihr ab.
    »Sie ist verletzt!«, flüsterte Harry und beugte den Kopf tiefer über sie. Hermine und Ron neigten sich näher zu ihm; Hermine legte sogar ihre Feder beiseite. »Sieh mal, da stimmt was nicht mit ihrem Flügel –«
    Hedwig zitterte. Als Harry den Flügel berühren wollte, zuckte sie leicht zusammen, spreizte alle Federn, als ob sie sich aufplustern würde, und starrte ihn vorwurfsvoll an.
    »Professor Binns«, sagte Harry laut, worauf sich die ganze Klasse zu ihm umdrehte. »Mir ist schlecht.«
    Professor Binns hob die Augen von seinen Notizen und schien wie stets verwundert, dass der Raum vor ihm voller Leute war.
    »Ihnen ist schlecht?«, wiederholte er zerstreut.
    »Ganz arg schlecht«, sagte Harry nachdrücklich, verbarg Hedwig hinter seinem Rücken und stand auf. »Ich glaub, ich muss mal in den Krankenflügel.«
    »Ja«, sagte Professor Binns, dem offenbar ziemlich der Überblick fehlte. »Ja … ja, Krankenflügel … nun, dann gehen Sie geschwind, Perkins …«
    Sobald er draußen war, setzte Harry Hedwig wieder auf die Schulter. Dann spurtete er den Korridor entlang und hielt erst inne, als er von Binns’ Tür aus nicht mehr zu sehen war. Wenn es darum ging, Hedwig zu verarzten, wäre natürlich Hagrid seine erste Wahl gewesen, doch da er keine Ahnung hatte, wo er steckte, blieb ihm nichts übrig, als Professor Raue-Pritsche aufzusuchen, in der Hoffnung, dass sie Hedwig helfen konnte.
    Er spähte aus einem Fenster auf die sturmzerzausten, wolkenverhangenen Schlossgründe. Nichts deutete darauf hin, dass sie sich irgendwo in der Nähe von Hagrids Hütte aufhielt. Wenn sie nicht unterrichtete, war sie vermutlich im Lehrerzimmer. Er machte sich auf den Weg nach unten, die schwankende und leise klagende Hedwig auf der Schulter.
    Zwei steinerne Wasserspeier flankierten die Tür zum Lehrerzimmer. Als Harry sich näherte, krächzte der eine: »Du solltest im Unterricht sein, Bürschchen.«
    »Das ist ein Notfall«, erwiderte Harry knapp.
    »Ooooh, ein Notfall, tatsächlich?«, sagte der andere Wasserspeier mit schriller Stimme. »Jetzt hast du’s uns aber gezeigt, was?«
    Harry klopfte. Er hörte Schritte, dann ging die Tür auf und Professor McGonagall stand vor ihm.
    »Sie haben doch nicht etwa schon wieder eine Strafarbeit bekommen!«, sagte sie prompt. Ihre eckige Brille blitzte bedrohlich.
    »Nein,

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