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Harry Potter und der Orden des Phönix

Harry Potter und der Orden des Phönix

Titel: Harry Potter und der Orden des Phönix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.K. Rowling
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so heftig verlangte, wäre verrückt … er zitterte … Snape konnte jeden Moment wieder auftauchen … aber Harry dachte auch an Chos Zorn, an Malfoys höhnisches Gesicht, und eine leichtsinnige Kühnheit ergriff von ihm Besitz.
    Er holte noch einmal kräftig Luft und tauchte sein Gesicht in die Oberfläche von Snapes Gedanken. Augenblicklich wellte sich der Fußboden des Büros auf und kippte ihn kopfüber in das Denkarium …
    Er stürzte durch kalte Schwärze und drehte sich im Fallen rasend schnell um sich selbst, bis dann –
    Er stand mitten in der Großen Halle, aber die vier Haustische waren verschwunden. Stattdessen waren mehr als hundert kleinere Tische aufgestellt, alle gleich ausgerichtet, und an jedem saß ein Schüler mit tief geneigtem Kopf und schrieb auf eine Pergamentrolle. Einzig das Kratzen der Federn war zu hören und ein gelegentliches Rascheln, wenn jemand sein Pergament zurechtrückte. Offensichtlich war gerade Examen.
    Sonnenlicht flutete durch die hohen Fenster auf die gebeugten Köpfe, die kastanienbraun und kupferrot und golden in dem hellen Licht schimmerten. Harry blickte sich behutsam um. Snape musste hier irgendwo sein … dies war seine Erinnerung …
    Und da, an einem Tisch direkt hinter Harry, saß er. Harry starrte ihn an. Snape der Teenager machte einen kümmerlichen, blassen Eindruck, wie eine Pflanze, die im Dunkeln gehalten wurde. Sein Haar war strähnig und fettig und streifte über den Tisch, seine Hakennase war gerade mal einen Zentimeter von dem Pergament entfernt, das er bekritzelte. Harry stellte sich hinter Snape und las die Überschrift des Blatts mit den Prüfungsfragen: VERTEIDIGUNG GEGEN DIE DUNKLEN KÜNSTE – ZAUBERERGRAD-PRÜFUNGEN . Also musste Snape fünfzehn oder sechzehn sein, etwa in Harrys Alter. Seine Hand flog über das Pergament; er hatte fast einen halben Meter mehr geschrieben als seine nächsten Nachbarn, und das bei seiner winzigen und engen Handschrift.
    »Noch fünf Minuten!«
    Die Stimme ließ Harry zusammenzucken. Er wandte sich um und sah nicht weit entfernt Professor Flitwicks Kopf, der sich zwischen den Tischen bewegte. Professor Flitwick ging an einem Jungen mit zerstrubbeltem schwarzem Haar vorbei – mit sehr zerstrubbeltem schwarzem Haar …
    Harry bewegte sich so schnell, dass er einige Tische umgeworfen hätte, wenn er einen Körper gehabt hätte. Stattdessen schien er wie im Traum durch zwei Gänge und dann durch einen dritten zu gleiten. Der Rücken des schwarzhaarigen Jungen kam näher und … er richtete sich jetzt auf, legte seine Feder weg, zog seine Pergamentrolle zu sich heran, wie um noch einmal durchzulesen, was er geschrieben hatte … Harry blieb vor dem Tisch stehen und starrte hinunter auf seinen fünfzehn Jahre alten Vater.
    In seiner Magengrube brannte es vor Aufregung: Es war, als ob er sich selbst ansehen würde, jedoch mit einigen offensichtlichen Abweichungen. James’ Augen waren haselnussbraun, seine Nase war etwas länger als Harrys, und er hatte keine Narbe auf der Stirn, doch sie hatten das gleiche schmale Gesicht, den gleichen Mund, die gleichen Augenbrauen. James standen die Nackenhaare vom Kopf ab, genau wie bei Harry, seine Hände hätten die Harrys sein können, und wenn James aufstehen würde, das war Harry klar, wären sie ungefähr gleich groß.
    James gähnte ausgiebig, fuhr sich durchs Haar und machte es noch unordentlicher, als es ohnehin schon gewesen war. Dann, mit einem Blick auf Professor Flitwick, drehte er sich auf seinem Stuhl um und grinste einem Jungen zu, der vier Tische hinter ihm saß.
    Harry schreckte noch einmal vor Aufregung zusammen, als er sah, wie Sirius zu James gewandt die Daumen reckte. Sirius hing ganz lässig auf seinem Stuhl, den er nach hinten auf zwei Beine gekippt hatte. Er sah sehr gut aus; sein dunkles Haar fiel ihm mit einer Art beiläufiger Eleganz in die Augen, was weder James noch Harry hätte nachmachen können, und ein Mädchen, das hinter ihm saß, warf ihm hoffnungsvolle Blicke zu, die er allerdings nicht bemerkt zu haben schien. Und zwei Plätze von diesem Mädchen entfernt – Harrys Magen zog sich freudig zusammen – saß Remus Lupin. Er wirkte recht bleich und kränklich (war bald Vollmond?) und steckte noch tief in seiner Prüfungsarbeit: Gerade las er die Antworten erneut durch, kratzte sich mit dem Ende seiner Feder am Kinn und runzelte leicht die Stirn.
    Das hieß also, dass Wurmschwanz auch irgendwo hier sein musste … und tatsächlich, Harry erkannte

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