Harry Potter und der Orden des Phönix
lauter Knall und ein Schrei. Harry sah, wie Kingsley vor Schmerz schreiend zu Boden stürzte. Bellatrix Lestrange rannte Hals über Kopf davon, während Dumbledore sich blitzschnell umdrehte. Er schoss ihr einen Fluch nach, doch sie lenkte ihn ab; sie war schon auf halber Höhe der Stufen –
»Harry – nein!«, rief Lupin, aber Harry hatte den Arm bereits seinem lockeren Griff entrissen.
» SIE HAT SIRIUS GETÖTET !«, brüllte Harry. » SIE HAT IHN GETÖTET – ICH WERDE SIE TÖTEN !«
Und schon war er losgestürmt und stolperte hastig die Steinbänke hoch; Leute riefen ihm etwas nach, doch es war ihm gleich. Vor ihm verschwand der wehende Saum von Bellatrix’ Umhang, dann waren sie wieder in dem Raum, wo die Gehirne schwammen …
Über die Schulter hinweg schoss sie einen Fluch ab. Das Becken erhob sich in die Luft und kippte. Die übel riechende Brühe darin überflutete Harry, die Gehirne glitschten und rutschten über ihn und begannen ihn mit ihren langen bunten Tentakeln zu umspinnen, doch er rief: »Windgardium Leviosa!«, und sie flogen von ihm weg hoch in die Luft. Schlitternd und rutschend rannte er auf die Tür zu; er sprang über Luna hinweg, die am Boden stöhnte, an Ginny vorbei, die sagte: »Harry – was –?«, vorbei auch an Ron, der matt kicherte, und an Hermine, die immer noch ohnmächtig war. Er riss die Tür auf, die in die runde schwarze Halle führte, und sah Bellatrix durch eine Tür auf der anderen Seite des Raums verschwinden; vor ihr lag der Korridor, der zurück zu den Aufzügen führte.
Er rannte, doch sie hatte die Tür hinter sich zugeschlagen und schon drehte sich die Wand. Abermals umgaben ihn Streifen blauen Lichts von den wirbelnden Leuchtern.
»Wo ist der Ausgang?«, rief er verzweifelt, als die Wand wieder rumpelnd zum Stillstand kam. »Wo geht es raus?«
Der Raum schien auf seine Frage gewartet zu haben. Die Tür hinter ihm flog auf, und vor ihm erstreckte sich der Korridor zu den Aufzügen, beleuchtet von Fackeln und leer. Er rannte …
Vor sich konnte er einen Aufzug klappern hören; er spurtete durch den Gang, wirbelte um eine Ecke und schlug mit der Faust auf den Knopf, um einen zweiten Aufzug zu holen. Rasselnd und polternd sank der Fahrstuhl immer tiefer; die Gitter glitten auf, Harry stürzte hinein und hämmerte nun auf den Knopf mit der Aufschrift »Atrium«. Die Türen glitten zu und er fuhr nach oben …
Er zwängte sich aus dem Aufzug, noch ehe die Gitter ganz geöffnet waren, und sah sich um. Bellatrix war schon fast am Telefonlift auf der anderen Seite der Halle, doch sie blickte zurück, während er auf sie zurannte, und feuerte einen weiteren Fluch auf ihn ab. Er duckte sich hinter den Brunnen der Magischen Geschwister; der Fluch raste an ihm vorbei und traf die goldenen schmiedeeisernen Portale am anderen Ende des Atriums, die wie Glocken erklangen. Es waren keine Schritte mehr zu hören. Sie war stehen geblieben. Er kauerte sich hinter die Statuen und lauschte.
»Komm raus, komm raus, kleiner Harry!«, rief sie mit ihrer gekünstelten Babystimme, die vom Parkettboden widerhallte. »Wozu bist du mir sonst nachgerannt? Ich dachte, du wärst hier, um meinen lieben Cousin zu rächen!«
»Das bin ich auch!«, rief Harry und zwanzig geisterhafte Harrys rundum in der Halle schienen im Chor Das bin ich auch! Das bin ich auch! Das bin ich auch! zu singen.
»Aaaaaah … hast du ihn geliebt, kleines Potterbaby?«
Hass stieg in Harry hoch, wie er ihn nie gespürt hatte; er stürmte hinter dem Brunnen hervor und brüllte: »Crucio!«
Bellatrix schrie. Der Fluch hatte sie umgeworfen, doch sie krümmte sich nicht und kreischte nicht vor Schmerz, wie Neville es getan hatte – sie war schon wieder auf den Beinen, außer Atem, und sie lachte nicht mehr. Harry duckte sich erneut hinter den goldenen Brunnen. Ihr Gegenfluch traf den Kopf des hübschen Zauberers, er wurde heruntergerissen, schlug sechs Meter entfernt auf und riss lange Kratzer in den Holzboden.
»Hast noch nie einen Unverzeihlichen Fluch benutzt, nicht wahr, Junge?«, rief sie. Ihre Babystimme war nun verschwunden. »Du musst ihn auch wirklich so meinen, Potter! Du musst wirklich Schmerz zufügen wollen – es genießen – gerechter Zorn wird mir nicht lange wehtun – ich zeig dir, wie man’s macht, ja? Ich erteil dir eine Lektion –«
Harry kroch vorsichtig um den Brunnen herum, sie schrie »Crucio!«, und er war gezwungen, sich erneut zu ducken, weil der Arm des Zentauren, der den Bogen
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