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Harry Potter und die Heiligtümer des Todes

Harry Potter und die Heiligtümer des Todes

Titel: Harry Potter und die Heiligtümer des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.K. Rowling
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aufmachen wollte, schüttelte Bathilda überraschend energisch den Kopf und deutete wieder zuerst auf Harry und dann auf sich.
    »Sie will, dass nur ich mitkomme.«
    »Warum?«, fragte Hermine, und ihre Stimme tönte scharf und klar durch den von Kerzen beleuchteten Raum; die alte Dame schüttelte leicht den Kopf bei dem Lärm.
    »Vielleicht hat Dumbledore ihr gesagt, dass sie mir das Schwert geben soll, mir allein?«
    »Meinst du wirklich, sie weiß, wer du bist?«
    »Ja«, sagte Harry und blickte hinab in die milchigen Augen, die auf seine eigenen gerichtet waren, »ich glaube schon.«
    »Also gut, aber beeil dich, Harry.«
    »Gehen Sie voraus«, sagte Harry zu Bathilda.
    Sie schien zu verstehen, denn sie schlurfte um ihn herum auf die Tür zu. Harry drehte sich mit einem beruhigenden Lächeln zu Hermine um, aber er war nicht sicher, ob sie es gesehen hatte; sie stand, die Arme um sich geschlungen, mitten in dem von Kerzen beschienenen Elend und sah zum Bücherschrank hinüber. Als Harry aus dem Zimmer ging, ließ er, ohne dass Hermine oder Bathilda es merkten, das silbern gerahmte Foto des unbekannten Diebs in seine Jacke gleiten.
    Die Treppe war steil und schmal: Harry hätte der rundlichen Bathilda am liebsten die Hände auf den Hintern gelegt, damit sie nicht rückwärts auf ihn stürzte, was durchaus passieren konnte. Langsam und ein wenig keuchend stieg sie zum oberen Treppenabsatz empor, wandte sich dann gleich nach rechts und führte ihn in ein niedriges Schlafzimmer.
    Es war stockdunkel und stank fürchterlich: Harry hatte gerade noch einen Nachttopf unter dem Bett hervorlugen sehen, ehe Bathilda die Tür schloss und selbst dieser von der Dunkelheit verschluckt wurde.
    »Lumos« , sagte Harry und sein Zauberstab flammte auf. Er fuhr zusammen: Bathilda war in diesen wenigen dunklen Sekunden dicht an ihn herangetreten, ohne dass er sie gehört hatte.
    »Du bist Potter?«, flüsterte sie.
    »Ja, der bin ich.«
    Sie nickte langsam und ernst. Harry spürte den Horkrux schnell schlagen, schneller als sein eigenes Herz: Es war ein unangenehmes, aufwühlendes Gefühl.
    »Haben Sie etwas für mich?«, fragte Harry, doch sie schien von der leuchtenden Spitze seines Zauberstabs abgelenkt.
    »Haben Sie etwas für mich?«, wiederholte er.
    Dann schloss sie die Augen und es passierten mehrere Dinge zugleich: Harrys Narbe kribbelte schmerzhaft; der Horkrux zuckte so heftig, dass sich sein Pulli vorne tatsächlich bewegte; das dunkle, stinkende Zimmer löste sich einen Augenblick lang auf. Er verspürte jähe Freude und sprach mit hoher, kalter Stimme: Halt ihn fest!
    Harry schwankte auf der Stelle: Das dunkle, übel riechende Zimmer schien sich wieder um ihn zu schließen; er wusste nicht, was gerade passiert war.
    »Haben Sie etwas für mich?«, fragte er ein drittes Mal, viel lauter.
    »Hier drüben«, flüsterte sie und deutete in eine Ecke. Harry hob seinen Zauberstab und sah die Konturen eines überhäuften Frisiertischs unter den zugezogenen Vorhängen eines Fensters.
    Diesmal ging sie nicht voraus. Harry drängte sich mit erhobenem Zauberstab zwischen ihr und dem ungemachten Bett hindurch. Er wollte den Blick nicht von ihr abwenden.
    »Was ist es?«, fragte er, als er den Frisiertisch erreicht hatte, auf dem, so wie es aussah und roch, ein großer Haufen schmutzige Wäsche lag.
    »Da«, sagte sie und deutete auf das heillose Durcheinander.
    Und in dem Moment, als er den Blick abwandte, als seine Augen das wirre Knäuel nach dem Griff eines Schwertes, nach einem Rubin absuchten, machte sie eine unheimliche Bewegung. Er sah es aus dem Augenwinkel; Panik ließ ihn herumschnellen, und Grauen lähmte ihn, als er den alten Körper zusammenbrechen sah und die große Schlange dort herausquoll, wo gerade noch Bathildas Hals gewesen war.
    Als er seinen Zauberstab hob, stieß die Schlange zu: Ihr Biss in seinen Unterarm war so kräftig, dass der Zauberstab hinauf zur Decke wirbelte, sein Lichtstrahl Schwindel erregend durchs Zimmer trudelte und erlosch. Dann nahm ihm ein mächtiger Schlag ihres Schwanzes in seine Magengrube den Atem: Er fiel zurück auf den Frisiertisch, in den Haufen schmutziger Kleider –
    Er rollte zur Seite, entging nur knapp dem Schwanz der Schlange, der dort auf den Tisch schlug, wo gerade noch er gewesen war: Die Scherben der Glasplatte hagelten auf ihn herab, als er zu Boden fiel. Von unten hörte er Hermine rufen: »Harry?«
    Er bekam nicht genug Luft in die Lungen, um zurückzurufen. Dann

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