Harry Potter und die Kammer des Schreckens
Potter«, spottete Malfoy, »sie wäre mehr wert als das ganze Haus seiner Familie –«
Blitzschnell zog Ron seinen geflickten Zauberstab hervor, doch Hermine schlug Abstecher mit Vampiren knallend zu und flüsterte:
»Achtung!«
»Um was geht es denn, Herrschaften?« Gilderoy Lockhart schritt auf sie zu, sein türkisfarbener Umhang flatterte im Winde. »Wer verteilt hier Autogrammkarten?«
Harry wollte gerade den Mund aufmachen, doch Lockhart patschte ihm den Arm auf die Schulter und dröhnte gönnerhaft:
»Dumme Frage! Wieder mal unser Harry!«
Harry, wie mit einem Schraubstock an Lockhart gepresst, sah Malfoy mit spöttischem Blick in der Menge verschwinden.
»Nun denn, Mr Creevey«, sagte Lockhart und strahlte zu Colin hinüber. »Ein Doppelporträt, was für ein Angebot, und wir unterschreiben es beide für Sie.«
Colin fummelte an seiner Kamera und schoss das Bild in dem Augenblick, als die Glocke hinter ihnen läutete und zum Nachmittagsunterricht rief.
»So, die Herrschaften, verkrümelt euch«, rief Lockhart den Umstehenden zu und ging mit Harry, den er immer noch an sich gepresst hatte, auf das Schlosstor zu. Wenn ich nur einen guten Verschwindezauber kennen würde, dachte Harry.
»Unter uns gesagt, Harry«, sagte Lockhart väterlich, als sie das Gebäude durch eine Seitentür betraten. »Ich hab Ihnen da mit dem jungen Creevey ein wenig geholfen – weil er mich auch fotografiert hat, werden Ihre Schulkameraden nicht denken, dass Sie sich zu sehr ins Rampenlicht rücken …« Er achtete nicht auf Harrys Gestammel und schleifte ihn unter den neugierigen Blicken der anderen Schüler durch einen Gang und eine Treppe empor.
»Ich wollte Ihnen nur sagen, dass es zu diesem Zeitpunkt Ihrer Laufbahn nicht klug ist, Autogrammkarten zu verteilen – wirkt doch leicht übertrieben, um ehrlich zu sein. Irgendwann mag durchaus die Zeit kommen, da Sie immer einen Stapel griffbereit haben sollten, wie ich, aber –«, er gab ein leises Gackern von sich, »ich glaube nicht, dass Sie schon so weit sind.«
Sie waren zu Lockharts Klassenzimmer gelangt und endlich ließ er Harry los. Harry zupfte seinen Umhang zurecht und suchte sich einen Platz ganz hinten, wo er sich damit beschäftigte, alle sieben Bücher von Lockhart vor sich aufzustapeln, so dass er den leibhaftigen Lockhart nicht anzusehen brauchte.
Der Rest der Klasse kam hereingetröpfelt und Ron und Hermine setzten sich neben Harry.
»Auf deinem Gesicht hätte man Spiegeleier braten können«, sagte Ron. »Kannst nur beten, dass Creevey nicht Ginny über den Weg läuft, die würden auf der Stelle einen Harry-Potter-Fanclub gründen.«
»Hör auf«, fauchte ihn Harry an. Das Letzte, was er jetzt brauchen konnte, war, dass Lockhart etwas von einem »Harry-Potter-Fanclub« aufschnappte.
Als alle saßen, räusperte sich Lockhart laut und es trat Stille ein. Er griff nach Neville Longbottoms Exemplar von Trips mit Trollen und hielt es hoch, um sein eigenes zwinkerndes Bild auf der Titelseite zu zeigen.
»Ich«, sagte er, deutete darauf und zwinkerte ebenfalls, »Gilderoy Lockhart, Orden der Merlin dritter Klasse, Ehrenmitglied der Liga zur Verteidigung gegen die dunklen Kräfte und fünfmaliger Gewinner des Charmantestes-Lächeln-Preises der Hexenwoche – aber das ist nicht der Rede wert. Die Todesfee von Bandon bin ich schließlich nicht losgeworden, indem ich sie angelächelt habe!«
Er hielt inne, um ihnen Gelegenheit zum Lachen zu geben; ein paar lächelten matt.
»Wie ich sehe, habt ihr alle die komplette Ausgabe meiner Werke erworben – gut so. Ich dachte, wir könnten heute mit einem kleinen Quiz beginnen. Was ganz Leichtes, keine Sorge – wollte nur sehen, wie gründlich ihr sie gelesen habt, wie viel ihr behalten habt –«
Er verteilte die Aufgabenblätter und ging dann wieder nach vorn: »Ihr habt dreißig Minuten – los geht’s!«
Harry sah auf sein Blatt und las:
1. Was ist Gilderoy Lockharts Lieblingsfarbe?
2. Wie lautet Gilderoy Lockharts geheimer Wunsch?
3. Was ist Ihrer Meinung nach Gilderoy Lockharts größte Leistung bisher?
So ging es weiter, über drei Seiten hinweg, bis zur letzten Frage:
54. Wann hat Gilderoy Lockhart Geburtstag und was wäre das ideale Geschenk für ihn?
Eine halbe Stunde später sammelte Lockhart die Zettel ein und blätterte sie vor der Klasse durch.
»Tjaja – kaum einer von euch weiß noch, dass meine Lieblingsfarbe Lila ist. Das schreibe ich in Ein Jahr bei einem Yeti . Und ein paar von euch
Weitere Kostenlose Bücher