Harry Potter und die Kammer des Schreckens
sich auf, sah Harry, Ron und Hermine, die fast an der Tür waren, und sagte:
»Nun, ich bitte euch drei, den Rest von ihnen einfach wieder in den Käfig zu sperren.« Er huschte an ihnen vorbei und schloss rasch die Tür hinter sich.
»Das ist doch unglaublich!«, brüllte Ron, als einer der verbliebenen Wichtel ihn ins Ohr biss.
»Er will doch nur, dass wir ein wenig praktische Erfahrung sammeln«, sagte Hermine, legte mit einem pfiffigen Erstarrungszauber zwei Wichtel auf einmal lahm und stopfte sie zurück in den Käfig.
»Praktische Erfahrung?« , sagte Harry und versuchte einen Wichtel zu packen, der jedoch tänzelnd entwich und ihm die Zunge rausstreckte. »Hermine, der hatte doch keinen blassen Schimmer von dem, was er da hätte tun sollen –«
»Unsinn«, sagte Hermine, »du hast doch seine Bücher gelesen – überleg doch mal, was für tolle Sachen er gemacht hat –«
»Die er angeblich gemacht hat«, murmelte Ron.
Die unheimliche Stimme
In den nächsten Tagen war Harry häufig damit beschäftigt, rasch abzutauchen, wenn er Gilderoy Lockhart herumstolzieren sah. Schwieriger war es allerdings, Colin Creevey aus dem Weg zu gehen. Colin hatte Harrys Stundenplan offenbar auswendig gelernt. Nichts schien ihm mehr Spaß zu machen, als sechs oder sieben Mal täglich »Alles klar, Harry?« zu rufen und darauf »Hallo, Colin« zu hören, und mochte Harry dabei noch so entnervt klingen.
Hedwig war wegen der fürchterlichen Reise immer noch sauer auf Harry, und Rons Zauberstab spielte immer noch verrückt. Am Freitagmorgen übertraf er sich selbst: Pfeilschnell schoss er aus Rons Hand, flog genau zwischen die Augen des kleinen alten Professor Flitwick und hinterließ dort eine große, pulsierende grüne Beule. So kam das eine zum andern, und Harry war ganz froh, dass endlich Wochenende war. Mit Ron und Hermine wollte er am Samstagvormittag Hagrid besuchen. Frühmorgens jedoch, nach Harrys Geschmack ein paar Stunden zu früh, rüttelte ihn Oliver Wood, der Kapitän der Quidditch-Mannschaft von Gryffindor, aus dem Schlaf.
»Wasnlos?«, sagte Harry noch ganz benommen.
»Quidditch-Training«, sagte Wood. »Mach schon!«
Harry blinzelte aus dem Fenster. Ein leichter Nebelschleier hing am gold und rosa gefärbten Himmel. Jetzt, wo er wach war, begriff er nicht, wie er bei dem Höllenspektakel der Vögel hatte schlafen können.
»Oliver«, krächzte Harry, »in dieser Herrgottsfrühe.«
»Selbstverständlich«, sagte Wood. Er war ein großer und stämmiger Sechstklässler, und seine Augen waren voll glühender Begeisterung. »Unser neues Trainingsprogramm. Los jetzt, nimm deinen Besen und lass uns endlich gehen«, sagte Wood energisch. »Von den andern Mannschaften hat noch keine mit dem Training angefangen, dieses Jahr sind wir die Ersten in den Startlöchern –«
Gähnend und ein wenig fröstelnd stieg Harry aus dem Bett und machte sich auf die Suche nach seinem Quidditch-Umhang.
»Bist ein guter Mann«, sagte Wood. »Wir sehen uns in einer Viertelstunde auf dem Feld.«
Harry suchte den scharlachroten Mannschaftsumhang heraus und zog, weil ihm kalt war, seinen Mantel drüber. Dann schrieb er einen Zettel für Ron und stieg mit geschultertem Nimbus Zweitausend die Wendeltreppe hinunter in den Gemeinschaftsraum. Kurz vor dem Porträtloch hörte er hinter sich Getrappel. Colin Creevey raste mit wild umherpendelnder Kamera die Wendeltreppe herunter. In der Hand hielt er etwas umklammert.
»Hab gehört, wie jemand auf der Treppe deinen Namen genannt hat, Harry! Schau mal, was ich hier hab! Ich hab’s entwickeln lassen und wollte es dir zeigen –«
Gedankenverloren sah Harry auf das Foto, das ihm Colin unter die Nase hielt.
Ein schwarzweißer Lockhart bewegte sich darauf und zerrte mit Leibeskräften an einem Arm, den Harry als seinen eigenen erkannte. Mit Genugtuung stellte er fest, dass sein Foto-Ich es Lockhart mehr als schwer machte und sich partout nicht ins Blickfeld zerren ließ. Schließlich gab Lockhart auf und sank nach Luft ringend am weißen Bildrand nieder.
»Schreibst du deinen Namen drauf?«, fragte Colin schmeichelnd.
»Nein«, erwiderte Harry schlicht und blickte sich um, ob wirklich niemand im Raum war. »Tut mir leid, Colin, ich hab’s eilig – Quidditch-Training –«
Er kletterte durch das Porträtloch.
»Au klasse! Wart auf mich! Ich hab noch nie ein Quidditch-Spiel gesehen!«
Und Colin kraxelte hinter ihm her.
»Das ist sicher ganz langweilig für dich«, sagte Harry
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