Harry Potter und die Kammer des Schreckens
man doch als geköpft durchgehen lassen, aber nein, es reicht nicht für Sir Ordentlich Geköpfter Podmore.«
Der Fast Kopflose Nick holte einige Male tief Luft und sagte dann mit viel ruhigerer Stimme: »So, und was macht Ihnen Sorgen? Kann ich etwas für Sie tun?«
»Nein«, sagte Harry. »Außer, Sie wissen, wo wir sieben Nimbus Zweitausendeins umsonst herkriegen könnten für unser Spiel gegen Sly-«
Der Rest des Satzes ging in einem fiepsigen Miauen unter, das aus der Nähe seiner Füße kam. Er blickte hinunter und ein Paar gelbe Laternenaugen starrten ihn an. Es war Mrs Norris, die skelettdürre graue Katze, die der Hausmeister Argus Filch als eine Art Gehilfin in seiner endlosen Schlacht gegen die Schüler einsetzte.
»Sie verschwinden am besten von hier, Harry«, sagte Nick hastig, »Filch hat ganz schlechte Laune – er hat einen Schnupfen, und ein paar Drittklässler haben in Kerker fünf versehentlich Froschgehirne über die ganze Decke gespritzt, er hat den ganzen Morgen geputzt, und wenn er Sie hier vor Schlamm triefen sieht –«
»Stimmt«, sagte Harry und wich vor dem anklagenden Starren von Mrs Norris zurück, doch nicht schnell genug. Angezogen durch die geheimnisvolle Macht, die ihn offenbar mit seiner heimtückischen Katze verband, brach Argus Filch plötzlich durch einen Wandbehang rechts von Harry. Mit rasselndem Atem sah er sich fieberhaft nach dem Regelverletzer um. Um den Kopf hatte er einen dicken Schal mit Schottenmuster gewickelt und seine Nase glänzte ungewöhnlich purpurfarben.
»Dreck«, rief er mit zitternden Wangen, und seine Augen quollen beunruhigend weit vor, als er auf die Schlammlache deutete, die von Harrys Quidditch-Umhang herabgetropft war. »Überall Dreck und Unordnung. Mir reicht’s, kann ich dir sagen! Folge mir, Potter!«
Also winkte Harry mit düsterem Blick dem Fast Kopflosen Nick zum Abschied und folgte Filch nach unten, wobei er die Zahl der schlammigen Fußabdrücke auf dem Boden verdoppelte.
Harry war noch nie in Filchs Büro gewesen; das war der Ort, um den die meisten Schüler einen weiten Bogen machten. Das schäbige und fensterlose Kabuff wurde vom Licht einer Ölfunzel an der niedrigen Decke erhellt. Ein schwacher Geruch nach gebratenem Fisch hing in der Luft. An der Wand entlang standen hölzerne Aktenschränke, deren Beschriftungen Harry sagten, dass sie Einzelheiten über jeden Schüler enthielten, den Filch je bestraft hatte. Fred und George Weasley hatten ein ganzes Fach für sich allein. Eine Sammlung von auf Hochglanz polierten Ketten und Fußschellen hing an der Wand hinter Filchs Schreibtisch. Alle wussten, dass er Dumbledore ständig um die Erlaubnis bat, die Schüler an den Fußgelenken gefesselt von der Decke baumeln zu lassen.
Filch nahm eine Feder aus dem Tintenfass auf seinem Schreibtisch und begann nach Pergament zu stöbern.
»Dreck«, murmelte er zornig, »große, glühend heiße Drachenpopel … Froschgehirne … Ratteninnereien … mir reicht’s … Strafe zur Abschreckung … wo ist das Formblatt … da …«
Er hatte eine dicke Rolle Pergament aus der Schreibtischschublade gezogen und sie vor sich ausgebreitet und tunkte nun den langen schwarzen Federkiel in das Tintenfass.
»Name … Harry Potter. Verbrechen …«
»War doch nur ein bisschen Schlamm!«, sagte Harry.
»Für dich ist es nur ein wenig Schlamm, Junge, aber für mich ist es eine Überstunde Schrubben!«, schrie Filch und an der Spitze seiner Knollennase erzitterte ein widerlicher Tropfen. »Verbrechen … Beschmutzung des Schlosses … vorgeschlagene Strafe …«
Filch tippte mit dem Finger gegen seine triefende Nase und äugte Unheil verkündend zu Harry hinüber, der mit angehaltenem Atem auf den Urteilsspruch wartete.
Doch gerade als Filch die Feder aufsetzte, erschütterte ein lauter KNALL die Bürodecke, der die Öllampe klirren ließ.
» PEEVES «, donnerte Filch zornentbrannt und warf die Feder auf den Tisch, »diesmal krieg ich dich, darauf kannst du Gift nehmen!«
Und ohne Harry auch nur einen Blick zuzuwerfen, hastete Filch plattfüßig aus dem Büro, Mrs Norris auf den Fersen.
Peeves war der Schul-Poltergeist, ein grinsendes, in der Luft schwebendes Übel, dessen Lebenszweck es war, Wirrsal und Verdruss zu schaffen. Harry konnte Peeves nicht ausstehen, doch diesmal konnte er nicht anders, als ihm für seinen Auftritt zur rechten Zeit dankbar zu sein. Was Peeves angestellt hatte (und diesmal hatte es geklungen, als ob er etwas sehr Großes in
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