Harrys Höllen-Cocktail
daß er mein Freund ist?«
Ramon verstand nicht so recht. »Wer?«
»Ich meine den Teufel.«
»Hör auf, verdammt. Das sind doch Ammenmärchen. Den Teufel gibt es nicht.«
»Dann schau mal nach unten. Was siehst du da?«
»Meine Füße.«
»Klar, du Hirnie, aber worin stehen deine Füße?«
Er schaute wieder nach unten. Das Bewegen des Kopfes bereitete ihm sichtlich Schmerzen. Harry interessierte das nicht. Er dachte nur an seine Pläne. Die Lampe unter der Decke gab nicht sehr viel Licht. Aber die Beleuchtung paßte zu der unheimlichen Szenerie.
»Was siehst du?« wiederholte der Mann seine Frage.
»Einen Kreis.«
»Richtig.«
Ramon hob den Kopf. »Was bedeutet es?«
Harry gab sich überlegen und ließ sich auch Zeit mit seiner Antwort.
»Dieser Kreis ist eine Abtrennung. Außerhalb befindet sich die normale Welt, in seinem Innern allerdings hat sich eine andere manifestiert, die der Hölle!«
Trotz seiner Schmerzen schaute der Spanier seinen Peiniger an, als hätte er einen Geisteskranken vor sich. »Was soll das denn wieder bedeuten?« fragte er flüsternd.
»Ja, die Hölle.«
Ramon wollte lachen, sah aber in das Gesicht des Keepers und verschluckte diese Reaktion.
Harry wollte seine Worte nicht nur so im Raum stehen lassen, sondern sie auch beweisen. Deshalb ging er einmal um den äußeren Rand des Kreises herum und murmelte Worte, die Ramon zwar hörte, aber nicht begriff.
Ein paarmal kam das Wort Asmodis darin vor, sonst aber nichts. Der andere blieb stehen. »Schau nach unten!« flüsterte er seinem Gefangenen zu. »Los, mach schon!«
Ramon senkte den Blick. Die Stiche in seinem Kopf ignorierte er. Aber er hatte plötzlich den Eindruck, als würden Hände seine Kehle zudrücken, denn unter ihm tat sich etwas.
Der Kreis füllte sich.
Ein Gebilde entstand.
Zuerst war es nicht zu erkennen. Es stieg aus der Tiefe in die Höhe, nahm an Deutlichkeit zu und kristallisierte sich so scharf hervor, daß der Mann es erkennen konnte.
Es war ein häßliches und abscheuliches Gesicht. Eine dreieckige Fellfratze mit leuchtendroten Augen, in denen das düstere Feuer der Hölle brannte.
Ramon kannte dieses Bild. So wurde nur einer dargestellt. Jemand, der in der Tiefe der Hölle das Sagen hatte, eben der Teufel!
»Siehst du ihn?« fragte Harry flüsternd.
»Ja.«
»Es ist der Satan, Ramon. Mein Freund, hörst du? Der Teufel ist mein Freund, und zwar mein bester.«
Ramon sagte nichts. Er konnte nur das Gesicht anschauen, das so plastisch war, denn es besaß auch Tiefe. Und unter ihm glaubte er, einen Schacht zu sehen, der in eine nicht mehr auslotbare Tiefe führte.
»Was ist das?« ächzte er.
Harry lachte laut. »Die Hölle natürlich. Ich gestatte dir einen Blick in die Hölle.«
Der Gefangene konnte nicht mehr sprechen. Zuviel war in den letzten Minuten auf ihn eingestürmt. Es hatte ihn sogar die Schmerzen im Kopf vergessen lassen.
»Hast du noch nie etwas von der Hölle gehört?« erkundigte sich Harry lauernd.
»Doch, aber…«
»Es gibt kein aber mehr«, sagte der Keeper leise. »Nur noch ein entweder oder.« Er kam noch näher und legte die Hand unter das Kinn seines Gefangenen, so daß er den Kopf ein wenig anheben konnte. »Du mußt dich für einen der beiden Begriffe entscheiden.«
»Und wenn nicht?«
Harry strahlte fast, als er seinen Zeigefinger krümmte und auf die glosende Teufelsfratze deutete, deren Maul sich zu einem breiten Grinsen verzogen hatte. »Wenn nicht, werde ich dich hängend in die Hölle gleiten lassen.«
»Verrückt!«
Ramon hatte das Wort hervorgestoßen. Er sah den anderen nicken.
»Für dich vielleicht, für mich weniger. Für mich ist es eine Realität und längst nicht verrückt. Der Teufel ist mein Freund. Auch unter Freunden gibt es nichts umsonst. Er würde sich auf deine Seele freuen, denn du gehörst zu den Typen, die im Leben fast nur betrogen haben. Du bist nicht positiv und nur von der Sucht beseelt, dein Vergnügen zu finden. Auf so etwas wartet der Teufel nur.« Harry schaute seinen Gefangenen an, der jedoch gab keinen Kommentar. Deshalb sprach der Keeper weiter. »Das war natürlich nur eine Möglichkeit. Möchtest du auch die andere hören?«
»Ja…«
Der Spanier war schon so ziemlich am Ende. Harry nickte. »Bei der zweiten Möglichkeit bleibst du am Leben. Du wirst nur meinen Cocktail zu dir nehmen müssen. Hast du davon schon einmal gehört?«
Ramon hatte Mühe, den schnellen Themen-und Gedankensprüngen zu folgen, deshalb mußte er
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