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Hart

Hart

Titel: Hart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Masters
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Kinder. Überall flogen Möwen umher und lauerten darauf, dass die Boote Fische aufwirbelten.
    Der Anblick des Wassers erinnerte mich an Michael, und der Schmerz verschlug mir den Atem.
    Ich ließ mich auf die Bettkante sinken. Die Berge Tennessees schienen Lichtjahre entfernt, nicht nur ein paar Stunden. Wenn uns lediglich die Meilen getrennt hätten, wäre ich sofort losgefahren und gegen Abend bei ihm gewesen – aber es war mehr als das. Da war
sie.
    Ich versuchte, die Gedanken abzuschütteln, die michjede Nacht quälten, seit er gesagt hatte, dass er mit ihr lieber schlafen würde als mit mir. Mit ihr, der Frau, die schon vor mir da gewesen war und mit der er sich vielleicht auch jetzt wieder traf. In jenen langen Nächten, in denen wir uns bis zum Sonnenaufgang liebten, hatte er mir so viele Dinge ins Ohr geflüstert, und bald hatte ich erfahren, dass die Phantasien, die er mit seinen Worten beschwor, gar keine Phantasien waren, sondern Erinnerungen.
    Vor allem ein Bild ließ mir keine Ruhe, wie viel Zeit auch vergangen war. Es war die Vorstellung, wie er eine Frau – sie, wie ich später erfuhr – an seine geliebte Hantelbank gebunden hatte, die Erinnerung an all die schmutzigen Details, die er mir beschrieben hatte, als ich noch nicht wusste, dass es sich gar nicht um eine Phantasie handelte. Diese Erinnerung war ihm so heilig, dass er sich nicht scheute, sie in unsere Beziehung einzubringen und unsere Liebe damit zu besudeln.
    Ich hatte die Stimme des Mannes, den ich so sehr liebte, im Ohr, wie er Dinge sagte, die mir unerträglich waren:
    «Ich habe sie so heftig gefickt, dass die ganze Hantelbank über den Boden rutschte   …»
    Plötzlich war ich höllisch wütend und trat ein Kissen quer durch den Raum. Es prallte von der Wand ab und lag dann einsam und unschuldig auf dem Teppich. Genau so einsam, wie ich mich fühlte.
    Einer der Hunde kam die Treppe herauf und schnüffelte am Kissen. Ich starrte aus dem Fenster und dachte an irgendwas anderes, egal, was, bis die Bilder verblassten. Ich beobachtete einen Mann auf einem Jetski. Ich beobachtete einen Jungen mit einem Schwimmreifen. Ich beobachtete die Möwen beim Fischen und Zanken. Ich beobachtete ein Schiff der Küstenwache bei der Einfahrt in den Kanal. Als das Schiff weg war, waren meine Tränen getrocknet – für diesmal.
    Ich ging die Treppe hinunter. Die Hunde wollten schonwieder raus, und so machte ich die Hintertür auf und ließ sie laufen. Als ich mich zum Gehen wandte, fiel mir auf, dass die Kellertür nur angelehnt war.
    Ich zog den Schlüsselbund aus der Tasche, betrachtete die Schlüssel und dann wieder die Tür. Im Keller befand sich der liebevoll «Dschungel-Zimmer» genannte Raum. Dieser Raum beherbergte ausgestopfte Tiere, Safarifotos und Gewehre, mit denen man einen Elefanten erlegen konnte, und war eindeutig das Reich eines Mannes. Nur die wenigsten Kinder oder Frauen würden sich hier länger aufhalten wollen. In den Gewehrschränken, die sich die Wände entlangzogen, hingen die unterschiedlichsten Waffen, und ich war klug genug, nicht zu fragen, ob er für alle einen Waffenschein besaß.
    Aus Sicherheitsgründen war diese Tür immer zweimal abgeschlossen.
    Jetzt aber stand sie offen.
    Wieder überkam mich dieses ungute Gefühl; es war dieselbe Mischung aus Angst und Vorahnung, die mich an der Vordertür überfallen hatte. Diesmal konnte ich die offene Tür aber nicht mehr als ein Versehen abtun. Selbst zwei fröhlich schwanzwedelnde Hunde hätten mich jetzt nicht mehr überzeugen können, dass alles in Ordnung war.
    Ich war nicht allein im Haus.
    Und wer immer mit mir hier war, war den Gewehren wesentlich näher als ich.
    Ich trat in den Schatten zurück. Durch die Hintertür hätte ich flüchten können. Aus den großen Fenstern des Dschungel-Zimmers war jedoch der ganze hintere Garten zu übersehen, und wer auf mich schießen wollte, hätte mich auf dem Präsentierteller vor sich gehabt. Auf dem Küchentresen stand das Telefon. Und die Vordertür war noch immer offen.
    Warum stand ich also immer noch hier?
    Ich wollte auf keinen Fall hinterrücks erwischt werden, noch dazu von einem Gewehr. Etwas in mir war fest entschlossen, das zu verhindern. Vielleicht war es die Erinnerung daran, wie Michael mich völlig unvorbereitet getroffen hatte, als er mir sagte, dass er wieder mit jener Frau bumste. Vielleicht war es der Schock der Erkenntnis, dass er sie die ganze Zeit geliebt hatte.
    So würde ich mich nicht noch einmal

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